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„Riss in der Gesellschaft darf nicht größer werden“

Steffen Ernst und Dirk Neubauer wollen mit der Versammlung „Demokratie hat ein Gesicht“ am Sonntag ein Zeichen für ein friedliches Miteinander setzen. Ziel ist eine Umkehr zur Debatte.

Von Sylvia Jentzsch
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Waldheim Bürgermeister Steffen Ernst und Landrat Dirk Neubauer laden für Sonntag zur Versammlung „Demokratie hat ein Gesicht“ ein.
Waldheim Bürgermeister Steffen Ernst und Landrat Dirk Neubauer laden für Sonntag zur Versammlung „Demokratie hat ein Gesicht“ ein. © SZ/DIetmar Thomas

Waldheim/Mittelsachsen. Unter dem Motto „Demokratie hat ein Gesicht“ haben Landrat Dirk Neubauer (parteilos) und Bürgermeister Steffen Ernst (FDP) – als Bürger – für Sonntag zu einer Versammlung auf dem Waldheimer Obermarkt aufgerufen.

Angemeldet hat diese der Verein Denkwerk Ost, dessen Vorstandsvorsitzender Dirk Neubauer ist.

„Wir wollen gemeinsam ein überparteiliches Zeichen setzen. Ein Zeichen für ein menschliches, gewaltfreies und ohne Hetze auskommendes Miteinander“, sagte Dirk Neubauer.

Er wies darauf hin, dass für die Organisation nicht auf Amtsressourcen zurückgegriffen, nur mit dem persönlichen E-Mail-Account gearbeitet worden sei.

Was ist am Sonntag in der Kirche und auf dem Obermarkt geplant?

Bevor am Sonntag, 10. März, um 15 Uhr, die Versammlung auf dem Obermarkt beginnt, lädt die Kirchgemeinde Waldheim-Geringswalde unter dem Motto „Selig sind, die Frieden stiften“ für 14.30 Uhr zum Friedensgebet in die Stadtkirche ein.

„Für etwa 20 Minuten wollen wir innehalten und nachdenken, hören, singen und beten, unsere Sorgen benennen, um Frieden und Mitmenschlichkeit bitten“, sagte Kerstin Rudolph vom Kirchenvorstand.

Die Versammlung auf dem Obermarkt wird Steffen Ernst eröffnen, der die Redner ankündigt. Sprechen werden Dirk Neubauer, Superintendent Sven Petri, ein Handwerker und ein Bürger der Stadt Waldheim. Dabei handelt es sich um eine geschlossene Rednerliste.

„Wir wollen mit den Rednern aus verschiedenen Gruppen eine Vielfalt präsentieren, zeigen, dass viele Menschen für Demokratie stehen“, so Ernst. Unterhaltung wird es mit Musik aus der Konserve geben.

„Aber mit Liedern und Texten, die zum Thema passen, zum Nachdenken anregen“, so Ernst. Die Versammlung könne auch genutzt werden, um miteinander ins Gespräch zu kommen.

Warum ist es wichtig, dass viele Menschen zur Versammlung kommen?

„Wir müssen in der Gesellschaft das Bewusstsein wecken, dass wir im Wahljahr sind. Es geht um viel“, so Neubauer. Die Leute müssten beginnen, für etwas einzutreten und nicht immer gegen etwas. Wer Demokratie und ihre Werte will, müsse das deutlich machen.

Dazu gehöre das Zeigen des Gesichts auf demokratischen Veranstaltungen, das Engagement oder die Beteiligung an der Wahl.

„Für die Werte und die freiheitlichen Grundgedanken, die uns jetzt streitig gemacht werden, haben viele Menschen gekämpft und teilweise dafür einen hohen Preis bezahlt“, sagte Dirk Neubauer.

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Deshalb könne es nicht sein, dass die demokratische Mehrheit einer extremen Minderheit die Bühne überlasse. Wenn das so sei, müsse damit gerechnet werden, dass sich grundsätzlich etwas ändere. Und was dann passiere, wollen die meisten nicht.

„Ja, wir wissen alle, dass es Probleme gibt. Darüber muss gesprochen und nach Lösungen gesucht werden.“

Es gehe nicht darum, dass alle Bürger einer Meinung sind. „Wir müssen uns aber dazu verständigen, wie wir weitermachen wollen. Wenn das, was wir zurzeit erleben, der künftige Ton sein soll, dann habe ich große Sorge“, so Dirk Neubauer.

Es sei der Punkt erreicht, an dem man umkehren müsse. „Wir brauchen die Debatte.“

Wie soll es nach der Versammlung am Sonntag weitergehen?

Steffen Ernst will allen Gruppierungen, die daran Interesse haben, ein Gesprächsangebot unterbreiten, den Dialog anbieten, um verfestigte Meinungen abzubauen. Ihm gehe es um die Herstellung des städtischen Friedens.

Der Riss in der Gesellschaft, den es bereits gebe, dürfe nicht größer werden. „Dafür sind wir 1989 nicht auf die Straße gegangen. Wir leben hier und jetzt. Es liegt in unserer Verantwortung, was wir daraus machen“, sagte Steffen Ernst.

„Wir wissen, dass es viel zu tun gibt. Wir wissen, dass auch einiges falsch läuft und korrigiert werden muss. Das geht aber nicht mit Wut, Hass und Gewalt. Es braucht Mut, Zusammenarbeit, Offenheit und Beteiligung“, so Neubauer.

Deshalb fordert er gemeinsam mit Steffen Ernst die Mittelsachsen auf, am Sonntagsnachmittag „Gesicht für Demokratie“ zu zeigen.

Bis Donnerstagnachmittag waren bei der Versammlungsbehörde des Landkreises keine weiteren Versammlungen für den Altkreis Döbeln angemeldet.