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Awo-Seniorenzentrum Döbeln: Jahresfeier im Krisenmodus

Vor 20 Jahren ist das Seniorenzentrum der Awo bezogen worden. Vieles hat sich seitdem geändert. Corona war ein besonders tiefer Einschnitt.

Von Jens Hoyer
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Heimleiter René Lattner (von links), Mitarbeiterin Steffi Frenzel und Pflegedienstleiter Marcel Wawrzinek stehen vor dem Awo-Seniorenzentrum, das seit 20 Jahren besteht.
Heimleiter René Lattner (von links), Mitarbeiterin Steffi Frenzel und Pflegedienstleiter Marcel Wawrzinek stehen vor dem Awo-Seniorenzentrum, das seit 20 Jahren besteht. © Dietmar Thomas

Döbeln. Die Bäume vor dem Awo-Seniorenzentrum an der Unnaer Straße in Döbeln haben mittlerweile eine stattliche Höhe erreicht. Vor 20 Jahren waren sie noch klein. Damals hatte die Arbeiterwohlfahrt den Neubau gerade fertigstellen lassen. Rund 8,5 Millionen Euro wurden in das Vorhaben investiert.

Steffi Frenzel war damals schon dabei. „Am 6. Dezember sind wir mit 81 Bewohnern in das neue Haus eingezogen. Das war eine logistische Leistung. Mit Bussen sind sie in das neue Haus gebracht worden und wir haben sie hier empfangen. Die zwei Leute, die Nachtdienst hatten, wussten erst einmal gar nicht, wer wo untergebracht war“, erzählte sie.

Die Arbeiterwohlfahrt betrieb damals das Bürgerheim. Mit dem Neubau an der Unnaer Straße wird die Schmidtsche Villa an der Nordstraße geräumt und die Außenstelle in Großweitzschen. Auch aus dem Altbau des Bürgerheims zogen 19 Bewohner mit zur Unnaer Straße. Manches war damals anders. „Die Leute waren noch nicht so sehr pflegebedürftig wie heute“, sagte Steffi Frenzel.

Noch immer mit Maske und Tests

Leiter der Einrichtung war damals Martin Friebel. Ein Mann, der sie in ihrer Arbeit und dem Umgang mit den Menschen sehr geprägt habe, erzählte Steffi Frenzel, die seit 1987 im Bürgerheim gearbeitet hatte. Zum Führungsteam hatte auch Wirtschaftleiter Michael Schneider gehört. Als Friebel 2007 in den Ruhestand ging, folgte ihm Sabine Karlas nach, die mittlerweile auch schon in Rente ist. Seit reichlich zwei Jahren wird die Einrichtung von René Lattner geführt. Seitdem praktisch durchgehend im Krisenmodus.

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Wer heute die Einrichtung besucht, der merkt plötzlich, dass Corona noch nicht aus der Welt ist. Besucher müssen einen negativen Test mitbringen und in der Einrichtung FPP2-Masken tragen. Das ist auch seit der gesamten Zeit für die Mitarbeiter Pflicht. „Die Maßnahmen fordern den Mitarbeitern viel ab“, sagte Lattner.

Toleranzgrenze für Impfung wird kleiner

Weil manche Gesundheitseinrichtungen die Regelungen eher lax anwenden, sei es auch nicht so einfach, sie gegenüber den Angehörigen zu rechtfertigen. „Diese Lockerheit macht die Argumentation nicht einfacher. Wir sind den Angehörigen, Bewohnern und Mitarbeitern dankbar, dass sie die Maßnahmen mit tragen“, sagte Lattner. Es gebe immer wieder positive Tests und dann seien auch die Bewohner von der Quarantäne betroffen.

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Die Auswirkungen der Krankheit sind heute aber bei weitem nicht mehr die wie auf dem Höhepunkt der Pandemie, als viele Heimbewohner an der Infektionskrankheit starben. „So eine Situation wie im Januar 2021 wollen wir nicht noch einmal. Damals haben wir viele Bewohner gehen lassen müssen. Das hat auch etwas mit dem Personal gemacht“, sagte Steffi Frenzel.

Der größte Teil des Personals ist gegen Corona geimpft. Zu 100 Prozent im Bürgerheim, und über 90 Prozent im Haus an der Unnaer Straße, sagte Lattner. Die Toleranzgrenze der Mitarbeiter für die dritte oder vierte Boosterimpfung werde aber kleiner, sagte er. „In der Politik beharrt man auf der Impfpflicht. Aber die ist vielleicht nicht mehr zeitgemäß. Wenn man die vielen Lockerungen in anderen Bereiche sieht, ist es nicht mehr plausibel, das durchzuziehen“, sagte Lattner.

Stammpersonal schon lange in der Einrichtung

Die Pflegeheime stehen heute vor vielen Herausforderungen. Eine ist das Personal. Wobei die Awo nicht so große Probleme wie andere Pflegeheimbetreiber hat. „Unser Personalstamm ist schon sehr lange bei uns“, sagte Lattner. 16 Mitarbeiter seien sogar von Anfang an dabei. „Wir kommen ohne Leiharbeitskräfte aus.“ Viele Jahre sei bei der Bezahlung des Personals zu wenig passiert. „Jetzt kommt es mit einem Schlag“, sagte Lattner.

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Das wirkt sich auf die Heimbeiträge aus. Zum 1. Juli hatte die Awo die Entgelte erhöht. „Wir haben den Angehörigen im Detail gezeigt, dass die Erhöhung vor allem beim Personal bleibt.“ Ein kleinerer Part seien steigende Kosten etwa bei Einkauf, Dienstleistungen und Energie.

In 20 Jahren hat das Team der Awo 694 Bewohner in drei Wohnbereichen gepflegt. Mit 91 Bewohnern ist das Seniorenzentrum derzeit praktisch voll belegt. Das Durchschnittsalter der Menschen, die betreut werden, ist im Laufe der Jahre gestiegen und liegt heute bei 85 bis 87 Jahren. Statt sechs bis sieben Jahre leben die Menschen mittlerweile etwa drei Jahre im Heim. „Sie sind immer pflegebedürftiger. Das ist eine andere Situation als vor 20 Jahren“, sagte Steffi Frenzel.

Tag der offenen Tür

„Wir sind nicht irgendein Unternehmen, sondern ein karitativer Verein. Wir versuchen, das mit Herz zu machen. Toleranz und Solidarität, das steht schon für die Arbeiterwohlfahrt“, sagte Lattner.

Wer sich dafür interessiert, kann sich am 1. September ein Bild vom Awo-Seniorenzentrum machen. Die Feier zum 20-jährigen Bestehen wird mit einem Tag der offenen Tür verbunden. Rings um das Haus gibt es verschiedene Stände, Hüpfburg und Schminken für Kinder.

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Auch Führungen werden angeboten. Allerdings das alles unter den vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen. Besucher brauchen einen aktuellen Test oder werden getestet. „Wir würden uns freuen, wenn die Besucher dafür Verständnis haben“, sagte Steffi Frenzel. Im Haus ist die FPP2-Maske vorgeschrieben.

  • Tag der offenen Tür im Awo-Seniorenzentrum, Unnaer Straße, 1. September, 14 bis 18 Uhr