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Weshalb der Tafel jeder Euro hilft

Die Kirchgemeinde Niederstriegis übergibt eine größere Spende an die Tafel. Die gerät jedoch selbst zunehmen in die Bredouille.

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Werner Tietze (links) und David Gröhner vom Kirchenvorstand Niederstriegis übergeben Tafel-Koordinatorin Maxi Lippmann eine Spende in Höhe von 1.000 Euro.
Werner Tietze (links) und David Gröhner vom Kirchenvorstand Niederstriegis übergeben Tafel-Koordinatorin Maxi Lippmann eine Spende in Höhe von 1.000 Euro. © SZ/DIetmar Thomas

Roßwein/Leisnig. Es ist früher Montagnachmittag und für eine Rentnerin aus Roßwein Zeit, Lebensmittel in zwei Tüten die Weststraße hinauf zu schleppen. Vom Einkauf kommt sie nicht, sondern von der Ausgabestelle der Döbelner Tafel, die vom Netzwerk Mittweida betrieben wird.

„Ohne die Lebensmittel von der Tafel könnte ich mir viel seltener etwas kochen“, gesteht sie ein.Die Rentnerin hat an diesem Montag zu den 25 Männern und Frauen gehört, die sich in Roßwein bei den Mitarbeitern und ehrenamtlichen Helfern der Tafel gegen einen Obolus Lebensmittelspenden abgeholt haben. Etwa doppelt so viele sind es, die in Waldheim jede Woche Schlange stehen, um über die Runden zu kommen.

Lebensmittel reichen nicht

Bitter wird es, wenn Situationen wie in der vergangenen Woche eintreten. „Da mussten wir eine Stunde vor Ausgabeschluss die Leute wegschicken, weil wir keine Lebensmittel mehr hatten“, erzählt Tafel-Koordinatorin Maxi Lippmann. Lediglich ein Notpaket hätte das Team den Hilfesuchenden in die Hand drücken können. Das sei für alle enttäuschend gewesen.

Dabei kann Maxi Lippmann nicht einmal versprechen, dass dies in Zukunft nicht wieder passiert. Während Ende 2021 noch rund 800 Menschen in der Region Döbeln auf Unterstützung durch die Tafel angewiesen waren, ist die Zahl inzwischen auf 1.900 bis 2.000 Personen beziehungsweise Bedarfsgemeinschaften gestiegen.

Hilfsbedarf steigt

Diesem enormen Zuwachs steht entgegen, dass die Märkte, bei denen die Helfer der Tafel Lebensmittel abholen dürfen, immer weniger abgeben. „Sie schauen einfach, dass sie zu Ladenschluss möglichst viel verkauft haben“, beschreibt Maxi Lippmann, in welcher Bredouille der Verein steckt, nämlich bei steigendem Bedarf auf weniger Lebensmittelspenden zurückgreifen zu können. Und trotzdem: „Wir sind dankbar für alles, was die Märkte und Lager abgeben“, sagt die Tafel-Koordinatorin. „Und natürlich brauchen wir auch jeden Spenden-Euro.

Ohne Spenden würde das überhaupt nicht funktionieren“, gibt Maxi Lippmann zu. Sie freut sich deshalb, dass ihr David Gröhner und Werner Tietze als Vertreter der Kirchgemeinde Niederstriegis am Montag einen symbolischen Scheck über 1.000 Euro übergeben. Das Geld ist ein Teil des Erlöses des kleinen Niederstriegiser Weihnachtsmarktes, den Einheimische und Gäste im Advent 2022 nach den Corona-Einschränkungen wieder im Pfarrhof feiern konnten.

Ein paar Einnahmen hat sich der Kirchenvorstand auch noch zurückbehalten. Damit will er ein Projekt im Ort unterstützen, wobei es zu genau diesem noch unterschiedliche Auffassungen über Zuständigkeiten gibt.

Gestiegene Personal- und Kraftstoffkosten

Die Spende aus Niederstriegis und auch von anderen Unterstützern benötigt die Tafel nach den Worten von Maxi Lippmann unter anderem, um Personalkosten und die ebenfalls steigenden Betriebskosten zu zahlen. So bekommt auch der Verein zu spüren, wenn die Kraftstoffpreise hoch sind, die Kraftfahrer, die die Lebensmittel einsammeln und dann wieder zu den Bedürftigen fahren, mehr an der Tankstellenkasse zahlen müssen.

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Während die Roßweiner, Harthaer, Waldheimer und Döbelner auf diese Art der Unterstützung zählen können, gehen die Leisniger in diesem Punkt weitgehend leer aus. „Wir haben einige Leisniger, die zu anderen Ausgabestellen kommen“, sagt Maxi Lippmann. Aber in Leisnig selbst noch einen Anlaufpunkt einrichten, das übersteige die Möglichkeiten und Kapazitäten des Vereins. Dafür mangele es sowohl an Lebensmitteln als auch an Personal.

Bedarf in weiteren Städten

Bedarf würde es auch in Leisnig geben, denken Karin Hollmann von der Stadtverwaltung Leisnig und Nicole Hirsch, Geschäftsführerin des kommunalem Wohnungsunternehmens LWVG und des Technologieorientierten Gründer- und Entwicklungszentrums (TGE). In den Räumen an der Ringstraße Leisnig unterhält das TGE auch eine Kleiderkammer. In der können Bedürftige auf diese Art Unterstützung zurückkommen.