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So blickt ein Gersdorfer Landwirt auf die Protestwoche

Die Proteste in der Region, in Dresden und Berlin sind friedlich verlaufen. Aber von manchen Aktionen distanzieren sich die Bauern. Ein Fazit und ein Ausblick.

Von Lea Heilmann
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Die Blockierung der Autobahnauffahrten war der Auftakt der Bauern-Proteste. Thomas Thiele zeigt sich zufrieden mit den Aktionen.
Die Blockierung der Autobahnauffahrten war der Auftakt der Bauern-Proteste. Thomas Thiele zeigt sich zufrieden mit den Aktionen. © SZ/DIetmar Thomas

Region Döbeln. Ein Wort: Beeindruckend. Das antwortete Thomas Thiele, Vorstand der Gersdorfer Agrarproduktion und Handel sowie Vizepräsident des Sächsischen Bauernverbandes, auf die Frage, wie er die Großdemo in Berlin am Montag miterlebt hat.

Mit zwei Bussen und einigen Autos sind die Bauern aus Mittel- und Westsachsen gemeinsam mit etlichen weiteren Bussen vom Freistaat in die Hauptstadt gefahren. Rund um das Brandenburger Tor war so viel los, dass sie die Redebeiträge nur teilweise verstanden haben. Diese wurden auf der Rückfahrt im Bus nachgehört, erzählte Thiele.

Verbraucher müssen mehr aufgeklärt werden

Eine Woche lang haben die Bauern protestiert. Am Montag vergangener Woche blockierten die Landwirte aus der Region gemeinsam mit Handwerksbetrieben das Harthaer Kreuz sowie Autobahnauffahrten, am Mittwoch ging es mit Traktoren nach Dresden.

Wie lautet das erste Fazit von Thomas Thiele? „Wir haben die Woche genutzt, um uns bemerkbar zu machen“, sagte er und ergänzte: „Die Türen sind geöffnet.“ In der Vergangenheit seien die Bauern oft nicht gehört worden. Laut Thiele habe die Landwirtschaft viele Probleme, die drohende Streichung der Agrardiesel-Subvention sei nur der Punkt gewesen, der das Fass zum Überlaufen gebracht habe.

So zählte Thiele als Beispiele die Bürokratie, die Grundvergütung pro Hektar, die weiter gesunken ist oder die Gestaltung der Preise durch den Einzelhandel auf. Fürs erste hofft er, dass zumindest in Sachsen die Proteste kurzfristig etwas bewirken und die EU-Gelder zeitnah ausgezahlt werden. Der Bauernverband hat eine Frist bis zum 31. Januar gestellt. Er hofft, dass keine „neuen bürokratischen Monster“ erschaffen werden, sondern mit den bereits bestehenden Auflagen gearbeitet wird oder diese verbessert werden.

Thiele habe über die Woche allerdings auch gemerkt, dass Verbraucher und Kunden aufgeklärt werden müssen. „Viele wissen nicht, dass nicht wir die Preise machen, sondern dass wir auch nur mit denen arbeiten müssen“, so der Landwirt. Die Gestaltung des Milchpreises liege beispielsweise in den Händen von Molkereien sowie Einzelhändlern.

Distanzierung von den Freien Sachsen

Wie die Aufklärung der Verbraucher aussehen soll, daran müsse noch gearbeitet werden. Als Beispiel nannte Thiele aber eine Veranstaltung in Freiberg, zu der ein Traktor sowie Informationsmaterial gestellt wurde.

Die Bevölkerung mitnehmen, bedeutet für Thiele aber auch, den Zuspruch und die Unterstützung der Menschen mit Protesten oder Blockaden nicht überstrapazieren. „Geplant ist, dass es erst mal ein bisschen ruhiger wird“, sagte er. Bereits vor der Großdemo in Berlin sagte Thiele, dass auch der Politik ein bisschen Zeit gegeben werden müsse, um sich zu den Gesetzen zu äußern.

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Es gebe einzelne Gruppen, die vielleicht noch etwas veranstalten. So hat die Vereinigung „Land schafft Verbindung“ für die gesamte Woche Blockaden an den Auffahrten der A4 im Landkreis Bautzen angemeldet. In der Region Döbeln wird zu Autokorsos aufgerufen. Diese gehen allerdings nicht von den Bauern, sondern von den Freien Sachsen aus.

Von den Rechtsextremen haben sich die Bauern und der Verband von Beginn an abgegrenzt. „Das hat gut geklappt. Wir haben uns dahingehend distanziert und zum Beispiel am Montag die Autobahnauffahrten blockiert und sind eben nicht nach Dresden gefahren“, sagte Thiele. Der Landwirt zeigte sich auch froh, dass alles friedlich abgelaufen ist – sowohl hier in der Region als auch in Berlin.