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Millionen für dichte Dresdner Kanäle

250 Kilometer des Kanalnetzes in Dresden müssen saniert werden. Welche Strategie die Stadtentwässerung dafür hat.

Von Peter Hilbert
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Oberbauleiterin Cathrin Witing und Bauüberwacher Daniel Philipp freuen sich, dass pünktlich vorm Jahresende der Kanal in der Frankenbergstraße erneuert ist.  Damit konnte die Sanierung in dem großen Gebiet von Löbtau-Süd beendet werden.
Oberbauleiterin Cathrin Witing und Bauüberwacher Daniel Philipp freuen sich, dass pünktlich vorm Jahresende der Kanal in der Frankenbergstraße erneuert ist. Damit konnte die Sanierung in dem großen Gebiet von Löbtau-Süd beendet werden. © Stadtentwässerung Dresden

Dresden. Kurz vor Weihnachten haben es Tiefbauer Matthias Augustin und seine Kollegen von der Coswiger Firma Heinrich Lauber geschafft. Seit dem Frühjahr erneuern sie die Kanalröhre unter der Löbtauer Frankenbergstraße. Jetzt sind die Arbeiten abgeschlossen, erklärt die Stadtentwässerung Dresden. Während der Tiefbauer mit dem Besen die letzten Asphaltkrümel aus den frischen Fugen beseitigt, besprechen Oberbauleiterin Cathrin Witing und Bauüberwacher Daniel Philipp von der Stadtentwässerung die letzten Details. Nachmittags fallen die Bauzäune.

Seit Mai war der alte, eiförmige Kanal zwischen der Bünau- und der Tharandter Straße erneuert worden. „Das ist eine Punktlandung“, sagt die Coswiger Oberbauleiterin zufrieden. Ihre Bauleute hatten abschnittsweise den neuen Kanal eingebaut, sodass immer nur eine Kreuzung gesperrt werden musste. Trotz des enormen Aufwands und einiger Unterbrechungen konnte der Zeitplan gehalten werden.

Geschafft: Mit Schwung beseitigt Tiefbauer Matthias Augustin die letzten Asphaltkrümel aus den Fugen. Der neu eingebaute Kanal tief unter der Straße soll wieder viele Jahre halten.
Geschafft: Mit Schwung beseitigt Tiefbauer Matthias Augustin die letzten Asphaltkrümel aus den Fugen. Der neu eingebaute Kanal tief unter der Straße soll wieder viele Jahre halten. © Stadtentwässerung Dresden

War der alte Kanal am oberen Ende der Frankenbergstraße einst 45 Zentimeter hoch und weitete sich bis zum unteren Ende auf 75 Zentimeter auf, so ist die neue, runde Röhre jetzt bis zu 15 Zentmeter größer. „Damit geht jetzt doppelt so viel Abwasser durch“, erklärt Bauüberwacher Philipp. In dem dicht bewohnten Löbtauer Viertel ist das auch nötig.

Die Strategie: Komplette Gebiete werden saniert

Teamleiter Norman Wonka freut sich, dass es in Löbtau so zügig vorangegangen ist. Der 54-Jährige leitet das Team Eigenplanung der Stadtentwässerung. „Das ist eine Art hauseigenes Ingenieurbüro“, erklärt er. Die Spanne der Aufgaben reicht von der Planung über die Organisation des Baus bis hin zur Überwachung. Dabei wird seit 2017 eine besondere Strategie verfolgt. Wurden bis dahin schadhafte Kanäle nur abschnittsweise erneuert, so geht sein Team jetzt ganz systematisch vor.

Das Dresdner Kanalnetz ist rund 1.800 Kilometer lang. Rund die Hälfte der Kanäle wurde nach der Wende saniert. Außerdem wurde das alte unterirdische Netz so gut gebaut, dass noch heute alte Kanäle teilweise in solidem Zustand sind. Allerdings müssen etwa 15 Prozent des Kanalnetzes, was einer Gesamtlänge von rund 250 Kilometern entspricht, in den kommenden Jahren saniert werden. „Deshalb haben wir derzeit 24 Sanierungsgebiete ausgewiesen“, erläutert Wonka. Dabei gibt es zwei Schwerpunkte.

Die Instandsetzung: Undichte Stellen verschwinden

Als einen Schwerpunkt nennt der Teamleiter die Beseitigung punktueller und lokaler Schäden an vorhandenen Kanälen. Dabei geht es um undichte Stellen in der Betonröhre, kaputte Abwasser-Schächte oder ihre Abdeckungen, führt er einige Beispiele an.

Die Sanierung: Schläuche dichten alte Kanäle ab

Sind die Schäden im Kanalnetz aber größer, müssen die Röhren, die in diesem Gebiet zwischen 25 Zentimetern und 1,2 Metern stark sind, grundlegend saniert werden. Das ist auch im Löbtauer Gebiet zwischen Tharandter, Kesselsdorfer und Mohorner Straße geschehen. Dort hatten die Arbeiten 2021 begonnen. Sind die Kanäle noch stabil, werden sie im sogenannten Inlinerverfahren saniert. Dabei werden harzgetränkte Glasfaser- oder Nadelfilzschläuche in die Kanäle eingezogen. Sie härten mit UV-Licht oder warmem Wasser aus und dichten die Röhren wieder zuverlässig ab. Der Schlauch wird über einen Schacht eingezogen, sodass der Straßenabschnitt nur kurzzeitig halb gesperrt werden muss. „Dadurch halten sich die Beeinträchtigungen für die Bürger in Grenzen“, sagt Wonka.

Dieser Kanal wurde mit einem sogenannten Inliner saniert. Meistens werden harzgetränkte Schläuche aus glasfaserverstärktem Kunststoff eingesetzt.
Dieser Kanal wurde mit einem sogenannten Inliner saniert. Meistens werden harzgetränkte Schläuche aus glasfaserverstärktem Kunststoff eingesetzt. © Stadtentwässerung Dresden

In dem Löbtauer Gebiet ist das unter anderem auf der Dölzschener Straße und rund um den Bonhoefferplatz bis zum vergangenen Jahr geschehen. Auf der Frankenbergstraße war das nicht möglich, da der Kanal zu klein war, sodass der neue eingebaut werden musste. „Wir haben jetzt alles geschafft und wieder einen guten Zustand des teilweise über 100 Jahre alten Kanalnetzes hergestellt“, resümiert Wonka.

Der Fortschritt: Zwölf Gebiete geschafft

In zwölf Gebieten sind die Arbeiten wie in Löbtau-Süd bereits abgeschlossen. Dabei haben die Sanierer insgesamt rund 25 Kilometer lange Kanäle in Ordnung gebracht, wofür die Stadtentwässerung über zwölf Millionen Euro investiert hat. Jetzt wird in weiteren Gebieten gebaut, so in der Inneren Neustadt zwischen Goldenem Reiter und Albertplatz. „Vor einem Jahr hatten wir begonnen. Im Frühjahr werden wir voraussichtlich fertig“, sagt er. Auch in weiteren Gebieten wird an der Kanalsanierung gearbeitet, so in Altgostritz und in der Seevorstadt-Ost am Blüherpark.

Der Plan: Kanalsanierer rücken in Zschertnitz an

Jetzt wird bereits für Zschertnitz geplant. Dabei handelt es sich um das große Gebiet zwischen Dohnaer Straße, Südhöhe und Bergstraße mit Kanälen, die insgesamt 14 Kilometer lang sind. Die Instandsetzung oder Sanierung soll nächstes Jahr beginnen und 2026 beendet werden. 2024 beginnen auch die Arbeiten in der Südvorstadt-Ost zwischen Strehlener Straße, Zelleschem Weg und Fritz-Löfller-Straße. Bis Ende kommenden Jahres sollen in diesem Strategie-Programm in Dresden Kanäle auf einer Länge von knapp 34 Kilometern saniert sein.