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Warum zwei Döbelner ihren tierischen Zweitjob lieben

Stephanie und Matthias Rohlfs sind Schäfer im Nebenerwerb. Sie fahren täglich zwei Mal von Döbeln nach Zschochau, um ihre Tiere zu versorgen. Warum sie das gern in Kauf nehmen (mit Bildergalerie).

Von Sylvia Jentzsch
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Stephanie Rohlfs mit einem in dieser Woche geborenen Lämmchen. Die Tierwirtin und ihr Mann sind Schäfer im Nebenerwerb. Zu ihrer Herde gehören etwa 40 Tiere. Wer nachfragt, kann sich die Tiere auf dem Bauernhof gern ansehen.
Stephanie Rohlfs mit einem in dieser Woche geborenen Lämmchen. Die Tierwirtin und ihr Mann sind Schäfer im Nebenerwerb. Zu ihrer Herde gehören etwa 40 Tiere. Wer nachfragt, kann sich die Tiere auf dem Bauernhof gern ansehen. © SZ/DIetmar Thomas

Jahnatal/Zschochau. Der Jahnataler Ortsteil Zschochau liegt im nördlichsten Zipfel des Landkreises Mittelsachsen. Bei den Flugsportlern ist das Dorf bekannt, weil die Ostrauer Gleitschirm- und Drachenflieger in der Nähe der Kirche einen Flugplatz haben.

Doch der Ort hat noch mehr zu bieten – zumindest für Familie Rohlfs, die zurzeit in Döbeln wohnt.Matthias Rohlfs stammt aus Zschochau, seine Eltern und der Opa leben dort.

Irgendwann will Familie Rohlfs auch in das recht beschauliche Örtchen ziehen. Doch das wird noch dauern.

Trotzdem sind sie täglich vor Ort, nehmen zwei Mal am Tag den mehr als 15 Kilometer langen Weg von Döbeln nach Zschochau in Kauf, um ihre Tiere zu versorgen, das Landleben zu genießen. „Uns gehört das Grundstück in der Nähe der Kirche.

Das nutzen wir aber nicht für Wohnzwecke, sondern für unsere Tiere“, sagte Stephanie Rohlfs.

Warum es im Hofladen auch Schafwollreste gibt

Am Eingang des Hofes in Zschochau steht ein Hofladen. In dem gibt es Produkte aus eigener Herstellung.
Am Eingang des Hofes in Zschochau steht ein Hofladen. In dem gibt es Produkte aus eigener Herstellung. © SZ/DIetmar Thomas

Am Eingang des Grundstücks steht seit vergangenem Jahr ein kleiner Hofladen, eine kleine liebevoll eingerichtete Holzbude. Hier bietet das Ehepaar Produkte an, die es selbst anbaut oder produziert.

Dazu gehören rote und weiße Zwiebeln, Kartoffeln, Eier und selbstgemachte Kiwi-Marmelade. Im Sommer kommen dann Tomaten oder Gurken dazu. Das Lädchen hat rund um die Uhr geöffnet. Neben Produkten aus Zschochau gibt es Honig von einem Döbelner Imker und Nudeln aus Lommatzsch.

Auch Schafwollreste sind in Tüten abgepackt. Das sorgt bei manchem für Verwunderung. Doch das Rätsel ist schnell gelöst. Die Schafwolle dient als Mineralstoff und Feuchtigkeitsspender für Pflanzen.

„Wir legen die Wollreste zuerst ins Pflanzloch und dann setzen wir die Tomaten oder Gurkenpflanzen auf. Das hat sich in den trockenen Jahren sehr bewährt. Wir mussten wenig gießen und haben auch keine Probleme mit Wühlmäusen“, sagte Stephanie Rohlfs, die auf geringfügiger Basis als Tierwirtin arbeitet.

Familie Rohlfs hält in Zschochau sieben Ziegen.   Hexe ist die Anführerin.
Familie Rohlfs hält in Zschochau sieben Ziegen. Hexe ist die Anführerin. © SZ/DIetmar Thomas
Stephanie Rohlfs liebt die Ziegen. Sie seien sehr  ruhig und zutraulich.
Stephanie Rohlfs liebt die Ziegen. Sie seien sehr ruhig und zutraulich. © SZ/DIetmar Thomas
Das Leittier der Schafherde  hat eine Kette um und heißt Helmi, weil es früher Frank  Helm gehörte.
Das Leittier der Schafherde hat eine Kette um und heißt Helmi, weil es früher Frank Helm gehörte. © SZ/DIetmar Thomas
Zurzeit stehen  viele kleine Lämmer im Stall im Rittergut in Zschochau.
Zurzeit stehen viele kleine Lämmer im Stall im Rittergut in Zschochau. © SZ/DIetmar Thomas
Auch Hühner wollen es schön haben. Deshalb wurde der Stall  mit Maiskolben geschmückt.
Auch Hühner wollen es schön haben. Deshalb wurde der Stall mit Maiskolben geschmückt. © SZ/DIetmar Thomas

Die Eheleute, die zwei Kinder im Alter von neun und zwölf Jahren haben, betreiben ihre Schäferei und die Landwirtschaft seit 2018 im Nebenerwerb. Matthias Rohlfs ist bei der Stadt Döbeln angestellt.

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Das Ehepaar hat Pläne, was es künftig noch in ihrem Hofladen anbieten will. Dazu gehören schlachtfrische Leber-, Blut- und Bratwurst sowie Roster. Die Kühlanlage steht schon.

Nun sollen in einigen Tagen auch noch Schweine auf dem Hof einziehen, die dann die Grundlage für die Wurst liefern. Geschlachtet werden auch Lämmer. Doch da sei die Nachfrage nach Fleisch gering, sagen die Rohlfs. Interessenten könnten gern nachfragen.

Die sieben Ziegen sind sehr zutraulich. Jede hat einen Namen und ihre eigene Geschichte.
Die sieben Ziegen sind sehr zutraulich. Jede hat einen Namen und ihre eigene Geschichte. © SZ/DIetmar Thomas

Im Sommer sind Ziegenwanderungen geplant

Zur Schafherde von Familie Rohlfs gehören etwa 40 Tiere. Ein Teil von ihnen steht schon auf der Weide. Die Mutterschafe sind mit ihren Lämmern in Außenboxen untergebracht. Munter hüpfen die kleinen Lämmchen durch die Gegend. Viele von ihnen sind erst in dieser Woche zur Welt gekommen.

„Am meisten Spaß macht die Schäferei, wenn wir mit den Tieren von Weide zu Weide ziehen können. Wir waren mit der Herde schon einmal bis Goselitz. Da haben die Leute schon ganz schön geschaut“, sagte die Tierwirtin.

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Sie ist nicht nur mit den Schafen unterwegs. Im Stall stehen auch sieben zutrauliche Ziegen und Bock „Stinki“. Auch die Ziegen haben Namen wie Freya, Hexe, Tweedy oder Frieda.

Zu jeder Ziege kann Stephanie eine oder mehrere Geschichten erzählen. „Mein Plan ist es, im Sommer Wanderungen mit den Ziegen anzubieten. Das ist sicher für Familien sehr interessant.

Matthias Rohlfs lockt mit dem roten Eimer die Hühner an. Die wissen, es gibt Futter.
Matthias Rohlfs lockt mit dem roten Eimer die Hühner an. Die wissen, es gibt Futter. © SZ/DIetmar Thomas

Die Tiere geben viel zurück. Sie sind ruhig und rennen auch nicht weg. Die Ziegen würden mit mir bis nach Rom laufen“, sagte die Tierwirtin. Auf dem Hof leben auch noch etwa 40 Hühner und drei Enten.

„Die Hühner liefern die Eier, die wir im Hofladen anbieten. Mein Mann hat für sie extra ein Holzhaus gebaut. Wir lassen sie früh raus und wenn ich abends mit dem roten Eimer komme, wissen sie genau, dass es wieder ins Häuschen geht.

Die Familie kennt es nicht anders, als ständig etwas zu tun. Wenn sie sich nicht um die Tiere kümmert, baut sie Gemüse an oder macht Heu für die Tiere.

„So etwas muss man wollen. Sonst funktioniert es nicht“, sagen die Rohlfs. Nach der Arbeit trinken sie eine Tasse Kaffee und dann geht es weiter im Zweitjob.