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Wie aus dem Schlachthof Dresden die wohl schönste Messe Deutschlands wurde

Sie ist etwas Besonderes, die Messe Dresden. Sie hat in dem eindrucksvollen Gebäudeensemble des ehemaligen Schlachthofes ihren Platz gefunden. Vor 25 Jahren wurde der Grundstein gelegt.

Von Ralf Hübner
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Der ehemalige Schlachthof, seit 1999 Ort der neuen Dresdner Messe, ist ein denkmalgeschütztes Ensemble von fast 70 Gebäuden im Osten der Ostrahalbinsel. Er war von 1906 bis 1910 nach Plänen von Stadtbaumeister Hans Erlwein erbaut worden.
Der ehemalige Schlachthof, seit 1999 Ort der neuen Dresdner Messe, ist ein denkmalgeschütztes Ensemble von fast 70 Gebäuden im Osten der Ostrahalbinsel. Er war von 1906 bis 1910 nach Plänen von Stadtbaumeister Hans Erlwein erbaut worden. © Sammlung H. Naumann

Dresden. Die Messe in Dresden gehört zu den Besuchermagneten der Stadt. Als vor 25 Jahren, am 5. Februar 1999, auf dem ehemaligen Schlachthofgelände im Ostragehege der Grundstein gelegt wurde, war vom künftig "reizvollsten Messe-Ensemble in Deutschland" die Rede. Mit der Neuen Messe begann eine neue Ära im Dresdner Messe- und Ausstellungswesen.

Als "schönsten, jedoch auch teuersten Standort hatte der damalige Oberbürgermeister Herbert Wagner (CDU) bei der Grundsteinlegung den Ort für die Neue Dresdner Messe gepriesen. Um den Standort auf dem Schachthofgelände war heftig gerungen worden. Nur wenige Wochen zuvor hatte der Stadtrat kurz vor Weihnachten den Weg freigemacht und entschieden, die Neue Messe Dresden im 7,5 Hektar großen Ostragehege anzusiedeln.

Daneben waren auch ein Areal im Stadtteil Kaditz/Mickten und das Gelände der früheren Heeresbäckerei ins Auge gefasst worden. Der Umzug war notwendig, weil die Volkswagen AG am vorherigen Messestandort am Straßburger Platz eine Gläserne Manufaktur für Luxusautos errichten wollte. Weil der Automobil-Konzern für den neuen Standort 20 Millionen Mark auf den Tisch legte, konnte der Neubau in der Friedrichstadt überhaupt erst finanziert werden.

Erste Palast-Entwürfe waren zu kostspielig

Messen hatten bis dahin eine lange Tradition in Dresden: Als Geburtsstunde des Dresdner Ausstellungs- und Messewesen gilt die 1. Internationale Gartenbauausstellung 1887. Neun Jahre später eröffnete 1896 anlässlich der 2. Internationalen Gartenbauausstellung am Stübelplatz am Rande des Großen Gartens der Dresdner Ausstellungspalast. Er machte die Stadt zur Nummer 1 bei Ausstellungen in Deutschland. Erst 1914 folgten Berlin, 1920 Essen und 1922 Düsseldorf.

Der Ausstellungspalast um 1910. Das Ensemble wurde 1894 bis 1896 von Alfred Hauschild und Edmund Bräter errichtet und 1945 zerstört.
Der Ausstellungspalast um 1910. Das Ensemble wurde 1894 bis 1896 von Alfred Hauschild und Edmund Bräter errichtet und 1945 zerstört. © Sammlung H. Naumann

Der Gründerzeitbau entstand nach Plänen von Alfred Moritz Hauschild, dem Sohn eines reichen Baumwollspinners aus dem Erzgebirge, der mit 20 Jahren nach Dresden kam, um zu studieren, und zu einem bedeutenden Architekten seiner Zeit wurde. Gebaut wurde der Palast vor allem für internationale Ausstellungen. Von außen war das monumentale, langgestreckte Gebäude mit Kuppeln, Türmchen, Portalen sowie figürlichen und ornamentalen Verzierungen im Stil der Neorenaissance auf der Sandsteinfassade derart auffällig und pompös, dass die Schlichtheit im Inneren die Besucher geradezu überraschen musste. Riesige Fenster sorgten immer für lichtdurchflutete Räume.

Pläne für einen städtischen Ausstellungspalast hatte es zuvor zwar schon länger gegeben. Aber erst, als 1885 das VI. Deutsche Turnfest in Dresden stattfand und zwei Jahre später die Besucher in Scharen zur Internationalen Gartenbauausstellung in den Großen Garten strömten, nahmen die Pläne Fahrt auf. Den ersten Preis eines Wettbewerbes gewann dann 1888 zwar Alfred Hauschild. Doch dessen Entwürfe waren wohl zu kostspielig und wurden deshalb von zwei Kollegen umgearbeitet.

Es dauerte bis 1894, als der Stadtrat grünes Licht gab. Zuvor musste allerdings König Albert das Bauverbot auf dem Areal entlang der Stübelallee bis zum Botanischen Garten sowie für die Flächen dahinter, die als Ausstellungsgelände bis zur Herkulesallee gestaltet wurden, aufheben. Zum gesamten Park gehörten neben dem Palast auch ein Musikpavillon und ein Verwaltungsgebäude. Der komplette Bau mit den Außenanlagen und einem künstlichen Teich kostete die damals stolze Summe von über 1,6 Millionen Mark.

Neue Messe war 1910 als Schlachthof fertiggestellt worden

Während des Ersten Weltkrieges diente der Ausstellungspalast als Lazarett. Er wurde wie die gesamte Innenstadt im Zweiten Krieg zerstört. Ausstellungen waren danach zunächst bis 1967 in der Nordhalle zu sehen, dem jetzigen Militärhistorischen Museum der Bundeswehr, ehe 1969 auf dem Gelände des ehemaligen Ausstellungspalastes zwei Hallen und Funktionsgebäude hingestellt wurden, das neue "Ausstellungszentrum Fučíkplatz".

Die Ausstellung "Blütensommer" Anfang September 1980. Nach der Zerstörung des Palastes am früheren Stübelplatz entstand nach dem Krieg ein neues Ausstellungsgelände am damaligen Fucikplatz (heute Straßburger Platz).
Die Ausstellung "Blütensommer" Anfang September 1980. Nach der Zerstörung des Palastes am früheren Stübelplatz entstand nach dem Krieg ein neues Ausstellungsgelände am damaligen Fucikplatz (heute Straßburger Platz). © SZ/Hans-Dieter Opitz

Die Hallen waren durch zwei in Glas gefasste Gänge miteinander verbunden. In diesen Übergängen befand sich der Haupteingang. Das besondere Merkmal dieser etwa 100 Meter langen Doppelhalle bestand im Tragwerk des Daches. Zwei Pylonkonstruktionen hielten das Dach in der gewünschten Lage und ermöglichten einen Nutzraum ohne Stützen darunter.

Der ehemalige Schlachthof, seit 1999 Ort der neuen Dresdner Messe, ist ein denkmalgeschütztes Ensemble von fast 70 Gebäuden im Osten der Ostrahalbinsel. Er war von 1906 bis 1910 nach Plänen von Stadtbaumeister Hans Erlwein erbaut worden. Jede Tierart war in eigenen Gebäuden untergebracht. Zum Areal gehörte auch ein eigenes Kessel- und Maschinenhaus, das mehr als Kirche anmutete und deshalb den Beinamen Schweinedom erhielt.

So sieht die neue Messe Dresden auf dem alten Schlachthofgelände heute aus.
So sieht die neue Messe Dresden auf dem alten Schlachthofgelände heute aus. © PR/Messe Dresden
Die neuen Messehallen sind eingebunden in die alte und sanierte Schlachthof-Architektur Erlweins.
Die neuen Messehallen sind eingebunden in die alte und sanierte Schlachthof-Architektur Erlweins. © MESSE DRESEN/Tobias Ritz
Das gläserne Hauptfoyer ist das Tor zur Messe.
Das gläserne Hauptfoyer ist das Tor zur Messe. © SZ/Veit Hengst
Vier große Messehallten hat die neue Messe.
Vier große Messehallten hat die neue Messe. © MESSE DRESDEN/Frank Grätz
Die Börse Dresden an der Messe-Peripherie ist Heimat mehrerer Unternehmen und bietet darüber hinaus Tagungsräume.
Die Börse Dresden an der Messe-Peripherie ist Heimat mehrerer Unternehmen und bietet darüber hinaus Tagungsräume. © Jörn Haufe

Am 17. September 1999 wurde die neue Messe eröffnet. Zunächst waren in einem ersten Bauabschnitt nur die Hallen 2, 3 und 4 hergerichtet worden. Im Februar 2001 wurde die Halle 1 fertig, die größte der vier Hallen. Sie fasst bis zu 10.000 Besucher bei Rock- und Popkonzerten.

Zu den Publikumsmagneten gehören neben Konzerten die Berufs- und Ausbildungsmesse Karrierestart, die Ostermesse Dresdner Ostern sowie die Feuerwehrmesse Florian.