Von Lars Halbauer
Döbeln. Seifenkistenrennen kennen viele noch aus ihrer Kindheit – vier Räder, ein paar Bretter, vielleicht eine Bremse und los geht die wilde Fahrt. Im Mochauer Gewerbegebiet Fuchsloch sieht das aber ganz anders aus.
Zum mittlerweile vierten Mal düsten am Sonnabend tollkühne Fahrer und verrückte Bastler zwischen sechs und 82 Jahren die dafür eigens gesperrte Großsteinbacher Straße hinunter. Immerhin 53 Teilnehmer haben zwei Wertungsläufe absolviert und sich in den verschiedenen Altersklassen gemessen.
Nassschrubbautomaten, Käsehobel, Ferkeltaxi Racing Hero, Traktoren mit echtem Rauch – das Teilnehmerfeld war bunt gemischt. Die Rennpiloten hatte jede Menge einfallsreiche Ideen für ihre Seifenkisten.
Thorsten Hajek und DJ Olli moderierten das Renngeschehen und hatten für jeden Teilnehmer einen kessen Spruch auf Lager. Der Spaß stand neben der Geschwindigkeit natürlich im Vordergrund. Untereinander wurde gefachsimpelt, welche Reifen, was für Lager, wie bekommt man die ideale Fahrlinie hin? Gerade, wenn das Gefährt noch unbekannt ist, keine leichte Frage.
Teile von Trabi und Boot verbaut
Fabian von der Jugendfeuerwehr Lüttewitz sitzt kurz vor dem Start mit seiner Teamkollegin Luisa im grünen Flitzer des Döbelner Anzeigers. „Es ist ein tolles Gefühl mit der Seifenkiste durch die Kurven zu fahren, allerdings muss an den Bremsen noch gearbeitet werden.“ Da sind die beiden sich einig.
Dem Ideenreichtum sind fast keine Grenzen gesetzt. So hat Rico Krug mit seinem Silberpfeil ein Trabi-Lenkrad verbaut, die Lenktechnik stammt von einem Boot aus DDR-Zeiten und die Bremsen haben früher mal eine Simson gebremst.
Auch Matthias Fischer aus Großsteinbach war mit seinem Kugelblitz dabei. Allerdings war die erste Abfahrt gar nicht zufriedenstellend: Der Blitz war leider zu langsam. Da wurde der alte Fischers Flitzer aus den letzten Rennen wieder aktiviert und damit ging es direkt auf den zweiten Platz.
Beim Bau kam hier kein Hightech-Material zum Einsatz: Möbelplatten und aussortierte Rollstuhlreifen waren die Hauptelemente. Sein Bruder Mike Posselt, auch Renntechniker an diesem Wochenende, war begeistert: „Es kommt wohl auf jeden Reifen, jedes Lager an, wie man noch schneller den Berg runterkommt.“
Ältester Fahrer war 82
Natürlich ging es bei dem Renngeschehen auch um den Spaß. An der Strecke hatten sich viele Fans versammelt und den Fahrern zugejubelt. So auch Familie Ziemer, die es sich mit gekühlten Getränken direkt an der Straße vor ihrem Haus gemütlich gemacht hatten. Ein leises Summen kündigte an: Achtung! Ein Flitzer nähert sich. Von Applaus und Jubel begleitet, düsten die Kisten an den Fans vorbei.
Mit sechs Jahren war Richard vom Rennteam Pontiac der jüngste Teilnehmer. Standesgemäß in Rennanzug, mit verspiegelter Brille und natürlich einem Rennhelm ging es auch für ihn zweimal hinab ins Tal. Nach der ersten Fahrt wertete er mit seinem Techniker und Papa die Fahrt aus: „Das nächste Mal muss ich die Gullys besser umfahren, dann werd ich noch schneller“ resümiert er.
Mit respektablen 82 Jahren war Seifenkistenrennlegende Werner Fröse aus Neuhausen wieder mit von der Partie. Er gilt als der älteste aktive Seifenkistenrennfahrer. Sein Gefährt ist eine Art Brett mit Rädern und Bremsen. Angst kennt er keine. Der Ehrgeiz, schnell im Ziel zu sein, siegt. Am Abend war der Rennzirkus vorbei und die Straße konnte wieder für den motorisierten Verkehr freigegeben werden.