Döbeln
Merken

Mittelsächsische Einsatzkräfte werden immer öfter bedroht und beleidigt

IIm Oktober hat es mindestens zwei Fälle im Landkreis Mittelsachsen gegeben, bei denen Feuerwehrleute beim Einsatz attackiert worden sind. Oft werden die Vorfälle nicht angezeigt. Warum das aber wichtig ist.

Von Sylvia Jentzsch
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Drei Männer behindern nach einem tödlichen Unfall in Bremervörde in Niedersachsen die Arbeit der Rettungskräfte. Es kommt zu Handgreiflichkeiten. Bisher ist es in der Region Döbeln zu Beleidigungen und Bedrohungen gekommen.
Drei Männer behindern nach einem tödlichen Unfall in Bremervörde in Niedersachsen die Arbeit der Rettungskräfte. Es kommt zu Handgreiflichkeiten. Bisher ist es in der Region Döbeln zu Beleidigungen und Bedrohungen gekommen. © Symbolbild: dpa

Mittelsachsen/Geringswalde. Im Oktober musste die Mittweidaer Straße in Geringswalde wegen eines Unfalls für drei Stunden gesperrt werden. Die Feuerwehrleute wurden während ihres Einsatzes am Unfallort von einem 30-jährigen Rumänen gestört.

Dieser beleidigte und bedrohte die Feuerwehrleute. Der Passant hatte sich unbefugt an der Einsatzstelle und zwischen den Fahrzeugen aufgehalten.

„Wir haben ihn mehrfach aufgefordert, sich hinter die Absperrung zu begeben“, sagte Jan Bretschneider von der Geringswalder Wehr.

Da der 30-Jährige der Aufforderung nicht nachgekommen sei, haben ihn die Feuerwehrleute etwas energischer darauf hingewiesen, den Einsatzort zu verlassen. „Daraufhin wurden wir bedroht und beleidigt“, so Bretschneider.

Kein Einzelfall

Das war kein Einzelfall. Die Kameraden der Richzenhainer Wehr berichteten nach einem Einsatz am 20. Oktober auf der Harthaer Straße in den sozialen Medien von ihren Erlebnissen.

„Wir sind schockiert. Schockiert über die Respektlosigkeit einiger Autofahrer gegenüber Einsatzkräften. Ein großes, rotes Auto mit blauem Blinklicht, Warnblinkanlage, davor aufgebauten Kegeln und Einsatzkräfte in Uniform, die zusammen auf einer Straße stehen, scheinen nicht mehr zu verdeutlichen, dass diese gesperrt ist“, heißt es im Facebook-Eintrag der Richzenhainer Wehr.

So seien bei ihrem Einsatz Warnkegel umfahren und ignoriert, sowie mit Einsatzkräften diskutiert und diese verbal und nonverbal durch Zeigen des Vogels und Mittelfingers beleidigt worden.

Einige Fahrzeugführer hätten ihre Pkws absichtliches in Richtung der Einsatzkräfte beschleunigt und dann rapide abgebremst.

„Wenn wir als Feuerwehr eine Straße sperren, dann machen wir das nicht aus Spaß und Langeweile, sondern weil es der Einsatz erforderlich macht. Zukünftig werden die Kennzeichen dieser Autofahrer notiert und Straftaten angezeigt.“

Dass ein solches Verhalten durchaus keine Seltenheit ist, bestätigt auch Feuerwehrmann Steffen Blech. Absperrungen würden ignoriert, Hinweisen erst nach energischen Ermahnungen gefolgt.

„Wir errichten solche Sperrungen zum Schutz unserer Feuerwehrleute, aber auch der Passanten. Dafür müssen wir uns dann auch noch beleidigen lassen“, sagte Steffen Blech.

Wichtig ist die Anzeige

Ja, die Zahl der Übergriffe auf Feuerwehrleute im Einsatz hat zugenommen, zumindest gefühlt“, bestätigt Michael Tatz, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes Mittelsachsen.

Wie hoch die Zahl der Angriffe und Beleidigungen auf Feuerwehrleute sei, könne nur dann ermittelt werden, wenn Anzeige erstattet wird. Das sei allerdings selten der Fall. Warum das so ist, kann Tatz nicht sagen.

  • Nachrichten aus der Region Döbeln von Sächsische.de gibt es auch bei Facebook und Instagram

Der Kreisfeuerwehrverband habe zwei Schulungen mit einem Anwalt angeboten, in denen die Feuerwehrleute über die Vorgehensweise bei einer Anzeige informiert worden sind.

„Die Schulungen fanden großen Anklang. Trotzdem nutzen nicht viele Feuerwehren die Möglichkeit der Anzeige“, sagte Tatz. Das zeigt auch das Ergebnis der Nachfrage bei der Pressestelle der Polizeidirektion Chemnitz.

Anzahl der Straftaten steigt

„Eine Recherche im Revierbereich Döbeln nach diesbezüglichen Straftaten erbrachte keine Anzeigen im laufenden Jahr. Einzelne Beleidigungsanzeigen müssten alle einzeln gesichtet werden, um dahingehend eine Auskunft erteilen zu können“, so Doreen Stein, Polizeihauptkommissarin von der Pressestelle.

Erfahrungsgemäß sei es so, dass immer Mal wieder Rettungskräfte Anzeige erstatten würden, weil sie Opfer von Straftaten geworden sind. Das erstrecke sich von Beleidigung über Bedrohung oder Nötigung bis hin zu vereinzelten tätlichen Angriffen oder Körperverletzungsdelikten.