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Dresdner Geschichte: Wie die sächsische Glanzepoche zu Ende ging

Auf August den Starken und dessen Sohn geht das Augusteische Zeitalter zurück. Von den Bauten, die unter der Regie der beiden Fürsten errichtet wurden, profitiert Dresden noch immer.

Von Ralf Hübner
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Der Zwinger – hier um 1910 – gehört neben der Hofkirche zu den wohl bedeutendsten Bauwerken des Barock in Dresden.
Der Zwinger – hier um 1910 – gehört neben der Hofkirche zu den wohl bedeutendsten Bauwerken des Barock in Dresden. © Sammlung Holger Naumann

Dresden. Den beiden Augusts hat Dresden viel zu verdanken. Die Regierungszeit von August dem Starken und dessen Sohn August III. ist als das Augusteische Zeitalter in die Geschichte eingegangen, das Goldene Zeitalter Sachsens. Der Prunk, die ausschweifenden Bälle und Hoffeste, die wundervollen Bauwerke wie Zwinger und Hofkirche, die Parkanlagen sowie die in ganz Europa zusammengetragenen Gemälde und Kunstschätze locken noch immer Kunstliebhaber aus aller Welt in die Stadt.

Doch vor 260 Jahren war es mit dem sächsische Glanz plötzlich vorbei. Am 5. Oktober 1763 starb zunächst August III. Nur wenige Wochen später folgte ihm am 28. Oktober dessen Premierminister Graf Heinrich von Brühl.

Junger Prinz entwickelte sich zum Kunstliebhaber

Das Fest war vorbereitet. Kurfürst Friedrich August II., als August III. König von Polen, wollte sein 30-jähriges Thronjubiläum prächtig feiern. 30 Jahre zuvor war er am 5. Oktober 1733 zum polnischen König gewählt worden. Doch an jenem 5. Oktober erlitt der König einen Schlaganfall, an dessen Folgen er wenige Tage vor dem 67. Geburtstag starb. Er wurde in der Dresdner Katholischen Hofkirche beigesetzt. Eigentlich sollte er in den Krakauer Wawel überführt werden. Aber wegen der politisch unruhigen Zeiten blieb der Sarg in Dresden.

Sachsen war zu diesem Zeitpunkt ruiniert. Am 15. Februar 1763 hatten Preußen, Österreich und Sachsen im Frieden von Hubertusburg den siebenjährigen Krieg beendet. Doch die Kriegsschäden waren enorm. August und sein Premierminister Graf Brühl hatten den Krieg im fernen Warschau verbracht. Von Warschau aus hatte August auf Drängen der kurfürstlichen Familie schon im Jahr zuvor den einst von Brühl gefeuerten Freiherrn Thomas von Fritsch zum Vorsitzenden der Restaurationskommission ernannt, die den wirtschaftlichen Wiederaufbau des Landes vorbereiten sollte. Im April 1763 war er dann selbst nach Dresden zurückgekehrt.

Als Friedrich August am 17. Oktober 1696 in Dresden als Sohn von August dem Starken und dessen Frau Christiane Eberhardine von Brandenburg-Bayreuth das Licht der Welt erblickt, war dessen Zukunft als Herrscher in einem der wichtigsten protestantischen Länder des Heiligen Römischen Reiches vorgezeichnet. Zwar war August der Starke heimlich zum Katholizismus konvertiert, um König von Polen werden zu können. Dessen Frau aber war Protestantin geblieben und versuchte ihren einzigen Sohn in diesem Sinne zu erziehen.

Der junge Prinz lernte Französisch, Italienisch, Latein und Polnisch, entdeckt seine Leidenschaft für die Jagd und wurde ein versierter Kunstliebhaber. Um ihn dem mütterlichen Einfluss zu entziehen, schickte ihn August der Starke 1711 auf eine lange Kavalierstour durch Europa.

Trennung von Polen kaum überwindbar

Im November 1712 konvertiert auch der Sohn freiwillig zum Katholizismus. Damit standen nun auch ihm in Polen die Türen offen. Aus seiner 1719 geschlossenen Ehe mit der Kaisertochter Maria Josepha gingen 14 Kinder hervor. Die ersten Jahre verbrachte das Paar im Palais auf dem Taschenberg und lebte später im Jagdschloss Hubertusburg, das Friedrich August umfangreich erweitern ließ.

Nach dem Tod August des Starken 1733 wurde er sächsischer Kurfürst und König von Polen. Das von der Geschichtsschreibung oft wenig vorteilhaft wiedergegebene Bild des Königs als träge und nicht allzu klug, im Schatten Brühls stehend, ist so nicht zutreffend. Der Eindruck hatte sich vielmehr bei einer Modernisierung des Ministerialsystems ergeben, bei dem ein Premierminister an der Spitze der Regierung stand, der allein dem Herrscher verantwortlich war.

In der Regierungszeit August III. gelangte die sächsisch-polnischen Union zum Höhepunkt. Historiker bescheinigen August und Brühl, dass sie Versuche unternahmen, die politischen Verhältnisse in Polen zu stabilisieren. Allerdings waren beide Länder durch einen etwa 30 Kilometer breiten Streifen territorial voneinander getrennt. Für einen ungehinderten Warenaustausch wäre eine direkte Landverbindung aber wichtig gewesen.

Sowohl Österreich als auch Preußen schlugen jedoch alle Angebote Sachsens aus, weil beide, vor allem aber Preußen, eine Stabilisierung der sächsisch-preußischen Union nicht wünschten. Deshalb war die preußische Annexion Schlesiens 1740 auch ein Schlag gegen Sachsen, das im Ersten Schlesischen Krieg noch auf der Seite Preußens gegen Österreich focht, dafür aber nicht mit der erhofften Landverbindung nach Polen belohnt wurde.

Dresden wird zur Kulturmetropole

Den ersten beiden Schlesischen Kriegen folgte ab 1745 eine längere Friedensperiode, in der Dresden zu einer Kulturmetropole von europäischem Rang aufstieg. Die Stadt wuchs bis 1750 auf 60.000 Einwohner. Wissenschaft, Museen und Kunstsammlungen lockten Liebhaber aus vielen Ländern an. 1754 kam die Sixtinische Madonna von Raffael nach Dresden. Oper, Ballett und Musik erreichten bis dahin nicht erlebte Höhen. Spitzenkräfte aus Kunst und Kultur aus ganz Europa wurden verpflichtet. Johann Adolph Hasse begründete die italienische Oper in Dresden. Leipzig wuchs zu einer überregional wichtigen Handelsmetropole und einem wissenschaftlichen Zentrum heran. Auch Polen profitierte von dem Aufschwung.

Der Siebenjährige Krieg unterbrach ab 1756 die Entwicklung, die Preußen besetzten das Land. Nach dem Friedensschluss war strenge Sparsamkeit angesagt. Schließlich starben August III. und Brühl nur wenige Jahre später.