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Stockcar-Rennen in Hartha: Rammen und registrieren

Neben der Rennstrecke wird dieses Mal nach potenziellen Stammzellenspendern gesucht. 200 Menschen haben sich typisieren lassen.

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Fast 100 Fahrer sind am Wochenende beim Stockcar-Rennen in Hartha gegeneinander angetreten. Am Rande lief auch eine Typisierungsaktion für einen an Leukämie erkrankten Fahrer.
Fast 100 Fahrer sind am Wochenende beim Stockcar-Rennen in Hartha gegeneinander angetreten. Am Rande lief auch eine Typisierungsaktion für einen an Leukämie erkrankten Fahrer. © SZ/DIetmar Thomas

Von Rasmus Wittrin

Hartha. Schlamm, Adrenalin und vor allem lautes Motorengeheul: Noch letztes Jahr war das Stockcar-Rennen in Hartha auch für Markus Guhrig aus Geringswalde ein fester Termin im Kalender. Dann kam völlig überraschend eine Krebs-Diagnose. Nach mehreren Krankenhausaufenthalten und einer Chemotherapie hatte er Hoffnung, dass der Krebs besiegt war.

Doch im Sommer wurde bei Guhrig eine Vorstufe von Leukämie festgestellt, wieder ist eine Stammzellenspende notwendig. Deshalb kann er am Wochenende beim 20. Stockcar-Rennen des MSC Hartha auf der Strecke am Heegweg nicht mitfahren – er ist zu Hause, muss wegen seines Zustandes unbedingt Infektionen vermeiden.

Seine Freunde vom Stockcar-Verein Pisten Raudis Döbeln sind aber vor Ort – und Tony Spörrer hat zusammen mit seiner Frau Dominique Spörrer eine Typisierungsaktion organisiert. An einem Stand der Johanniter können sich potenzielle Stammzellenspender in eine Spenderkartei aufnehmen lassen.

Cassandra Sacher und Tina Bergler haben sich am Stand der Johanniter typisieren lassen und zeigen ihren Spenderausweis.
Cassandra Sacher und Tina Bergler haben sich am Stand der Johanniter typisieren lassen und zeigen ihren Spenderausweis. © SZ/DIetmar Thomas
Was nicht mehr fährt, wird per Radlader von der Rennstrecke geschafft.
Was nicht mehr fährt, wird per Radlader von der Rennstrecke geschafft. © SZ/DIetmar Thomas
Rammen ist beim Stockcar-Rennen ausdrücklich erwünscht. Außer in die Fahrertür.
Rammen ist beim Stockcar-Rennen ausdrücklich erwünscht. Außer in die Fahrertür. © SZ/DIetmar Thomas
Es gab einen Unfall, bei dem Arne Marx (links) von den Johny´s Angels aus Pirna aus dem umgestürzten Auto befreit und behandelt werden musste.  Als Ersatzfahrer sprang sein Teamkollege Nils Orawietz ein.
Es gab einen Unfall, bei dem Arne Marx (links) von den Johny´s Angels aus Pirna aus dem umgestürzten Auto befreit und behandelt werden musste. Als Ersatzfahrer sprang sein Teamkollege Nils Orawietz ein. © SZ/DIetmar Thomas
Die Brüder Yves und Max haben eine reichliche Ladung Schlamm abbekommen, was ihnen jedoch nichts ausmacht.
Die Brüder Yves und Max haben eine reichliche Ladung Schlamm abbekommen, was ihnen jedoch nichts ausmacht. © SZ/DIetmar Thomas
Rennleiter Marcel Jirka gibt einen Rennlauf frei.
Rennleiter Marcel Jirka gibt einen Rennlauf frei. © SZ/DIetmar Thomas
Massen Zuschauer säumen die Rennstrecke, um das Spektakel nicht zu verpassen.
Massen Zuschauer säumen die Rennstrecke, um das Spektakel nicht zu verpassen. © SZ/DIetmar Thomas

Mehr als 350 Menschen haben sich am Wochenende registrieren lassen, sagt Lea Marie Gasteiger von den Johannitern. Auf einem Event wie dem Stockcar-Rennen, das eigentlich nichts mit Stammzellenspende zu tun hat, habe sie noch nie Wangenschleimhautabstriche durchgeführt.

Rammen ist beim Stockcar-Rennen erwünscht

Der kleine Stand liegt nicht weit von der Rennstrecke entfernt, auf der fast 100 Fahrer in sieben Klassen gegeneinander antreten. Immer wieder fährt ein Radlader auf die Strecke, der liegengebliebene Autos auf seine Gabel lädt und sie wegfährt.

Beim Stockcar ist Rammen nicht nur erlaubt, sondern erwünscht. Deshalb sind die Autos durch verschiedenste Rammböcke und Metallverstrebungen so verstärkt, dass der Fahrer auch einen Überschlag möglichst unverletzt übersteht. Es gibt nur eine Regel, sagt Stephan Schäfer, Vereinsvorsitzender des MSC Hartha: Die Fahrertür darf nicht gerammt werden.

Am weitesten sind Manuel Reißle und seine Freunde vom Geröllheimer-Team angereist. Sie haben sich am Freitag und Montag extra Urlaub genommen, um, die Autos auf einem Trailer, von Ravensburg am Bodensee nach Hartha zu fahren. Zum dritten Mal sind sie dabei, erzählt Reißle.

Der Mechaniker fährt einen Honda, 1.600 Kubikzentimeter Hubraum. Er und seine Teamkollegen fahren häufig auch Rennen in Frankreich. Die Strecke in Hartha findet er anspruchsvoll, etwa weil zwischen Beton und Schotter gewechselt wird.

Freunde wollten nicht nur Flyer verteilen

Markus Guhrig, für den die Typisierungsaktion auf dem Rennen organisiert wurde, wollte die Veranstaltung eigentlich live im Internet verfolgen. Das hat aber nicht geklappt, sagt Tony Spörrer. „Wir sind aber über WhatsApp in Kontakt und halten ihn auf dem Laufenden“, so Spörrer.

2015 sind Guhrig und Spörrer gemeinsam den Pisten Raudis beigetreten. Sie waren schon vorher Freunde. Auch deshalb war es Spörrer wichtig, die Typisierungsaktion zu organisieren. Die Idee dazu hatte seine Frau. Vor drei Jahren hatte sich das Paar zufällig an einem Stand in Dresden typisieren lassen. „Deshalb wussten wir, wie einfach das ist“, sagt Dominique Spörrer.

  • Film zum Stockcar-Rennen

Doch der DKMS machte ihnen anfangs nicht viel Hoffnung, auf einer Großveranstaltung viele Spender zu erreichen, erzählt Tony Spörrer. „Es hat uns aber nicht gereicht, Flyer zu verteilen“, sagt Spörrer. Letztlich hat DKMS ihnen dann 500 Typisierungs-Sets bereitgestellt. Für die Hilfe der Johanniter bei der Durchführung sei er sehr dankbar.

„Für eine kleine Stadt wie Hartha sind über 350 Spender recht viel“, sagt Lea Marie Gasteiger von den Johannitern. „Wir hoffen, dass unter den Typisierungen auch ein potenzieller Spender zu finden ist. Wir hoffen, dass wir dem Betroffenen etwas Gutes tun konnten.“

Zu den etwa 200 Spendern gehören auch Tina Bergler, Sebastian Feldmann, Cassandra Socher und Sascha Walther. „Das geht ganz fix“, sagt Tina Bergler über die Typisierung, „Stäbchen rein, fertig.“ Sie kannte Guhrig, vor allem seine Frau, auch persönlich. „Natürlich haben wir die Hoffnung, dass jemand gefunden wird“, sagt Bergler.

  • Die Spender-Sets können auch online auf der Website des DKMS bestellt werden. Der Wangenabstrich kann zu Hause alleine durchgeführt werden.

Wir haben am 30. Oktober um 9.30 Uhr die Anzahl der Beteiligten an der Typisierung aktualisiert.