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Wirtschaftliche Krise geht auch an Roßweiner Werkstätten nicht vorbei

Auch in den Werkstätten wird ein Rückgang der Aufträge verzeichnet. Beim Tag der offenen Tür will die Leiterin neue Firmen gewinnen.

Von Lea Heilmann
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Werkstattleiterin Anne Möbius mit einer der neuen Produkte aus der Werkstatt: Den Holz-Osterhasen. Den, andere Produkte und Einblicke in die verschiedenen Bereiche können Besucher am Tag der offenen Tür am 14. März entdecken.
Werkstattleiterin Anne Möbius mit einer der neuen Produkte aus der Werkstatt: Den Holz-Osterhasen. Den, andere Produkte und Einblicke in die verschiedenen Bereiche können Besucher am Tag der offenen Tür am 14. März entdecken. © SZ/DIetmar Thomas

Roßwein. In den Roßweiner Werkstätten in der Wehrstraße ist der Frühling eingezogen. Die Wände strahlen in einem satten hellgrün und hellblau, Bilder an der Wand zeigen verschiedene Plätze des Standortes.

Pünktlich zum Tag der offenen Tür, am 14. März, 16 bis 19 Uhr, wollen sich die Roßweiner Werkstätten herausgeputzt zeigen. Der letzte Tag der offenen Tür in der Wehrstraße ist fast sieben Jahre her. „Durch die Corona-Jahre konnten wir relativ lange nichts machen und jetzt wollen wir das Format auch mal in der Woche ausprobieren“, sagte Werkstattleiterin Anne Möbius.

Am Donnerstag stellen sich die Arbeitsbereiche Montage, Holzmontage und -restauration sowie Garten- und Landschaftspflege vor und geben Einblicke in ihre Arbeit. Die Holzabteilung hat für den Tag der offenen Tür auch ein kreatives Angebot vorbereitet. So können Kinder Ostereier aus Holz mit Farben und Murmeln gestalten. Diese leuchten auch in der Sonne. Auch Osterhasen aus Holz haben die Mitarbeitenden bereits vorbereitet.

Werkstätten suchen neue Firmen als Partner

Mit dem Tag der offenen Tür verbindet die Werkstatt zwei wichtige Säulen: zum einen die soziale Seite. „Wir wollen den Angehörigen, den gesetzlichen und ehrenamtlichen Betreuern, Freunden und Mitarbeitenden aus den Wohnheimen die Möglichkeit geben, die Werkstatt zu sehen“, erklärte Möbius. Die andere Säule ist die Produktion. Die Werkstätten wollen zeigen, wie sie arbeiten.

„Wir können viele Dinge leisten, was man außerhalb vielleicht gar nicht vermutet“, so Möbius weiter. Gerade aufgrund der aktuellen Wirtschaftssituation würde sich die Leiterin freuen, wenn Firmen aus der Region zu Besuch kommen. Denn die schwierige Lage ging auch an den Roßweiner Werkstätten nicht vorbei. „Wir haben viele Aufträge verloren. Früher kannten wir dass nicht, dass es zeitweise keine Arbeit gab“, erklärte Möbius.

Und das ist problematisch, wie sie weiter ausführte: „Auch wir unterliegen einem Druck. Wir müssen die Löhne erwirtschaften und auch die Investitionen, die produktionsbedingt notwendig sind.“ Trotz der schwierigen Lage haben die Werkstätten dennoch Glück gehabt. Anne Möbius hebt da auch den Produktionsleiter hervor. „Er ist sehr gut mit den Kunden im Kontakt und ist auch mutig im Ausprobieren.

Er hat das Auftragsrepertoire sehr verändert“, sagte sie. So gab es früher viele Arbeiten in der Industriemontage für die Automobilindustrie, heute seien es mehr Verpackungsarbeiten für die Lebensmittelindustrie.

Wäscherei hat sich zu erfolgreichem Bereich entwickelt

Seit einigen Jahren befindet sich die Wäscherei bereits im Gewerbegebiet. „Das hat sich in den vergangenen anderthalb Jahren zu einer absolut ausgelasteten und leistungsstarken Gruppe entwickelt“, sagte die Werkstattleiterin.

Kundenauftrage seien nur noch auf Anfrage möglich, weil die betreuten Mitarbeitenden so viel zu tun haben. Genauso gut laufe auch die Garten- und Landschaftspflege. „Es gibt viele Anfragen von Firmen, Privatpersonen und bereits jetzt pflegen wir diverse Burgen und Schlösser.“

Maria Sturm (l.) und die betreute Mitarbeiterin Lise Schreiber haben bereits einige Holzprodukte für den Tag der offenen Tür vorbereitet. Darunter auch die Holz-Ostereier, die Kinder nach ihren Vorstellungen gestalten können.
Maria Sturm (l.) und die betreute Mitarbeiterin Lise Schreiber haben bereits einige Holzprodukte für den Tag der offenen Tür vorbereitet. Darunter auch die Holz-Ostereier, die Kinder nach ihren Vorstellungen gestalten können. © SZ/DIetmar Thomas

Seit sechs Jahren gibt es in den Werkstätten auch die sogenannten Praxisbausteine, die zum Berufsbildungsbereich gehören. Die betreuten Mitarbeitenden durchlaufen theoretische und praktische Einheiten mit Inhalten von anerkannten Ausbildungsberufen. Bei der bestandenen Leistungsfeststellung gibt es ein Zertifikat von der Diakonie und der Industrie- und Handelskammer oder Handwerkskammer.

Firmen für Praktika begeistern

Das längerfristige Ziel der beruflichen Bildung ist, dass die betreuten Mitarbeitenden einen Praktikumsplatz auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt oder sogar eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung erhalten. „Übernahmen gab es, aber es waren nicht üppig viele“, sagte Möbius, wenn sie auf die vergangenen Jahre zurückblickt.

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„Bei dem einen oder anderen hat Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht. Es waren Praktika im Gange und Außenarbeitsplätze angebahnt und dann musste manches abrupt beendet und konnte nach Corona nicht wieder aufgenommen werden“, sagte Möbius.

Möglich ist das aktuell für die Industriemontage, die Holzbearbeitung, die Wäscherei und Näherei. Die Garten- und Landschaftspflege sowie der Bereich Hauswirtschaft befinden sich in der Vorbereitung. Auch für die berufliche Bildung soll der Tag der offenen Tür werben. Das oberste Ziel in den Werkstätten sei es, genug Arbeit für alle zu haben und die Löhne weiter stabil zu halten.

◾ Tag der offenen Tür, 14. März, 16 bis 19 Uhr in der Wehrstraße 26 in Roßwein