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Neue Ideen für Haferkorns Cabrio-Scheune

Die Pandemie lässt das Team von Gut Haferkorn erfinderisch werden. Für beide Standbeine gibt es neue Pläne.

Von Heike Heisig
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Gut Haferkorn erweitert sein Angebot. Wer will, kann künftig in der Cabrio-Scheune in einem Zelt feiern oder tagen.
Gut Haferkorn erweitert sein Angebot. Wer will, kann künftig in der Cabrio-Scheune in einem Zelt feiern oder tagen. © Dietmar Thomas

Leisnig. Drinnen oder draußen? Wer künftig seine Hochzeit oder einen Geburtstag, mit der Gemeinde Erntedank oder als Firma ein Jubiläum feiern will, der muss sich nicht mehr unbedingt entscheiden. Denn auf Gut Haferkorn in Dobernitz geht beides, und zwar in einem offenen Haus.

Genau gesagt in einer Cabrio-Scheune. Cabrio deshalb, weil nach einem Brand 1994 nur noch die Außenmauern verblieben sind. Das Dach fehlt. Aber auch so unvollkommen hat die alte Scheune Charme. Deshalb gab und gibt es keine Wiederaufbau-Pläne. 

Das bestätigt Paul Ghirardini. Der Münchner ist Geschäftsführer der Gut Haferkorn Veranstaltungs GmbH. Bisher ist die Scheune eine Art Eingangstor zum Vierseithof gewesen. Nun soll sie wieder genutzt werden.

Prima Klima für Feiern aller Art

In der Mitte haben Helfer in dieser Woche ein größeres Zelt aufgebaut. In dem wird es am Sonnabend Präsentationen und eine Vorstellung der neuen Möglichkeiten geben. Über den Winter wird das Zelt ab-, im Frühjahr aber wieder aufgebaut. Dann kann es für vielerlei Feiern gemietet werden – mit und ohne Mobiliar. Es können ein Caterer bestellt oder selbst Speisen mitgebracht werden.

Rund um das Zelt ist noch genügend Luft. Wenn es das Wetter zulässt, können Seitenteile des Zeltes geöffnet und so auch Luft hereingelassen werden. Das ist nicht nur aus Gründen der Pandemie-Vorsorge gut, sondern auch fürs Wohlfühlklima. „Gerade dann im Sommer“, findet Paul Ghirardini. 

Alles für den schönsten Tag

Die Möglichkeit, im Zelt zu feiern, soll das Angebot des Veranstaltungszentrums abrunden und bereichern. Verschiedene Partner wie Fannys Tortenmanufaktur oder Verheirater für freie Trauungen werden dabei sein und vorstellen, was sie zu einer Feier beitragen können. 

Zwischen 20 und 30 Brautpaare verbringen jedes Jahr ihren schönsten Tag auf Gut Haferkorn. 2020 ist diese Rechnung wegen der Corona-Pandemie nicht aufgegangen.

Die "Haferkörner" mussten in Kurzarbeit

 „Von einer Woche auf die nächste lag alles am Boden“, erinnert sich der Geschäftsführer. Es folgte eine schwere Zeit mit Kurzarbeit für die zehn festangestellten Mitarbeiter. Noch einmal so viele Beschäftigte helfen auf Honorarbasis, wenn größere Veranstaltungen vorzubereiten sind oder anstehen. Auch für sie gab es während des Lockdowns auf Haferkorn wenig bis nichts zu tun. 

„Es waren unsichere Wochen für uns alle“, sagt Ghirardini. Ein zinsloses Darlehen habe in dieser Situation genauso geholfen, das Unternehmens zu sichern wie ein staatlicher Finanzzuschuss. 

Mit den Lockerungen konnte wieder mehr Leben auf den Hof zurückkehren. Die erste Hochzeit wurde gefeiert. Das nächste Paar will sich am Sonnabend im Scheunenzelt Anregungen für seine bevorstehende Feier holen.

Seminarbetrieb ist wieder angelaufen

Parallel dazu hat aber auch der Tagungs- und Seminarbetrieb – das zweite Standbein – auf Gut Haferkorn begonnen, werden die 27 Übernachtungszimmer wieder belegt. Abbrüche hat die Geschäftsführung auf diesem Gebiet bislang nicht bemerkt. Führungskräfte würden sich beim Austausch offenbar weiter gern gegenübersitzen.

 Diesen Kunden will das Veranstaltungszentrum weitere Teambildungsangebote unterbreiten. „Das wird gewünscht“, so Paul Ghirardini. Gefragt sei beispielsweise intuitives Bogenschießen. Aber auch Koch-Events oder das gemeinsame Zubereiten von Speisen traditionell in einem Erdloch soll es künftig häufiger geben. 

Wie Phönix aus der Asche

Wer sich am Sonnabend vielleicht zum ersten Mal auf Gut Haferkorn umschaut, wird kaum glauben wollen, wie die Gebäude nach der Wende einmal ausgesehen haben. Mancher Nachbar hatte sie womöglich schon abgeschrieben, vor allem als 1994 im damals noch besterhaltenen Gebäude – der Scheune – ein Feuer ausgebrochen war.

Doch Günther Ghirardini aus München ließ sich vom ruinösen Zustand des Gutes nicht abschrecken und kaufte dieses 1996. Er ließ einen Großteil der Gebäude, die zwischenzeitlich unter Denkmalschutz stehen, sanieren und ein Nutzungskonzept erarbeiten. Indes gehören Immobilien und Land Sohn Paul und Tochter Claudia. 

Einer der prächtigsten Höfe seiner Zeit

Ein Familienbetrieb ist Gut Haferkorn von Anfang an gewesen. Bei dessen Bau Ende des 19. Jahrhunderts soll das Ensemble nach Angaben von Heimatpfleger Rudolf Priemer einer der prächtigsten Höfe seiner Zeit gewesen sein. Bis in die 1950er-Jahre wurde er vom Familienverband bewirtschaftet. Danach hat eine LPG dort Kälber gezüchtet. Nach der Wende stand das Anwesen leer, die Gebäude verfielen.

Seit Ende der 1990er-Jahre gibt es auf Gut Haferkorn Veranstaltungen unterschiedlicher Art. Es gibt Räume für Feiern und Seminare. Einer der Ställe ist zu Wohnungen und zuletzt zu einer Arztpraxis umgebaut worden. Verschiedene Firmen haben sich eingemietet.

Tag der offenen Scheune auf Gut Haferkorn in Dobernitz bei Leisnig: 3. Oktober, 15 bis 19 Uhr

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