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VfB Leisnig schwimmt gegen den Strom

Bei vielen Sportvereinen in der Region ist die Mitgliederzahl gesunken. Bei den Bergstädtern ist dagegen einiges passiert.

Von Frank Korn
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Renovieren beim VfB Liesnig: Bernd Funke (vorn links), Swen Liebsch (vorn rechts), Sebastian Kotte (Mitte links), Andy Wagner (Mitte rechts) und Frank Günther (hinten rechts) haben zur Freude von VfB-Präsident Jörg Lippert kräftig mit angepackt.
Renovieren beim VfB Liesnig: Bernd Funke (vorn links), Swen Liebsch (vorn rechts), Sebastian Kotte (Mitte links), Andy Wagner (Mitte rechts) und Frank Günther (hinten rechts) haben zur Freude von VfB-Präsident Jörg Lippert kräftig mit angepackt. © Dietmar Thomas

Leisnig. Die Vereinsvorstände sitzen jedes Jahr im Januar an einer eher lästigen Aufgabe: Die Mitgliederstatistik muss an den Kreis- und Landessportbund sowie an die Fachverbände gesendet werden. Schwankungen bei der Mitgliederzahl gibt es in jedem Jahr. Bei dem einen Verein mehr, beim anderen weniger. Doch wie wirkt sich die Corona-Pandemie auf diese Zahlen aus?

Für Jörg Lippert, Vorsitzender des VfB Leisnig, war die Erstellung der Statistik eine überaus positive Angelegenheit. „Wir haben im Verlauf des vergangenen Jahres trotz Corona 51 neue Mitglieder gewonnen, davon etwa 30 Kinder und Jugendliche“, sagt Lippert. Aktuell zählt der VfB 353 Mitglieder.

Videokonferenzen statt Training

Der Vereinschef führt diesen Umstand auf das große Engagement der Trainer und Vereinsmitglieder zurück. Auch wenn kein Training möglich sei, halte man mithilfe von Videokonferenzen ständigen Kontakt miteinander und versuche, die Phase des sportlichen Lockdowns so sinnvoll wie möglich zu überbrücken. Der Trainer der ersten Männermannschaft fordere seine Spieler zu sogenannten Challenges auf, die dann intern ausgewertet werden.

Auch der Präsident selbst wandte sich im Dezember per Video auf der Facebook-Seite des Vereins an die Mitglieder. „Ich finde es großartig, wie alle in den letzten Wochen und Monaten hinter dem Verein standen. Nicht ein einziges Mitglied hat seine Beitragszahlung unterbrochen. Und auch die Sponsoren haben uns, vielleicht gerade deswegen, uns finanziell kräftig unter die Arme gegriffen“, sagt er unter anderem in seiner Ansprache.

In die Hände gespuckt

Doch die VfB-Mitglieder nutzen die trainingsfreie Zeit auch ganz praktisch. So wurden die Duschräume und Umkleidekabinen saniert. Besonders Sebastian Kotte und Bernd Funke hätten daran großen Anteil, so der Vereinschef. Die geschätzten Kosten dafür liegen bei etwa 10.000 Euro. „Aus der Vereinskasse haben wir rund 2.500 Euro nehmen müssen, der Rest kam durch Spenden und Eigenleistungen zusammen“, freut sich Lippert. So hätten einige Sponsoren Material zur Verfügung gestellt, das von den Mitgliedern verarbeitet worden sei.

Viele Abgänge bei Lok Döbeln

„Mit ein paar Ideen kann man aus der misslichen Situation auch Hoffnung schöpfen. Es nützt nichts, den Kopf in den Sand zu stecken“, sagt der Vereinschef. Dennoch hofft er, dass der Trainingsbetrieb bald wieder erlaubt wird.

Das Gegenbeispiel zum Erfolgsmodell der Leisniger ist der ESV Lok Döbeln. Der Verein aus Döbeln-Großbauchlitz zählt jetzt 750 Mitglieder – 80 weniger als vor einem Jahr. „Die Abmeldungen ziehen sich durch alle Abteilungen und Altersgruppen. Und Corona spielt dabei eine große Rolle“, sagt Vereinsvorsitzender Olaf Junges. Er sehe noch kein Ende der Fahnenstange. „Je länger der Lockdown dauert, desto größer könnte der Mitgliederschwund werden“, befürchtet Junges.

Bisher habe der Verein seinen finanziellen Verpflichtungen nachkommen können, auch dank der Sponsoren. Doch wie es weitergehe, sei unklar. „Viele Firmen und Gewerbetreibende haben selbst Sorgen um ihre Existenz“, so Junges.

Mitgliederschwund auch in anderen Sportvereinen

Auch in anderen Vereinen sind Abgänge zu verzeichnen, wenn auch nicht in dem Maße wie beim ESV Lok Döbeln. So verzeichnet die HSG Neudorf/Döbeln 346 Mitglieder, das sind 21 weniger als im Vorjahr. „Es gibt immer wieder Abgänge, vor allem im Bereich der jüngsten Mitglieder“, sagte Vereinschef Steffen Händler. Doch während man diese in den vergangenen Jahren stets ausgleichen konnte, sei dies im Jahr 2020 nicht möglich gewesen. Ähnlich äußert sich Thorsten Hartwig vom Welwel Sport- und Tanzverein Döbeln, dessen Mitgliederzahl um zehn auf 74 gesunken ist.

Die Tanzgruppen des WelWel Sport-und Tanzvereins Döbeln hoffen, bald wieder bei Wettkämpfen antreten zu können.
Die Tanzgruppen des WelWel Sport-und Tanzvereins Döbeln hoffen, bald wieder bei Wettkämpfen antreten zu können. © Dietmar Thomas

Der Roßweiner SV hat aktuell 516 Mitglieder, zum 1. Januar 2020 waren es noch 541. Vereinschef Jürgen Krondorf befürchtet, dass an eine Aufnahme des Trainingsbetriebes vor Ende März nicht zu denken ist. „Für die Punktspiele im Handball sehe ich kaum Chancen. Wir hoffen, dass im Nachwuchs zumindest noch in Turnierform gespielt werden kann“, so Krondorf.

Der 1. Tennis-Club Waldheim verzeichnet einen Verlust von 16 Mitgliedern. Vereinsvorsitzender Ernst Schneider gibt aber auch zu, dass die Gelegenheit genutzt wurde, um die Statistik auf Vordermann zu bringen. Ob und wie im Jahr 2021 Tennis gespielt wird, vermag er nicht zu sagen. „Besonders für die Herren 60, die in der Regionalliga Ost spielen, sehe ich Probleme. Das liegt daran, dass fast in allen Teams der Liga ausländische Spieler eingesetzt werden. Für die könnte es Probleme mit der Einreise geben“, so Schneider.

Konstanz bei DSC und BC Hartha

Während die Zahl der Mitglieder beim SV Leisnig 90 von 370 auf 343 gesunken ist, verbucht der SV Aufbau Waldheim ein kleines Minus von acht Mitgliedern. Bei den Handballern des VfL Waldheim gibt es aktuell keine coronabedingten Abmeldungen. „Wir werden aber die Gelegenheit nutzen, um die Statistik zu bereinigen“, kündigte VfL-Vorsitzender Lars Friedrich an. Genauere Zahlen konnte er noch nicht sagen. Das Hauptaugenmerk des Vorstandes liege auf der Planung der neuen Saison 2021/2022. Derzeit werde der Stand in den einzelnen Mannschaften abgefragt.

Die Mitgliederzahl des Döbelner SC liegt stabil bei knapp 800. „Es halten alle zur Stange, alle würden am liebsten sofort wieder loslegen. Das zeigt mir, wie verbunden die Mitglieder dem Verein sind“, sagte DSC-Präsident Thomas Kolbe. Beim BC Hartha ist die Situation ähnlich. „Wir stehen bei 230 Mitgliedern, haben nur zwei Abmeldungen zu verzeichnen“, so Präsident Matthias Scheidig. Er wünscht sich, dass die Fußballer nicht gleich sofort in die Punktspiele starten müssen, sondern eine gewisse Vorbereitungszeit bekommen.

„Die offiziellen Zahlen der Vereinsstatistik stehen Mitte Februar fest“, sagte Benjamin Kahlert, Geschäftsführer des Kreissportbundes Mittelsachsen. Er befürchtet, dass sich die Zahl der Abmeldungen im nächsten Jahr noch weiter fortsetzen wird. „Viele werden noch abwarten, wie sich die Situation in diesem Jahr entwickelt“, so Kahlert. Er hoffe jedoch, dass die Mitglieder ihre Vereine auch in schweren Zeiten nicht im Stich lassen.

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