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Weiteres Puzzleteil für den Striegistalradweg

Was kreucht und fleucht auf der früheren Bahntrasse zwischen Crumbach und Kratzmühle? Dieser Frage sind Experten ein zweites Mal nachgegangen. Was sie vorgefunden haben.

Von Heike Heisig
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Thomas Böhme, Bauamtsleiter der Stadt Hainichen, zeigt auf die Auswertung der sogenannten faunistischen Erfassungen auf dem Radwegstück Crumbach-Kratzmühle.
Thomas Böhme, Bauamtsleiter der Stadt Hainichen, zeigt auf die Auswertung der sogenannten faunistischen Erfassungen auf dem Radwegstück Crumbach-Kratzmühle. © Lutz Weidler

Hainichen/Niederstriegis. Sommerzeit, Ferienzeit, Zeit fürs Radeln von Ort zu Ort und um Regionen kennenzulernen. Immer öfter sind auf den Straßen jetzt Radtouristen zu sehen.

Ziemlich gemütlich könnten die auch zwischen Niederstriegis und Hainichen auf diesem rum 20 Kilometer langen Teilstück der ehemaligen Bahnstrecke Roßwein-Niederwiesa unterwegs sein. Wohl gemerkt: könnten.

Bisher nur 5,5 Kilometer als Radweg nutzbar

Denn auch nach mindestens 17 Jahren Planung sind nur rund 5,5 Kilometer als Radweg nutzbar. Jetzt könnte das Projekt ein kleines Stück vorankommen.

Im Rathaus in Hainichen hängen die Ergebnisse der sogenannten faunistischen Untersuchung aus. Dabei wird unter anderem geschaut, welche Brutvögel sich in dem Plangebiet angesiedelt haben oder wo es Fledermausquartiere gibt.

Zwischen Crumbach und Kratzmühle haben die Fachleute bei Sonderuntersuchungen außerdem auf die Reviere von Biber und Fischotter geschaut, sich nach Entwicklungsgebieten von Faltern umgesehen und Amphibien – speziell den Kammmolch – erfasst.

Darüber hinaus stand als Aufgabe, im früheren Schotterbett der Bahntrasse nach Reptilien Ausschau zu halten.

Zwischen Niederstriegis und Crumbach fehlt der größte Teil des Striegistalradweges.
Zwischen Niederstriegis und Crumbach fehlt der größte Teil des Striegistalradweges. © SZ Grafik

Nennenswerte Veränderungen im Vergleich zur ersten Erfassung hat es Thomas Böhme zufolge nicht gegeben. Er ist Bauamtsleiter der Stadt Hainichen und beschäftigt sich mit einigen seiner Kollegen im Rathaus schon seit Jahren mit diesem Projekt.

Ein paar mehr Amphibien seien gesichtet worden. Neue Tierarten seien im Vergleich zur ersten Erfassung aber nicht beobachtet worden. Diese war hinfällig geworden, weil zwischen dem Gutachten und dem Einreichen der Unterlagen zu viel Zeit verstrichen war.

Anrainerkommunen haben nicht gebummelt

Das heißt allerdings nicht, dass Hainichen oder eine der anderen Anrainerkommunen Roßwein und Striegistal gebummelt hätten. Vielmehr sollte dieser Abschnitt als bundesstraßenbegleitender Radweg in Regie des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) entstehen.

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Das hatte die Planungen und alle damit im Zusammenhang stehenden Formalitäten erledigt. Doch das Verwaltungsgericht Chemnitz war anderer Meinung. Es urteilte im Oktober 2020, das dieses etwa 1.100 Meter lange Radwegstück nicht in der geplanten Form errichtet werden darf.

Damit wurden die Planungen hinfällig – und nach der verstrichenen Zeit eine erneute faunistische Untersuchung nötig.

„Wir hatten uns 2006 nach einem Besuch in Wurzen entschieden, die gleiche Strategie zu fahren wie die Städte Grimma und Wurzen“, erklärte Hainichens Oberbürgermeister Dieter Greysinger (SPD) die damalige Strategie.

Strategie an Grimma und Wurzen ausgerichtet

Die beiden Kommunen, hatten auf einer nicht mehr genutzten Bahnstrecke, die unweit parallel zur B107 verlief, einen solchen begleitenden und zu 100 Prozent vom Straßenbauamt Leipzig bezahlten Radweg errichtet.

"Die Voraussetzungen beim Striegistalradweg schienen aus unserer Sicht ähnlich“, so Greysinger. „Zumindest von Hainichen bis zum Umspannwerk in Etzdorf verläuft die Bahnstrecke weitgehend parallel zur B 169.“

Nach der Entscheidung des Gerichtes blieb Hainichen, Roßwein und Striegistal nichts anderes übrig, als die Planungen für den Abschnitt Crumbach-Kratzmühle mit zu übernehmen.

Mit einem Planfeststellungsbeschluss rechnen die Kommunen in 2023 nicht mehr, lassen sich aber gern überraschen. Das trifft auch auf den Umstand zu, ob der Beschluss beklagt wird. Angekündigt hatten es Vertreter von Umweltverbänden jedenfalls schon. Das zieht das Verfahren weiter in die Länge.

Dass Belange von Radfahrern und Umwelt durchaus unter einen Hut zu bringen sind, veranschaulicht Hainichens Bauamtsleiter an einem Beispiel auf dem nächsten und längsten Radwegstück Kratzmühle-Niederstriegis.

Wie er erzählt, sind auf diesem Teilstück Glattnattern beobachtet worden. Damit diese Tiere im wahrsten Wortsinn nicht unter die Räder geraten, könnte es dort, wo die Nattern nachgewiesen sind, sinnvoll sein, hellen Splitt statt dunklen Asphalt auf den künftigen Radweg aufzubringen.

Zweite Beteiligungsrunde für weiteren Abschnitt

Das ist jedoch in einem anderen Verfahrensteil zu klären. Für den Abschnitt Kratzmühle-Niederstriegis läuft die zweite Beteiligungsrunde. Nach der zweiten Anhörungsrunde hatten Hainichen und Roßwein von der Landesdirektion Hausaufgaben bekommen.

Die Vertreter der Kommunen sollten sich mit Grundstückseigentümern ins Benehmen setzen, die Einsprüche haben. Die weiteren Entscheidungen liegen dann bei der Landesdirektion als Planfeststellungsbehörde.