SZ + Döbeln
Merken

Waldheimer wird mit Café Marrakesch der beste Malermeister

Hinter Rocco Schell aus Waldheim liegen drei Jahre voller Entbehrungen. Wofür sich der Handwerker so sehr ins Zeug gelegt hat.

Von Sylvia Jentzsch
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Rocco Schell aus Waldheim vor seinem Meisterstück mit dem Thema „Café Marrakesch“. Der Waldheimer hat als bester Maler und Lackierer die Meisterausbildung 2023 im Handwerksbezirk Chemnitz abgeschlossen.
Rocco Schell aus Waldheim vor seinem Meisterstück mit dem Thema „Café Marrakesch“. Der Waldheimer hat als bester Maler und Lackierer die Meisterausbildung 2023 im Handwerksbezirk Chemnitz abgeschlossen. © SZ/DIetmar Thomas

Waldheim. Mit passender Musik und Möbeln könnte in den Laden der Schell Maler GmbH in Waldheim ein orientalisches Café einziehen. Das Ambiente hat Malermeister Rocco Schell schon mit seiner Meisterarbeit geschaffen.

Am Sonnabend erhält er während einer Feierstunde der Handwerkskammer Chemnitz seinen Meisterbrief.

„Im Jahrgang 2023 haben 160 Absolventen in 22 Gewerken erfolgreich ihre Meisterprüfung abgelegt“, sagte Romy Weisbach, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit bei der Handwerkskammer Chemnitz.

Meisterbrief und besondere Ehrung

Rocco Schell erhält nicht nur den Meisterbrief, sondern auch eine Auszeichnung als Bester des Gewerks Maler und Lackierer.

„Darauf bin ich sehr stolz. Die drei Jahre waren mit vielen Entbehrungen verbunden. Das wird nun mit einem guten Ergebnis belohnt“, sagte Rocco Schell (40).

Er hat gemeinsam mit seinem Bruder Christian Schell die Geschäftsführung des Familienbetriebes Schell Maler inne. Sie führen es in vierter Generation. Gegründet wurde der Malerbetrieb 1919 von Uropa Martin Paul Schell .

Nach dem Abschluss der Oberschule erlernte Rocco Schell den Beruf des Malers und Lackierers im väterlichen Betrieb. 2002 bekam er nach dreijähriger Ausbildung den Gesellenbrief.

„Ich bin da sozusagen reingewachsen, habe als Schüler in den Ferien schon mit auf Baustellen gearbeitet und wusste, was mich erwartet“, so der 40-Jährige. Ziel sei es schon immer gewesen, einmal den Abschluss als Meister zu erwerben.

„Doch zuvor wollte ich erst einmal Erfahrungen in der Praxis sammeln. Ich finde es nicht optimal, dass es jetzt möglich ist, gleich nach der Lehre den Meister zu machen.“

Drei Jahre die Schulbank gedrückt

2020 begann Rocco Schell mit der Meisterausbildung in Chemnitz. Nach der Arbeit habe er freitags von 14 bis 20 Uhr und sonnabends von 7 bis 15 Uhr die Schulbank gedrückt. Im ersten Teil der Meisterausbildung ging es um die Theorie.

Dazu gehören unter anderem Pädagogik oder Betriebswirtschaft. Diese Ausbildung haben alle künftigen Meister gemeinsam. Danach geht es um fachliche Dinge.

  • Sie haben Hinweise, Kritik oder Lob? Dann schreiben Sie uns per E-Mail an [email protected]

„Die größte Herausforderung für mich war das Lernen. Fast 20 Jahre nach dem Abschluss als Geselle musste ich das wieder lernen“, sagte Rocco Schell. Er brachte in den vergangenen Jahren Arbeit, Meisterausbildung und Familie unter einem Hut.

Aber das sei nicht leicht und nur mit Unterstützung seiner Frau möglich gewesen. „Meine Frau hat mir den Rücken freigehalten und sich um unsere beiden Kinder gekümmert. Dadurch war es mir möglich, an den Abenden in die Bücher zu schauen und zu lernen.“

Nach der theoretischen Prüfung gab es auch eine praktische. Für die können sich die angehenden Meister ein Thema aussuchen.

Thema mit vielen Möglichkeiten

„Ich habe mich zum einen für eine Spachtelgestaltung entschieden. Zum anderen habe ich das Thema Café Marrakesch gewählt, weil mir der Stil gefällt und ich schon oft in diesen Ländern unterwegs war. Außerdem bietet das Thema viele Möglichkeiten, verschiedene Techniken einzusetzen, etwas Besonderes zu gestalten“, so Rocco Schell.

Der Entwurf der Meisterarbeit von Malermeister Rocco Schell.
Der Entwurf der Meisterarbeit von Malermeister Rocco Schell. © SZ/DIetmar Thomas

Zunächst habe er einen Entwurf gezeichnet, die Arbeiten geplant, die Kalkulation und ein Angebot erstellt. Die praktische Umsetzung erfolgte in der Werkstatt in Chemnitz.

Hier war neben handwerklichem Können auch Ideenreichtum gefragt. Etwa zwei bis drei Monate dauerten die Vorbereitungen. Für die Umsetzung hatten die künftigen Meister 40 Stunden Zeit.

Für die Herstellung der Säulen, die typisch für den Orient sind, aber auch in der Semperoper in Dresden zu finden sind, hat der Malermeister KG-Rohre verwendet. Die Kapitelle, die Säulenköpfe, waren ebenfalls schon vorgefertigt.

Rocco Schell hat alles so zusammengesetzt, dass davon nichts mehr zu sehen ist und nach dem Farbauftrag edel wirkende marmorierte Säulen entstanden sind. Die Wand hinter den Säulen ist aus Holzspanplatten hergestellt.

Diese wurden geschliffen und für das Auftragen der Spachtelmasse vorbereitet. Anschließend wurde die Masse aufgetragen und eine Strukturtapete eingedrückt. Nach dem Abziehen dieser ist das für den Orient typische Muster entstanden.

Das hat Rocco Schell dann noch farblich in Blau- und Goldtönen gestaltet. Sehr aufwendig war auch die Herstellung der Bögen mit den halbrunden Ausschnitten. Diese hat der 40-Jährige mit der Stichsäge ausgeschnitten.

Besondere Technik findet Verwendung

Damit die größeren Strukturen bei der Gestaltung der Bögen entstehen, hat er ebenfalls eine besondere Technik verwendet.

Außer der Wandgestaltung wurden noch eine Schriftgestaltung und eine Vergoldung gefordert. Diese hat der Waldheimer auch gleich zum Thema passend gestaltet.

Allerdings hat er für den Teller kein Gold, sondern hauchdünnes Platin verwendet. Wer sich für das Meisterstück interessiert, kann es im Laden an der Kriebsteiner Straße anschauen.