SZ + Döbeln
Merken

Vorschüler auf den Spuren Luthers

Im Kindergarten Sankt Florian lernen die künftigen Schulanfänger in einer Projektwoche den Reformator kennen. Und gleich zu Beginn klären sie einen Irrtum auf.

Von Martha Johanna Kaul
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Die Erzieher Steve Roitzsch und Gabriele Landgraf zeigen den Kindern, wie früher mit Tinte und Feder geschrieben wurde.
Die Erzieher Steve Roitzsch und Gabriele Landgraf zeigen den Kindern, wie früher mit Tinte und Feder geschrieben wurde. © Dietmar Thomas

Döbeln. Der Sportraum des evangelisch-lutherischen Kindergartens Sankt Florian ist kaum wiederzuerkennen.

Wo die Kinder bisher sportlich aktiv waren, stehen nun lange Tische, darauf liegen Federn und Pergamente, stehen Tintenfässer. Auf der anderen Seite befindet sich ein Tisch mit Kräutern, daneben steht ein großer Korb mit mittelalterlichen Kostümen.

Das Herz des Raumes ist in diesen Tagen der gemütliche Sitzkreis in der Mitte. Darin steht ein mysteriöser Koffer. Es ist ein Zeitreise-Koffer.

In der Projektwoche zur Reformation begeben sich die Vorschüler, in St. Florian liebevoll „Schulis“ genannt, auf eine Reise ins Mittelalter. Sie lernen Martin Luther kennen, erfahren, was es mit dem Reformationstag auf sich hat und backen gemeinsam mit ihren Erziehern Reformationsbrötchen.

Wer war Martin Luther?

„Wir mussten feststellen, dass viele Kinder nicht wissen, wer Martin Luther war“, erzählt Erzieher Steve Roitzsch. Als er und seine Kollegin Gabriele Landgraf die Kinder fragten, wer Luther gewesen sei, war man sich sicher, es sei Sankt Martin gewesen, der vom Pferd stieg und seinen Mantel für einen Bettler teilte.

„Ein wenig Klärungsbedarf war da noch nötig“, erzählt Gabriele Landgraf. Gemeinsam leiten die Erzieher die Projektwoche und freuen sich, dass das Thema von den Kindern so gut angenommen wird.

„Es ist schön, unseren Schulis die Geschichte Luthers näher zu bringen und zu sehen, wie sie es verstehen und dabei mitmachen“, so Gabriele Landgraf. Die Erzieherin ist seit 30 Jahren in der Kita und begleitete zahlreiche Kinder auf ihrem Weg in die Schule.

  • Sie haben Hinweise, Kritik oder Lob? Dann schreiben Sie uns per E-Mail an [email protected]

Die Reformationswoche gehört zu einer der fünf Projektwochen, die die 19 Schulanfänger im Laufe ihres letzten Jahres in der Kita erleben. „Eigentlich wollten wir die Woche wie gewohnt vor dem Reformationstag veranstalten“, erzählt Gabriele Landgraf.

Aufgrund der Ferien waren viele Kinder im Urlaub, deshalb wurde das Projekt verlegt.

Luther in Döbeln

Für die Schulis beginnen die Tage mit einem Frühstück in ihren Gruppen. Anschließend treffen sie sich im vorbereiteten „Lutherraum“.

Nach einer Andacht und einem gemeinsamen Lied begeben sich die Erzieher und ihre Schützlinge auf die Zeitreise. „Dafür haben wir in unserem Koffer einige Utensilien, die den Kindern die Geschichte und das Mittelalter näher bringen sollen“, erzählt Steve Roitzsch.

Am ersten Tag waren ein Lutherbild, ein Schnabelschuh sowie eine Kerze die Requisiten. Mithilfe eines Kamishibai, das ist ein japanisches Papiertheater oder auch Kniekino, wird täglich ein Teil der Luther-Geschichte erzählt.

Anschließend dürfen sich die Kinder verkleiden und die verschiedenen Angebote im Raum nutzen.

Neben dem Malen mit Feder und Tinte können die Kinder verschiedene Kräuter kennen lernen, Papier schöpfen und mit einer großen Ritterburg spielen. Auch das Backen von Reformationsbrötchen und Keksen steht noch auf dem Wochenplan.

Steve Roitzsch, der erst seit Mai zum Kita-Team gehört, erlebt die Projektwoche mit den Kindern zum ersten Mal und freut sich, ein Teil davon sein zu können. Er untermalt die Tage mit Musik. „Ein besonderer Höhepunkt war definitiv der Dudelsack, mit dem wir die Kinder am Dienstag in unser Zimmer lockten“, erzählt er lachend.

  • Nachrichten aus der Region Döbeln von Sächsische.de gibt es auch bei Facebook und Instagram

Zu jeder Projektwoche gehört ein Tag, an dem die Kinder mit den Erziehern einen Ausflug machen. „Das ist immer etwas Besonderes für unsere Kinder“, erzählt Gabriele Landgraf.

Dieses Mal begeben sie sich auf Luthers Spuren in Döbeln. „Wir haben hier viele Orte, die sich mit Luther verbinden lassen, wie den Lutherplatz mit dem Lutherdenkmal.“ Für die Erzieher sei es wichtig, dass die Kinder die Geschichte nicht nur hören, sondern auch erleben.

„Wenn man es ihnen nur erzählt, vergessen sie es wieder. Wenn sie aber mitmachen und es erfahren, dann können sie es auch weitererzählen“, so Landgraf.