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Umstrittene Haustürgeschäfte in Dresden: Prozess wird eingestellt

Der Prozess um das umstrittene Vorgehen eines Energieberaters wurde eingestellt. Er soll fremde Stromverträge gekündigt und neue abgeschlossen haben. Der Mann muss eine Auflage zahlen.

Von Alexander Schneider
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Zwei Jahre nach dem unangekündigten Besuch eines Energiekostenberaters können sich die Zeugen nicht mehr an alles erinnern. Das Amtsgericht Dresden hat nun den Prozess gegen einen 48-Jährigen eingestellt.
Zwei Jahre nach dem unangekündigten Besuch eines Energiekostenberaters können sich die Zeugen nicht mehr an alles erinnern. Das Amtsgericht Dresden hat nun den Prozess gegen einen 48-Jährigen eingestellt. ©  Symbolfoto: Kristin Richter

Dresden. Um dem Angeklagten die Tat nachzuweisen, wäre ein Aufwand notwendig, der weit höher läge, als die behauptete Verfehlung. Daher ist der Prozess gegen einen 48-jährigen Dresdner am Donnerstag eingestellt worden. Das teilte Ines Kilian, die Verteidigerin des Angeklagten, auf Anfrage mit. "Mein Mandant hat mehr als 400 Verträge abgeschlossen, die alle einwandfrei waren", sagte die Anwältin. Schon das spreche gegen einen gezielten Betrug.

Angeklagt waren sieben Taten Ende 2021 und Anfang 2022. Klassische Haustürgeschäfte. Der Angeklagte soll als Energiekostenberater gegen den Willen seiner Kunden deren Stromverträge gekündigt und neue abgeschlossen haben. Es sei ihm um die Provision zwischen 105 und 125 Euro gegangen. Neben Betrug wurde ihm auch in einem Fall eine Urkundenfälschung vorgeworfen.

Der Angeklagte hatte die Vorwürfe schon zum Prozessauftakt entschieden bestritten. Sie würden schon deswegen keinen Sinn ergeben, weil er den Kunden stets seine Personalien gegeben habe. Er berichtete, dass er sich bei einer Berliner Firma beworben habe, nachdem er in der Zeitung gelesen hatte, dass viele Menschen deutlich überhöhte Energiekosten zahlten: "Da kann ich eigentlich nichts falsch machen", habe er sich gedacht.

Stromkündigung ohne Unterschrift

Zu Beginn seiner Tätigkeit hätten die Kunden mit ihrem Finger auf seinem Handy für den Anbieterwechsel und ein zweites Mal für eine Qualitätsliste unterschrieben. Später habe er die Vertragspapiere der Berliner Firma genutzt. Er habe die Menschen an der Wohnungstür nach ihrem Jahresverbrauch gefragt und ihnen günstigere Alternativen empfohlen. So weit, so normal.

Drei Zeugen im Alter von 23 bis 29 Jahren berichteten jedoch, sie seien überrascht gewesen, dass sie einige Tage später von Vattenfall als neue Abnehmer begrüßt wurden. Davon sei nicht die Rede gewesen. Sie hätten auch nichts unterschrieben, behaupteten sie. Ein Student sagte, sein Vertrag sei gekündigt worden, obwohl nicht er mit dem Angeklagten gesprochen habe, sondern seine Mitbewohnerin – die jedoch nicht Vertragspartner des Energieversorgers gewesen sei.

Weil zwei weitere Geschädigte, betagte Rentner, nicht erschienen, musste der Prozess fortgesetzt werden. Am Donnerstag nun das vergleichsweise schnelle Ende der Hauptverhandlung. Wieder fehlten Zeugen. Für eine angeblich gefälschte Unterschrift hätte man einen Gutachter beauftragen müssen. Das wäre ein vergleichsweise hoher Aufwand, wie Verteidigerin Kilian sagte. Mehrere Zeugen, die sagten, sie hätten nicht unterschrieben, hatten es offenbar doch getan. Ihr Mandant habe daher einer Einstellung des Verfahrens gegen Zahlung einer Geldauflage von 500 Euro zugestimmt.