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Blackstone in Döbeln: Pilotanlage für neuartige Batterien geplant

Bei Blackstone Technology in Döbeln will man Feststoffzellen entwickeln. Parallel wird die Produktion gedruckter Batterien vorangetrieben.

Von Jens Hoyer
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Geschäftsführer Holger Gritzka (von links) erklärt dem Landtagsabgeordneten Henning Homann und dem sächsischen Wirtschaftsminister Martin Dulig den Aufbau der neuen gedruckten Batteriezellen. Im Hintergrund steht die erste Beschichtungsanlage für die
Geschäftsführer Holger Gritzka (von links) erklärt dem Landtagsabgeordneten Henning Homann und dem sächsischen Wirtschaftsminister Martin Dulig den Aufbau der neuen gedruckten Batteriezellen. Im Hintergrund steht die erste Beschichtungsanlage für die © Thomas Kube

Döbeln. Rund 28 Millionen Euro will der Batteriehersteller Blackstone Technologie in sein Werk im Döbelner Gewerbegebiet Am Fuchsloch investieren. Der Freistaat schießt 5,7 Millionen Euro Fördermittel zu. Der sächsische Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) hat sich am Freitag angeschaut, wie die Fördermittel eingesetzt werden. „Ich war froh, dass es zu der Förderung gekommen ist. Man musste andere überzeugen, dass das funktioniert. Hier stehen die Mutigen“, sagte Dulig, den Landtagsabgeordneten Henning Homann (SPD) an seiner Seite.

Der Freistaat Sachsen hat mit seinen Fördermillionen eine innovative Produktion angeschoben. Anfang des Jahres hatte Blackstone die Produktion von Batteriezellen nach neuen Herstellungsmethoden aufgenommen. Bisher steht eine der Fertigungslinien in einer der Hallen.

12.000 Batteriezellen für Binnenschiffe

Auf eine dünne Kupferfolie wird das Speichermedium aufgedruckt. Eine selbst entwickelte Paste wird dafür im Siebdruck aufgetragen und getrocknet. Als Lösungsmittel kommt Wasser zum Einsatz. Und davon auch nicht viel, sodass die Beschichtung mit wenig Energieeinsatz getrocknet werden kann, erklärte Geschäftsführer Holger Gritzka. Die Anlagen zur Herstellung der Pasten, die Beschichtungsanlagen hat Blackstone mit dem Fraunhofer-Institut und Hochschulen selbst entwickelt.

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Die dünnen Folien werden zugeschnitten und zu Batteriepacks zusammengestellt. 12.000 dieser Zellen will Blackstone in diesem Jahr für ein Konsortium produzieren, das Binnenschiffe elektrifiziert. Mit anderen Kunden seien Vorverträge abgeschlossen. Die Batterien sollen in Elektrofahrzeugen, Gabelstaplern und stationären Systemen eingesetzt werden.

„Damit beginnen wir“, sagte Gritzka. Mehr geben die Kapazitäten auch noch nicht her. Allerdings, so der Geschäftsführer, sei auch schon mit namhaften großen Autoherstellern gesprochen worden, die sich interessiert zeigten.

Wertschöpfung wieder zurückholen

Serhat Yilmaz von Blackstone erklärte die Strategie. „Wir stellen erst die Anlagen auf und zeigen, dass wir es können. Die Automobilindustrie muss auch erst begreifen, dass sie die Zellen aus Deutschland beziehen sollte und nicht aus Asien.“

Die Asiaten haben in den vergangenen Jahren viel in Innovationen und Produktionskapazitäten für Batterien investiert, sagte Gritzka. Er hält es für eine wichtige Aufgabe, diese Produktion und damit auch die enorme Wertschöpfung wieder zurückzuholen. Das ist auch eine seiner Forderungen an die Politik.

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„Viele Unternehmen müssen sich aufgrund der Kostensteigerung bei Energie und wegen der Elektromobilität neu erfinden. Dafür werden Batterien gebraucht, die aber bisher aus Asien kommen“, sagte Gritzka. Wenn der Staat solchen Entwicklungen fördere, müsse auch sichergestellt sein, dass ein großer Teil der Produktion und Wertschöpfung regional erfolgt.

Einen zweiten Schwerpunkt sieht der Geschäftsführer im Recycling der Zellen. „Es gibt da viele kluge Ansätze zum Recycling der Zellen. Wichtig ist aber, die gewonnenen Rohstoffe hier zu verarbeiten.“

Feststoffzellen werden über drei Jahre entwickelt

Recycling ist ein Thema, mit dem sich Blackstone in Zukunft beschäftigen werde, sagte Gritzka. Eine andere Entwicklung ist die geplante Produktion sogenannter Feststoffzellen, die in ihrer Gesamtheit gedruckt werden. Weil bei diesen kein Elektrolyt verwendet wird, sei auch die Brandgefahr nahe null, so Gritzka. Er zeigte eine Halle, in der Blackstone eine Pilotanlage für solche Zellen aufstellen will. Das Projekt sei im März angelaufen. „Wir wollen über drei Jahre die Zellen zur Vorserienreife entwickeln“, so Gritzka.

Parallel dazu erfolgt der Ausbau der Produktion der gedruckten Zellen. Die Kapazitäten sollen bis Ende des Jahres mit neuen Anlagen verzehnfacht werden, sagte Gritzka. Zudem ist der Bau eines weiteren Produktionsgebäudes im Gewerbegebiet geplant. Blackstone hat dafür ein Grundstück auf der gegenüberliegenden Straßenseite gekauft. Dort entsteht ein zweigeschossiges Gebäude, in dem die Fertigungskapazitäten noch einmal verdoppelt werden. „Wenn wir im Herbst mit dem Bau beginnen, können wir in 18 Monaten einziehen“, sagte Gritzka.

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In dem Objekt soll auch die Entwicklungsabteilung unterkommen. „Bis Ende des Jahres haben wir 15 Entwickler“, sagte Gritzka. Derzeit arbeiten bei Blackstone 20 Personen. „Wir haben Mitarbeiter aus sechs Nationen. Ich bin stolz, dass wir als kleines Start-up so eine Anziehungskraft haben, dass die Leute von weit her kommen, um bei uns zu arbeiten.“