SZ + Döbeln
Merken

Ein Döbelner will nach Freiberg

Der Döbelner Oberbürgermeister Sven Liebhauser (CDU) kandidiert bei der Landratswahl. Aber was treibt ihn an?

Von Jens Hoyer
 11 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Der Döbelner Oberbürgermeister Sven Liebhauser (CDU) steht auf dem Obermarkt. Obwohl er erst 40 Jahre alt ist, hat er 18 Jahre Erfahrung als Stadtrat, Kreisrat, Landtagsabgeordneter und Vorsitzender der CDU Mittelsachsen gesammelt.
Der Döbelner Oberbürgermeister Sven Liebhauser (CDU) steht auf dem Obermarkt. Obwohl er erst 40 Jahre alt ist, hat er 18 Jahre Erfahrung als Stadtrat, Kreisrat, Landtagsabgeordneter und Vorsitzender der CDU Mittelsachsen gesammelt. © Dietmar Thomas

Döbeln. Die Geschichte dieses Coups erzählt Sven Liebhauser gerne. „Da bin ich stolz drauf“, sagt der 40-Jährige. Wenn die Story ein Märchen wäre, würde sie wohl „Wie ich den Erdbeerkönig nach Döbeln holte“ heißen. Karls siedelt sich mit seinem Erlebnis-Dorf nicht bei Dresden an, sondern mitten in der sächsischen Provinz. Allerdings damit auch mitten zwischen den drei sächsischen Großstädten.

Auf die geniale Lage hatte Liebhauser den Karls-Chef Robert Dahl schon früher hingewiesen. „Ich hatte Karls Erlebnis-Dorf privat besucht und als es 2018/19 im Raum stand, dass Karls nach Sachsen kommt, habe ich die Firma angeschrieben“, erzählt Liebhauser. „Geschäftsführer Robert Dahl war auch hier. Aber damals war noch Bannewitz im Gespräch und er wollte zu seinem Wort stehen. Er hat mich gefragt, ob ich zu meinem Wort stehe, wenn sich das zerschlagen sollte.“

Die wichtigsten Nachrichten aus der Region Döbeln schnell und direkt. Hier können Sie sich für unsere Push-Benachrichtigungen anmelden.

Die Idee Bannewitz zerschlug sich. Als Karls Schwierigkeiten hatte, die benötigten Flächen zu kaufen, kam Döbeln wieder ins Spiel. „Wir haben uns ins Zeug gelegt und der Stadtrat hat mitgezogen.“ Selbst die Geheimhaltung funktionierte. Von der geplanten Ansiedlung drang fast bis zuletzt nichts nach außen. Derzeit ist die Stadt dabei, die schwierigen Planungen gemeinsam mit dem Investor abzuwickeln.

Die Eröffnung irgendwann im kommenden Jahr würde Liebhauser dann vielleicht nicht mehr als Döbelner Oberbürgermeister erleben. Der 40-Jährige stellt sich im Juni der Wahl zum mittelsächsischen Landrat.

Moderner Konservativer

Man stellt sich unwillkürlich die Frage: Warum macht er das? Dass es ihm mit der Kandidatur sehr ernst ist, daran lässt der Döbelner keinen Zweifel. Das war schon 2019 so, als der damalige Landtagsabgeordnete beschloss, nicht mehr Landtagsabgeordneter zu sein, sondern die Nachfolge des scheidenden OBs Hans-Joachim Egerer anzutreten.

„Wenn ich etwas mache, dann mache ich es richtig. So ist es auch diesmal. Ich habe das mit meiner Familie besprochen und kandidiere, um Landrat zu werden. Mir macht die Arbeit als Oberbürgermeister viel Spaß. Man sieht erste Erfolge. Aber es gibt einen Moment, wo man in der Verantwortung in Mittelsachsen steht, der man gerecht werden muss“, sagte Liebhauser.

  • Nachrichten aus der Region Döbeln von Sächsische.de gibt es auch bei Facebook und Instagram

Er ist auch Kreisvorsitzender der CDU. „CDU-Mitglieder und Kreistagsabgeordnete sind auf mich zugekommen. Es wäre eine spannende und verantwortungsvolle Aufgabe.“

Obwohl er für einen Politiker noch relativ jung ist, ist er ein alter Hase in dem Gewerbe. Seit 2004 war Liebhauser Stadt- und Kreisrat. 2009 kandidierte er für den Landtag und war dort zehn Jahre, war für Finanzen und für Petitionen zuständig.

Wenn man Sven Liebhauser fragt, ob er ein Konservativer ist, kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen: „Ja, aber ein moderner Konservativer. Was sich bewährt hat, das sollte man behalten und verbessern. Man sollte aber auch für Neues aufgeschlossen sein. Die Welt dreht sich weiter und wir müssen uns mitbewegen.“

Schon zeitig an Politik interessiert

Dass er seine politische Heimat bei der CDU findet, war dem Döbelner nicht in die Wiege gelegt. 1999 habe er begonnen, sich für Politik zu interessieren, erzählte Liebhauser. „Ich war mit meiner Mutter bei der Wahl und habe mich geärgert, dass ich nicht mitwählen durfte. Das war vier Monate vor meinem 18. Geburtstag“, erzählte er. Danach habe er angefangen, sich bei den Parteien umzuschauen. „Ich war auch in Versammlungen der SPD.“

Bei der CDU habe es ihm gefallen. Wegen des Programms: Die CDU war damals gegen die Abschaffung der Wehrpflicht und gegen die doppelte Staatsbürgerschaft. Liebhauser auch. „Es gab auch einen guten Zusammenhalt in der Truppe. Ich war dort gut aufgehoben. Der Vorsitzende Ullrich Kuhn war sehr aufgeschlossen und hat mich geprägt“, sagt Liebhauser.

  • Sie haben Hinweise, Kritik oder Lob? Dann schreiben Sie uns per E-Mail an [email protected]

2004 kandidierte Liebhauser bei der CDU. Da noch als Parteiloser. Später wurde er Parteimitglied. Das „C“ im Namen der Partei hat für ihn weniger Bedeutung. „Ich bin konfessionslos. Aber die CDU ist für alle aufgeschlossen. Wir wollen eine Volkspartei sein.“

Bankkaufmann, Betriebswirt, Diplomrechtspfleger

Liebhauser ist Ur-Döbelner. Wie viele seiner Generation in Leisnig geboren. Aber am Sternplatz in Döbeln West aufgewachsen. Schulbesuch in Großbauchlitz. Danach Bankenlehre in München und Arbeit als Privatkundenberater. Als die Hypovereinsbank einen Ableger in Leipzig gründete, war er wieder in Sachsen. „Ich war ab dem ersten Tag dabei“, sagte er.

Nebenbei bildete er sich zum Betriebswirt weiter. Um dann noch einmal total umzuschwenken. Abi in Riesa, parallel dazu Bewerbung an der Fachhochschule der Sächsischen Verwaltung. „Von 1.200 Bewerbern haben sie 16 für die Rechtspflege genommen“, sagte Liebhauser. Der Diplomrechtspfleger arbeitete dann noch einige Zeit bei der Staatsanwaltschaft in Leipzig, bevor er in die Politik ging.

Herr Liebhauser, mit wem würden Sie gern mal ein Glas Wein trinken?

Wer mir da einfiele, ist Matthias Sammer von Dynamo Dresden damals. Der Deutsche Meister mit Höhen und Tiefen.

Welches Buch lesen Sie gerade?

Keins, mangels Zeit.

Mit welchen drei Worten würden Sie sich selbst beschreiben?

Zuhören, verstehen, anpacken.

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?

Über die Serie Pastewka, die ich mir angeschaut habe.

Sie gewinnen eine Reise und dürfen sich das Ziel aussuchen. Wo läge das?

Das wäre New Orleans. Da war ich mit meiner Frau schon dort und würde gern noch einmal hinfliegen.

Welche drei Dinge würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen?

Meine Familie, etwas Leckeres zu essen und Musik. Am besten von Ennio Morricone.

1 / 6

Mit seiner Frau Corinna ist er 19 Jahre zusammen. Die meiste Zeit davon unverheiratet. Vor drei Jahren hat es dann doch noch damit geklappt. „Der Zeitpunkt hat gepasst. Wir sind bestimmt ein halbes Jahr lang nicht gefragt worden, ob wir nicht mal heiraten wollen“, meint Liebhauser und lächelt. Die beiden haben drei Kinder. Zwei Jungs und ein Mädchen.

Wenn man Liebhauser nach seinen Hobbys fragt, dann gibt er seine Familie an. Neben Skat spielen mit Freunden und grillen. Auch mit dem Fahrrad ist der Döbelner gern in der Gegend unterwegs.