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So leiden Spediteure unter dem Konkurrenzdruck aus dem Ausland

Waldheimer Spediteure rechnen vor, was allein die Mauterhöhung kostet. Aber auch andere Ausgaben sind extrem gestiegen.

Von Cathrin Reichelt
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Die Geschäftsführer der Waldheimer Speditionsgesellschaft André Baldauf (links) und Ernst Meidel plädieren für einheitliche Bedingungen für alle Spediteure, die Deutschland frequentieren.
Die Geschäftsführer der Waldheimer Speditionsgesellschaft André Baldauf (links) und Ernst Meidel plädieren für einheitliche Bedingungen für alle Spediteure, die Deutschland frequentieren. © SZ/DIetmar Thomas

Waldheim. Die Stimmung ist schlecht. Der Landesverband des Sächsischen Verkehrsgewerbes warnt: Der Speditionswirtschaft droht der Infarkt.

„Aber nicht nur der Sächsischen. Das ist ein deutschlandweites Problem“, sagt André Baldauf, mit Ernst Meidel gemeinsamer Geschäftsführer der Waldheimer Speditionsgesellschaft (WSG).

Hoher Kostendruck

„Wir stehen unter sehr hohem Kostendruck. Und er verschärft sich immer weiter“, so Baldauf. „Man weiß gar nicht, wo man den Gürtel noch hinschnallen soll.“

Von den Schwankungen des Marktes sei die Spedition stark betroffen. Der Konkurrenzdruck komme vor allem aus dem Ausland.

Seit dem 1. Dezember vergangenen Jahres sei die Maut um 83 Prozent gestiegen, der Beschluss dazu aber erst Mitte November gefallen. Die Kurzfristigkeit sei zum Problem geworden. Rund 1,5 Millionen Euro zahle die Spedition jetzt pro Jahr für die Maut.

Zuvor seien es 835.000 Euro gewesen. Die Erhöhung gibt die WSG an ihre Kunden weiter. „Wer das nicht bezahlen will, den beliefern wir nicht mehr“, erklärt Meidel rigoros.

Zwar müssten auch die ausländischen Spediteure Maut bezahlen, Aber sie könnten in ihrem Land bis zu 20 Cent pro Liter preiswerter tanken.

Und wenn sie ihren Tank in Tschechien oder Polen komplett füllen, bräuchten sie in Deutschland eine Woche lang keine Tankstelle anfahren.

Spritpreis enorm verteuert

Der Spritpreis habe sich aufgrund des Ukrainekrieges enorm verteuert. Lag er zuvor zwischen 1 und 1,20 Euro pro Liter, sind es jetzt durchschnittlich 1,80 Euro.

Die WSG betreibt auf ihrem Gelände eine eigene Tankstelle mit einem Fassungsvermögen von 30.000 Litern.

Eine Füllung kostete früher rund 30.000 Euro. Heute ist es zeitweise mehr als das Doppelte. Und der Tanklaster kommt mindestens einmal pro Woche.

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Zudem bemängeln die Geschäftsführer, dass die Einnahmen der Maut nicht dazu genutzt werden, wofür sie bestimmt sind, für die Instandhaltung der Infrastruktur. Stattdessen solle die Bahn gestützt werden.

Hinzu komme, dass durch die Maut der Umsatz aufgebläht werde, was eine höhere Gewerbesteuer zur Folge habe. „Es ist also eine versteckte Steuererhöhung“, meint Baldauf.

„Wir sind krisenerprobt. Aber der Druck wird immer höher“, sagt Meidel. Die WSG ist mit 65 Sattelzügen in Deutschland und den benachbarten europäischen Ländern unterwegs und transportiert Hygieneprodukte und Möbel, aber auch andere Handelsgüter.

Vor fünf Jahren waren es noch fünf Sattelzüge mehr. Die Kosten sind explodiert – in alle Richtungen. Vor Corona hat ein neues Fahrzeug rund 98.000 Euro gekostet. Derzeit sind es 135.000 Euro. „In der Regel tauschen wir fünf bis sieben Fahrzeuge pro Jahr“, so Meidel.

Beruf zu unattraktiv

Eigentlich sollte die Laufleistung eines Sattelzuges eine Million Kilometer betragen. Vor Jahren waren es sogar einige zehntausend Kilometer mehr. „Heute wird es immer schwieriger, die Million zu erreichen, weil die Qualität der Fahrzeuge nachlässt“, sagt Baldauf.

Glücklicherweise habe die WSG eine eigene Werkstatt. Die Mitarbeiter würden durch regelmäßige Prüfungen viel kompensieren und Ausfälle verhindern. Die Firma entscheide von Jahr zu Jahr, ob Fahrzeuge ersetzt oder komplett abgeschafft werden.