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Keine Einäscherung mehr in Döbeln

Die sanierungsbedürftige Kremierungsanlage steht seit Ende September still. Was das für die Angehörigen der Verstorbenen bedeutet.

Von Dirk Westphal
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Seit Ende September sind die Einäscherungsöfen des Döbelner Krematoriums nicht mehr in Betrieb. Derzeit ist unklar, ob die Kremierungsanlage saniert wird.
Seit Ende September sind die Einäscherungsöfen des Döbelner Krematoriums nicht mehr in Betrieb. Derzeit ist unklar, ob die Kremierungsanlage saniert wird. © SZ/DIetmar Thomas

Döbeln. Was sich bereits Mitte August angedeutet hatte, ist jetzt Realität geworden. Seit Ende September finden im Döbelner Krematorium keine Einäscherungen mehr statt.

Die 1996 installierte Einäscherungsanlage war in die Jahre gekommen und aus technischen und energetischen Gründen überholungsbedürftig. Optionen waren ein Neubau oder die Stilllegung.

Für letztere Variante wurde sich zwischen der Krematorium Döbeln GmbH als Betreibergesellschaft und der Stadt Döbeln, in deren Besitz sich das Krematorium seit 1938 befindet, entschieden. Laut dem Döbelner Bau-Dezernenten Thomas Hannß befinde man sich – nichtöffentlich – nach wie vor in Gesprächen.

Wirtschaftlichkeit gibt Ausschlag zur Stilllegung

„Den Ausschlag zur Stilllegung ergab die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung, welche in ihrem Ergebnis offen legte, dass eine Weiterbetreibung unter Berücksichtigung der notwendigen Investitionen nicht kostendeckend darstellbar ist“, erklärte Gerold Münster, der Geschäftsführer der Krematorium Döbeln GmbH gegenüber Sächsische.de.

Weiter führte er aus, dass „sich die notwendigen Investitionen auf einen einstelligen Millionenbetrag belaufen würden“. Die Möglichkeit, die Verbrennungsanlage zu einem späteren Zeitraum zu erneuern, wollte Gerold Münster nicht vollends ausschließen. Pläne in diese Richtung seien derzeit aber auch nicht vorhanden.

„Wir sind frühzeitig in die Kommunikation mit den Bestattungsunternehmen zu unseren Vorhabensskizzen gegangen. Dabei erfolgte in mehreren Diskussionsrunden der Versuch einer gemeinsamen Lösungsfindung“, erklärte Gerold Münster zur Zusammenarbeit mit den Unternehmen.

„Die Alternativfindung obliegt der Verantwortung des jeweiligen Bestattungsunternehmens“, so der Geschäftsführer weiter.

Zu den Änderungen für die Angehörigen der Verstorbenen sagte Gerold Münster: „Konsequenzen für die Angehörigen können durch uns nicht beurteilt werden. Die Begleitung der Angehörigen erfolgt durch die jeweiligen Bestattungshäuser.“

Zu diesen gehört das Bestattungshaus Illgen aus Döbeln. Inhaber Thomas Hannuschka sieht es als unstrittig an, dass das Krematorium Döbeln ein fast hundertjähriges Traditionsunternehmen hier vor Ort ist.

Sachsen mit sehr hoher Dichte an Krematorien

Doch eine solch hohe Dichte an Krematorien wie hier in Sachsen mit unter anderem Döbeln, Meißen, Chemnitz, Dresden oder Leipzig sei bundesweit fast einmalig.

„Die durchschnittliche Entfernung von einem Bestattungsunternehmen zu einem Krematorium beträgt in Deutschland 80 Kilometer“, relativiert Thomas Hannuschka. „Da sind die aufgezählten Krematorien praktisch alle noch vor der Haustür. Damit sind wir mehr als gut versorgt.“

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So kenne Hannuschka Berufskollegen, die 200 Kilometer zum nächstliegenden Krematorium fahren müssten. „Klar hat es immer zur Stadt dazugehört, das Döbelner Einzugsgebiet war umgekehrt aber auch weit über 100 Kilometer“, sagt Thomas Hannuschka und fügt an: „Und wenn man dann von 80 Kilometer im Durchschnitt ausgeht, ist das ein sehr moderater Wert mit dem man rechnen und kalkulieren muss.“

Aus dieser Sicht sieht der Inhaber für sein Unternehmen keine negativen Auswirkungen für den Geschäftsbetrieb, wenn das Döbelner Krematorium nicht mehr existiert.

„Es gab aufgrund von Wartungsarbeiten auch vorher Schließungen, die überbrückt werden mussten“, sagt Thomas Hannuschka.

Krematorium ist Dienstleister für Bestatterbranche

Ganz klar in den vergangenen Jahrzehnten hätte sich gewandelt, dass ein Krematorium ein Dienstleistungsunternehmen für die Bestattungsbranche und nicht für den Angehörigen an sich sei.

„Das heißt, ich muss mir als Unternehmer meine Partner suchen, um den Angehörigen einen Vollservice zu bieten. Denn eine Einäscherung ist keine Leistung, die ein Angehöriger selbst sucht und beauftragt“, erklärt Thomas Hannuschka.

In Döbeln gibt es dabei den Sonderfall, dass das die Krematorium Döbeln GmbH mit der Feierhalle und dem Friedhofsbetrieb zwei weitere Standbeine hat, die es im Gegensatz zum Krematorium weiterbetreibt.

Das allerdings wäre Hannuschka als Bestattungsunternehmer so nicht kommuniziert worden. Er hätte dies mehr oder weniger über betroffene Angehörige erfahren.

„Bis heute habe ich keine offizielle Mitteilung bekommen, dass der Geschäftsteil eingestellt wird. Was ich kommunizieren kann oder darf, habe ich aus der Presse erfahren. Und das ist nicht schön“, so Thomas Hannuschka, der die Meinung vertritt, dass nicht nur eine Kühlung und anderes Handwerkszeug im eigenen Unternehmen vorhanden sein müssen, sondern auch dass Überführungsleistungen eines Verstorbenen an den Bestattungsplatz oder ins Krematorium im Leistungsbereich des Bestatters liegen.

„Natürlich muss der Auftraggeber der Bestattung die Kosten in der Gesamtkalkulation tragen“, sagt der Unternehmer. Das sei wie in jedem Dienstleistungsbereich.

Insgesamt sieht Thomas Hannuschka weder für sein Unternehmen noch für seine Kunden eine Einschränkung durch die Stilllegung des Krematoriums. „Es muss jedenfalls kein Bürger im Altkreis Döbeln Angst haben, dass die Leistung nicht mehr angeboten wird“, so Thomas Hannuschka.