Warum werden in Döbeln alte Schuhe in Bäumen entsorgt?
Döbeln. Warum hängen am Radweg zwischen Klosterwiesen und Großbauchlitz eigentlich Schuhe in den Bäumen? Wer dort spazieren geht oder Rad fährt, dem sind die Treter wohl schon aufgefallen, die sich an ihren verknoteten Senkeln im Astwerk gleich mehrerer Bäume verheddert haben.
Was hinter dem seltsamen Brauch steckt, Schuhe ins Geäst zu werfen, das kann sich auch der Fachmann nicht erklären. René Kordos ist als Leiter der Stadtgärtner für die Bäume im öffentlichen Raum zuständig.
Fragezeichen hinter Brauch
„Was das bei uns soll, weiß ich nicht. Ich kenne das aus Australien. Da hängen Leute ihre Schuhe in die Bäume, um in der Wildnis barfuß weiterzuwandern. Wenn sie wieder zurückkommen, ziehen sie die wieder an.“
Schaden machen die alten Latschen in den Bäumen nur im Ausnahmefall. Aber Kordos gibt zu, dass ihm der Brauch nicht gefällt. „Wenn wir mal mit dem Hubsteiger unterwegs sind, holen wir sie runter.“
Er beobachtet das Phänomen seit fünf oder sechs Jahren. Es gebe viele Bäume, in denen Schuhe entsorgt wurden. „Bei den Weißbuchen an der Oschatzer Straße haben wir sie schon mal rausgeholt“, sagte Kordos.
Das Internet ist voller Erklärungen für den weit verbreiteten Brauch. Junge Schotten sollen Schuhe in Bäume gehängt haben, wenn sie ihre Unschuld verloren haben. Bei slawischen Völkern sollen Bräute ihre Schuhe als Symbol ewiger Liebe in Bäume hängen.
In der New Yorker Bronx werden angeblich Gangreviere und Drogenverstecke mit Schuhen abgesteckt und markiert. Dort sollen Schuhe auch für den Abschied von der Uni oder vom Militärdienst aufgehängt werden.
Amerika liefert schönste Erklärung
Die vielleicht schönste Erklärung kommt auch aus Amerika. Dort hängen auf einer Pappel Hunderte Schuhe. Anfang der 1990er-Jahre soll sich ein Liebespaar auf dem Weg zur Hochzeit gestritten haben. Der Bräutigam schmiss die Schuhe der Braut in den Baum. Weil das Paar sie nicht wieder herunterholen konnte, redeten sie und versöhnten sich.