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Dresden bekommt ein neues Hochhaus

Am Straßburger Platz entsteht das erste Wohnhochhaus seit der Wende. An anderen Stellen sind die Pläne für hohes Bauen umstritten.

Von Nora Domschke
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So soll der Vierzehngeschosser aussehen, wenn er 2020 fertig ist. Er ist umgeben von anderen Wohnhochhäusern, dem Einkaufszentrum SP 1 und der Gäsernen Manufaktur auf der gegenüberliegenden Seite der Stübelallee.
So soll der Vierzehngeschosser aussehen, wenn er 2020 fertig ist. Er ist umgeben von anderen Wohnhochhäusern, dem Einkaufszentrum SP 1 und der Gäsernen Manufaktur auf der gegenüberliegenden Seite der Stübelallee. © Visualisierung: werkplan

Während am Lennéplatz derzeit darüber gestritten wird, ob ein Hochhaus mit 14 Etagen das Gartendenkmal Großer Garten beeinträchtigt, wird wenige Hundert Meter Luftlinie entfernt schon längst an einem neuen Hochhaus für Dresden gebaut. Am Straßburger Platz ist ein Vierzehngeschosser offenbar weitaus weniger problematisch. In Nachbarschaft zum Einkaufszentrum SP 1, einem Zehngeschosser mit bunten Balkonen und gegenüber der Gläsernen Manufaktur entstehen bis Ende kommenden Jahres 65 neue Wohnungen.

Schon Anfang vergangenen Jahres wurde auf dem Areal die alte DDR-Kaufhalle abgerissen, die Magier André Sarrasani bis Anfang 2016 als Domizil für seine Tiger genutzt hatte. Rund ein Jahr stand das Gebäude leer, das Grundstück verwahrloste, Anwohner beschwerten sich über Müll rund um die Kaufhalle. Nun sind die Mitarbeiter des Unternehmens Köster seit Juni dieses Jahres dabei, die Tiefgarage und die unteren Etagen zu bauen. Seit August steht der riesige Kran an der Stübelallee. Ende 2019, spätestens im Januar 2020 soll das Gebäude fertig sein, sodass die ersten Mieter einziehen können.

Hochhaus-Plan gefordert

Dabei sollte das moderne Wohnhaus ursprünglich gar kein richtiges Hochhaus werden. Entworfen wurde es von dem Freitaler Architekten Hardy Wolf, der damit nun eine Besonderheit für Dresden schafft: Es wird das erste Wohnhochhaus sein, das nach der Wende in der Stadt entsteht. In einem ersten Entwurf hatte Wolf gemeinsam mit dem damaligen Investor zunächst zwei miteinander verbundene Zehngeschosser geplant. 2016 wurde das Projekt der Dresdner Gestaltungskommission vorgestellt, deren Architekten und Stadtplaner sich daraufhin wünschten, dass an dieser Stelle durchaus höher gebaut werden könnte.

Also wurde umgeplant – die 65 Wohnungen werden in dem 36 Meter hohen Gebäude nun auf 14 Etagen verteilt. Bis zur siebten Etage schmiegt sich ein Anbau an das Gebäude, wodurch eine große Dachterrasse entsteht. Dieser Wohngarten soll von den Bewohnern des Hauses gemeinsam genutzt werden. Die Zwei- bis Vierraum-Wohnungen sind zwischen 60 und 110 Quadratmeter groß und werden nicht verkauft, sondern vermietet. Seit September 2016 gibt es übrigens einen neuen Eigentümer: Die Radebeuler Immobilienwert Sachsen AG, die bereits 2014 Pläne für das Areal ankündigte, hatte das Projekt damals an die Central Life Dresden GmbH verkauft.

Stück für Stück wächst der Neubau am Straßburger Platz in eine Höhe von 36 Metern. Die Vermietung der Wohnungen beginnt Anfang 2019. 
Stück für Stück wächst der Neubau am Straßburger Platz in eine Höhe von 36 Metern. Die Vermietung der Wohnungen beginnt Anfang 2019.  © Marion Doering

Dabei handelt es sich um eine Tochtergesellschaft der Immvest Wolf GmbH, die vor allem Bauprojekte in Leipzig realisiert. Wie viel Miete die Wohnungen am Straßburger Platz künftig kosten, kann Niederlassungsleiter Steffen Funk noch nicht sagen. „Wir beginnen im ersten Quartal 2019 mit der Vermietung.“ Aber schon jetzt würde er regelmäßig Anfragen zu den Wohnungen bekommen. „Das Interesse ist sehr groß.“ Zur Investitionssumme für das Bauprojekt äußert er sich nicht. Aber Funk erklärt, dass die Bauarbeiten an einem Hochhaus sehr aufwendig sind. „Wir haben es ja nicht mit einem Flächenbauwerk zu tun, an dem parallel Arbeiten stattfinden können.“ Das Bauen in die Höhe kostet Zeit, denn die einzelnen Etagen müssten Schritt für Schritt aufeinander aufgebaut werden. Das sei ein Grund für die lange Bauzeit, obwohl schon jetzt am zweiten Obergeschoss gewerkelt wird. Das Thema Hochhaus erhitzt die Gemüter in der Landeshauptstadt derzeit im besonderen Maß. Grund dafür ist nicht nur die Diskussion um den Vierzehngeschosser am Lennéplatz und dessen mögliche Auswirkungen auf den Großen Garten. Vielmehr wurde die Forderung nach einem Hochhaus-Rahmenplan laut, zuletzt reichten die Stadträte der rot-grün-roten Kooperation einen entsprechenden Antrag dazu ein. Allein im Zentrum sind elf größere Türme geplant, unter anderem am Käthe-Kollwitz-Ufer und mit dem neuen Verwaltungszentrum auch am Ferdinandplatz.

Derzeit gibt es etwa 350 Gebäude in Dresden, die höher als 22 Meter sind und damit nach Sächsischer Bauordnung als Hochhaus bezeichnet werden. 230 der Gebäude haben zehn, 33 sogar 17 Geschosse – so wie die Studentenwohnheime direkt am Lennéplatz. Eine Maximalhöhe ist für Dresdner Gebäude übrigens nicht festgelegt. Allerdings sei über jedes Bauvorhaben in seinem konkreten Umfeld im Einzelfall zu entscheiden, teilt der Geschäftsbereich Stadtentwicklung mit. Bebauungspläne enthalten Festsetzungen zur zulässigen Anzahl von Geschossen und Gebäudehöhen. Bei einem Hochhaus sei entscheidend, dass die ausbalancierte Stadtsilhouette Dresdens nicht gestört wird, so die Stadt.