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Einkaufen in Döbeln: Wenn Treppenstufen zum Problem werden

Wer in Döbeln einkaufen will, hat eine Vielzahl an Möglichkeiten und Geschäften. Doch stoßen vor allem Rollstuhlfahrer und Mütter mit Kinderwagen an offensichtliche Grenzen. Ein Selbsttest.

Von Martha Johanna Kaul
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In Döbeln sind viele Geschäfte und Wege nur über Treppenstufen zu erreichen. Für Eltern mit Kinderwagen kann das teilweise richtig zum Problem werden.
In Döbeln sind viele Geschäfte und Wege nur über Treppenstufen zu erreichen. Für Eltern mit Kinderwagen kann das teilweise richtig zum Problem werden. © Jens Hoyer

Ob Kindersachen, Schuhe, Medikamente, Schmuck oder einen Brief bei der Post abgeben.

In der Döbelner Innenstadt gibt es eine große Auswahl an Geschäften. Egal was man benötigt, in Döbeln ist es meist zu finden. Doch gibt es auch in Döbeln etwas, was das Einkaufen zunehmend erschwert: Treppen.

Dabei können schon drei Stufen zur echten Herausforderung werden. Ich will wissen, wie kinderwagenfreundlich Döbeln ist und wage den Selbsttest. Zur Unterstützung habe ich meine Freundin Dominique Kramm angerufen, die sich mit ihrem neun Monate alten Sohn Carlo aus Riesa auf den Weg nach Döbeln gemacht hat.

Mit Kinderwagen und einer gut gefüllte Einkaufsliste machen wir uns auf den Weg in die Döbelner Innenstadt. Unser erster Stopp ist die Bäckerei Körner. Dort holen wir uns einen Kaffee für unterwegs und stoßen bereits auf die erste kleine Hürde – eine Stufe am Haupteingang. Aber noch kein Problem für Dominique und den Kinderwagen.

Schwieriger wird es auf dem Obermarkt. Egal ob Family-Schuh oder im angrenzenden Ernstings Family. „Drei Stufen sind mit dem Kinderwagen kaum machbar“, stellt meine Freundin fest, als wir den Laden für Kinderkleidung betreten wollen.

Sie erzählt mir von einem Erlebnis, bei dem ihr der Kinderwagen samt dem kleinen Carlo zusammengeklappt sei, als sie ihn ein paar Stufen hochziehen wollte. „Einen Laden für Kinderkleidung sollte man als Mutter schon ohne Probleme betreten können“, meint sie.

Die Verkäuferin bei Ernstings Family versteht unsere Bedenken gut, hat aber auch eine Lösung. „Einfach fragen. Wir helfen gerne und haben für Kinderwagen oder Rollstuhlfahrer auch eine Rampe, die wir über die Stufen legen können.“ Das Gebäude sei denkmalgeschützt. Da könne man nicht viel machen.

Dominique erzählt mir, dass sie dennoch lieber beim nächsten Mal das Tragetuch mitnimmt, denn auch die Gänge im Laden sind recht schmal. „Ich möchte ja auch nichts runter reißen oder dass Carlo an den Sachen zieht.“

Der Weg ins Döbelner Rathaus ist für Dominique Kramm mit Sohn Carlo nicht einfach. Zum Glück gibt es da aber einen Fahrstuhl, der genutzt werden kann. Das ist leider nicht überall so.
Der Weg ins Döbelner Rathaus ist für Dominique Kramm mit Sohn Carlo nicht einfach. Zum Glück gibt es da aber einen Fahrstuhl, der genutzt werden kann. Das ist leider nicht überall so. © SZ/DIetmar Thomas

Ihren Einkauf erledigt sie kurzerhand alleine, während ich mit Kind und Wagen vor der Tür warte. Auf dem Weg in die Ritterstraße, wo Dominique im Bioladen und im Buchladen ein paar Besorgungen machen will, erzähl sie mir von einer Aktion des Hebammenzentrums in Riesa.

„An einigen Läden in der Stadt sind Punkte angebracht. Diese nennen sich Still- und Wickelpunkte und zeigen, wo man sich als Mama mal eine kurze Auszeit nehmen kann, das Kind stillen, füttern oder auch wickeln kann“, so die Mutter zweier Kinder. Denn auch als Mutter hat man oft viele Termine in der Stadt. Kinderarzt, Apotheke, Bankangelegenheiten oder der eigene Zahnarzttermin und schon schreit das Kind, weil es Hunger oder eine volle Windel hat. Und nicht jede Mutter stillt gerne in der Öffentlichkeit.

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Die Hebammen des Hebammenzentrum Riesa möchte auf Themen wie Muttersein und Stillen mehr eingehen. Natürlich sind dann auch die Zugänge zu den Still- und Wickelpunkten in Riesa kinderwagenfreundlich. Ich überlege, ob das auch in Döbeln möglich wäre.

Beim Bioladen „Einklang“ angekommen, erinnert sich Dominique an die Zeit nach der Geburt ihres ersten Kindes. Oft hat sie sich hier mit Müttern getroffen, gemeinsam geredet, gestillt und sogar für die Kinderwagen gab es eine Abstellmöglichkeit. „Wir sind hier immer sehr willkommen gewesen“, so Dominique.

Auch den Bücherladen zu betreten, stellt kein Problem dar. Unser Weg führt uns zurück auf den Obermarkt. Beim Versuch, das Rathaus zu betreten, stoßen wir zwar auf ein weiteres Hindernis, aber auch auf Hilfe. Die Treppen schafft Dominique mit dem Wagen nicht, doch eine Frau, die mit ihrer Familie gerade aus dem Rathaus kommt, weist uns freundlich darauf hin, dass es um die Ecke einen Fahrstuhl gibt, den wir nutzen können.

Die Löwen-Apotheke lassen wir aus – wieder Stufen. Wir beschließen, zur Rosen-Apotheke am Niedermarkt zu laufen. Vorher wollen wir noch kurz im Henwi-Kaufhaus und bei Rossmann vorbeischauen. Auch dort ist das Befahren kein Problem. Im Kaufhaus informiere ich mich an der Kasse, wie wir in die Spielzeugabteilung in der unteren Etage kommen können. Freundlich sagt uns die Verkäuferin, dass es einen Lastenaufzug gibt, den Rollstuhlfahrer oder Eltern mit Kinderwagen nutzen können. Auch im Rossmann ist das Befahren kein Problem. Die Gänge sind nicht sonderlich breit, aber nicht zu schmal für einen Kinder- oder Einkaufswagen.

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Die Einfahrt in die Rosen-Apotheke stellt wie erwartet keine Probleme dar. Auf Nachfrage erfahren wir, dass Dominique hier sogar die Möglichkeit hätte, Carlo außerhalb der Öffentlichkeit und in Ruhe zu stillen. „Einfach immer fragen“, sagt die Frau hinterm Tresen mit einem Lächeln. Ein Satz, den wir auf unserem Rundgang sehr oft gehört haben. Nach unserem Bummel durch die Stadt sind wir uns dann aber doch einig.

Für Eltern mit Kinderwagen gibt es schon die Möglichkeit, sich gut durch die Stadt zu bewegen und nötige Dinge einzukaufen. „Manchmal könnte es aber noch offensichtlicher irgendwo geschrieben sein, dass es die Möglichkeit gibt, den Laden zu betreten.

Wenn ich vor deiner Treppe stehe und niemanden finde, der mir hilft, ich aber auch nicht mein Kind alleine vor der Tür stehenlassen will, um drinnen nach Hilfe zu fragen, gehe ich eben weiter, ohne das Geschäft zu betreten“, meint Dominique abschließend.