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Mühlstraße Roßwein: Die ersten Häuser sind weg

In Roßwein passiert gerade historisch Einmaliges: Ein Stück der Altstadt wird weggerissen. Weshalb der Zeitpunkt für die Mitarbeiter von Bauverwaltung und Abrissfirma genau richtig ist.

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In der Mühlstraße in Roßwein ist schon reichlich die Hälfte der Häuser, die abgerissen werden, verschwunden.
In der Mühlstraße in Roßwein ist schon reichlich die Hälfte der Häuser, die abgerissen werden, verschwunden. © Dietmar Thomas

Roßwein. Es hat Jahre gedauert, bis im September der Startschuss zum Abriss von fünf maroden Häusern an der Roßweiner Mühlstraße gegeben werden konnte. Doch nun geht es ziemlich schnell, und die ersten beiden Gebäude sind dem Erdboden gleichgemacht.

So rasch hätte Matthias Lange, der stellvertretende Roßweiner Bauamtsleiter, damit nicht gerechnet. Immerhin mussten im Vorfeld noch einige Punkte abgehakt werden, ehe sich eine Baggerschaufel in die alten Gemäuer beißen konnte.

Erinnerungen unterm Bagger

„Es läuft gut“, bescheinigt Matthias Lange. Er gehört zu denjenigen, die den Abbruch über Jahre hinweg vorbereitet haben, sich um Fördergeld gekümmert hat. Dabei verschwindet mit den Häusern auch ein Teil seiner eigenen Kindheitserinnerungen.

Langes Großeltern hatten in einem der Häuser, die jetzt abgerissen werden, gewohnt. Als Kind war er dort zu Besuch, kann sich noch gut an die Gegebenheiten dort erinnern.

Noch frischer allerdings sind die Bilder von schon eingestürzten Gebäudeteilen. Das eine oder andere Abrisshaus zu betreten, sei am Ende lebensgefährlich gewesen, gibt Matthias Lange die Einschätzung des Statikers wieder, der von Bestandsaufnahmen entsprechende Fotos lieferte.

Fünf der Häuser nicht mehr zu retten

Weil viele Gebäude dieses Straßenzuges wegen maroder Bausubstanz eben nicht mehr zu retten waren, hat die Kommune den Abriss geplant und vorangetrieben. Die Grundstücksangelegenheiten zu klären und Eigentümer der Immobilien zu werden, hat mehrere Jahre in Anspruch genommen. Auch das richtige Förderprogramm zu finden, hat erst im zweiten Anlauf geklappt.

Umso mehr gefällt Matthias Lange, was er jetzt bei den regelmäßigen Bauberatungen sieht. Er hatte damit gerechnet, dass jetzt erst in diesen Tagen wirklich etwas vom Abbruch zu sehen ist. Nun werden von den ersten beiden Häusern schon die einzelnen Bestandteile getrennt und fortgeschafft.

Vorher mussten die Verbindungen zu den Ver- und Entsorgungshauptleitungen getrennt werden. In den einzelnen Häusern war das schon passiert, nachdem die Bewohner die Gebäude verlassen hatten. Außerdem musste eine Trennung zwischen den Fassaden der Gebäude erfolgen, die stehenbleiben.

Auch eine Sicherung war nötig. Das ist im Gegensatz zum Abbruchvorhaben an der Ecke Mittel-/Querstraße völlig problemlos und ohne Zeitverzögerungen passiert, bestätigt Matthias Lange.

Abriss läuft bis jetzt problemlos

Er ist genauso froh darüber, dass es mit den Nachbarn keine Probleme gibt, wie es bei ähnlichen Projekten mitunter der Fall ist. Aber im Rathaus sind bislang weder Beschwerden über Lärm- noch über eine Staubbelästigung eingegangen.

„Da spielt uns das Wetter gut in die Karten“, sagt Lange. Das derzeit regnerische Wetter mache den Einsatz von Wasser zum Ablöschen von Abrissstaub überflüssig. Aber auch auf einen anderen Fall wäre die beauftragte Firma mit einem Wasseranschluss vor Ort gut vorbereitet gewesen.

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Die Anwohner bestätigen, dass sie mit den Arbeiten vor ihrer Haustür keine Probleme haben. Im Gegenteil: Viele beobachten mit Interesse, was in ihrem Straßenzug passiert. Schließlich ist Vergleichbares bisher in Roßwein noch nicht dagewesen. Mit dem Abbruch der Mühlstraßenhäuser 5 bis 13 verschwindet ein Stück der historischen Altstadt.

Von den sieben maroden Häusern auf dieser Seite der Mühlstraße verschwinden die mit den Hausnummern 5 bis 13. Auch die beiden unteren gehören der Kommune. Für die gibt es allerdings seitens des Denkmalschutzes keine Zustimmung zum Abriss.
Von den sieben maroden Häusern auf dieser Seite der Mühlstraße verschwinden die mit den Hausnummern 5 bis 13. Auch die beiden unteren gehören der Kommune. Für die gibt es allerdings seitens des Denkmalschutzes keine Zustimmung zum Abriss. © Dietmar Thomas

Das allerdings ist auch nicht schon viele hundert Jahre alt, sondern etwas mehr als 200 Jahre. Ein letzter großer Stadtbrand hatte 1806 verheerende Schäden in Roßwein angerichtet. Danach ist vieles neu und wieder aufgebaut worden.

Wie es in Zukunft an der Mühlstraße aussehen wird und wann eine neue Bebauung erfolgt, ist derzeit noch offen. Bis das feststeht, wird die entstehende, rund 2.000 Quadratmeter große Baulücke dem Bauamtsmitarbeiter zufolge durch eine Art Sichtschutz geschlossen, der auch aus Sicherheitsgründen notwendig ist. Die Ausgaben dafür sind im Budget für das Gesamtvorhaben inbegriffen.

Verkehrseinschränkungen bleiben bis Ende November

In die Kosten teilen sich der Freistaat und die Kommune. Roßwein zahlt zehn Prozent aus der Stadtkasse, den größeren Rest finanziert Sachsen aus dem Landesbrachenprogramm. Für den Abriss schlagen insgesamt 400.000 Euro zu Buche.

Die Arbeiten sollen bis Ende November abgeschlossen sein. So lange dauern auch noch die innerstädtischen Verkehrseinschränkungen.

Die Mühlstraße ist im Moment komplett gesperrt, damit die Baufirma Bewegungsfreiheit hat. Der Verkehr wird über die Nossener Straße aus der Stadt geführt. Sie ist ansonsten Zubringer ins Zentrum. Wegen des Abrisses ist die Einbahnstraßenregelung umgekehrt worden.