Geburtstagsgeld für Zwischenstopp

Leisnig. Roland Senger und sein Bruder führen ein Recyclingunternehmen im Grimmaer Ortsteil Ostrau. Das 30-jährige Bestehen der Firma nahmen sie zum Anlass, um ihre Gäste zu bitten, für guten Zweck zu spenden, statt Blumen mitzubringen.
Nach diesem Zweck musste nicht lange gesucht werden. Der war mit einem Projekt des Diakonischen Werkes Döbeln in der Nachbarschaft ganz schnell gefunden.
Seit 2016 schon auf Erfolgskurs
Dafür hat auch Michael Heckel gesorgt. Der jetzige Ortsvorsteher und frühere Bürgermeister der Gemeinde Bockelwitz hatte auf die Frage, wo eine Spende der Firma Ora gut eingesetzt ist, sofort den Verein Jugend in Arbeit im Sinn.
Dieser Verein unter Leitung von Günter Schmidt hat seinen Sitz in Bockelwitz auf dem Hof Nr. 3. Dort begleitet das Diakonische Werk Döbeln vor allem in Person von Projektleiter Michael Köste Männer, die auf einem Weg in ein Leben ohne Drogen und Alkohol sind. Weil sie nach einem Entzug und vor einer Reha nur relativ kurz in Bockelwitz auf dem Hof leben und arbeiten, heißt das Projekt „Zwischenstopp“.
Das wird schon seit dem Start 2016 von der Gemeinde und dem Verein Jugend in Arbeit unterstützt. Doch die Hilfe ist nicht immer unbürokratisch möglich. Das hat die lange Erfahrung gezeigt. Um das eine oder andere, das benötigt wird, kaufen zu können, sind bisweilen mehrseitige Anträge zu schreiben. Zeit, die Betreuer Michael Köste sinnvoller investieren kann, nämlich in die Arbeit mit den Betroffenen.
Spende soll unbürokratisch helfen
Bei der Ora-Aktion sind von 27 Gratulanten mehr als 2.200 Euro zusammengekommen. Das Geld, so erklärten Köste und Heckel dem Geschäftsführer bei der Spendenübergabe, soll für kleinere Projekt eingesetzt werden, für den Materialkauf, aber auch für Honorare, wenn zum Beispiel sozialpädagogische Unterstützung benötigt wird.
Auf solche und andere Arten von Unterstützung sind der Verein sowie die Diakonie auch angewiesen, wenn es um die Beschäftigung der Projektteilnehmer geht. „Am Ende steht immer als Ziel, sie nach der Entwöhnung in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren“, sagte Geschäftsführer Thomas Richter.
Schwieriger Weg aus der Abhängigkeit
Aus diesem Grund war er vor dem Termin in Bockelwitz in einer Harthaer Firma. In der erhofft er sich Praktikumsplätze. Denn Beschäftigung, Job und ein stabiles soziales Umfeld sind die besten Voraussetzungen für die Männer, ein Leben ohne Abhängigkeit zu meistern.
Auch nach der Reha gibt es von Michael Köste Hilfe beim Ankommen im eigenständigen Alltag, bei der Suche nach einer Wohnung und einem Job. „Das wird angenommen und funktioniert in den meisten Fällen auch gut“, berichtete der Diakonie-Mitarbeiter. Neun Männer habe er auch nach der Reha noch ein Stück des Weges weiterbegleitet.
Obwohl zwei rückfällig geworden sind, heißt das auch, dass es sieben bis jetzt geschafft haben, der Sucht und damit einer Krankheit die Stirn zu bieten. Dafür hätten sich die Beratungsangebote der Diakonie genauso bewährt wie die Angebote von Selbsthilfegruppen. Derzeit nutzen sieben Männer die Hilfe von Zwischenstopp. Ein nächster zieht in Kürze auf dem Hof ein. Insgesamt neun Plätze kann die Diakonie anbieten.
Neue Möglichkeiten durch Besitzwechsel
Wie berichtet, wird das Diakonische Werk Döbeln den Vierseithof von der Kommune kaufen. Ist der Eigentümerwechsel vonstattengegangen, soll als Erstes das Torhaus in Ordnung gebracht und dort Büros eingerichtet werden. Danach muss etwas am Innenhof passieren, der bei nahezu jedem Regen ein paar Zentimeter unter Wasser steht.
Am Zukunftskonzept arbeite er noch, sagte Thomas Richter. Er könne sich vorstellen, dass es eine Nutzung über Zwischenstopp hinaus gibt und sich in Bockelwitz neue beziehungsweise erweiterte Tätigkeitsfelder für die Beschäftigten der Roßweiner Werkstätten ergeben.