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Hohnsteinerin ging mit Messer auf die Ex des Freundes los

Laut Anklage stach eine 23-Jährige eine 38-Jährige mit dem Messer in die Schulter. Sie sei wütend gewesen, sagte sie vor dem Schwurgericht in Dresden.

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Die 23-jährige Angeklagte wird in Dresden in den Gerichtssaal geführt. Die Anklage lautet auf versuchten Totschlag und gefährliche Körperverletzung.
Die 23-jährige Angeklagte wird in Dresden in den Gerichtssaal geführt. Die Anklage lautet auf versuchten Totschlag und gefährliche Körperverletzung. © Daniel Förster

Von Friederike Hohmann

Eine junge Frau soll im Juni vergangenen Jahres zunächst ihren Freund kräftig ins Gesicht geschlagen haben, sodass seine Nase stark blutete. Wenige Minuten später stach sie im Hohnsteiner Ortsteil Kohlmühle dessen Ex-Freundin mit einem Küchenmesser nahe der Halsschlagader drei Zentimeter tief in die linke Schulter. Danach soll sie „Jetzt kannst du verbluten, du Sau!“ gerufen haben. Zum Tatzeitpunkt stand sie nachweislich unter Drogen.

Für den Angriff auf ihren Freud und die Messerattacke übernahm die Angeklagte, die seit dem Vorfall in Untersuchungshaft sitzt, gleich nach Verlesung der Anklage die Verantwortung. Allerdings stritt sie die verbale Äußerung vehement ab. Dabei blieb sie auch im Verlauf des ersten Verhandlungstages. Niemals würde sie so etwas sagen. Allenfalls „Verrecke!“ könnte sie in ihrer Wut gerufen haben. Sie kümmerte sich nach dem Angriff nicht um die Verletzte. Den Notruf setzte das Opfer selbst ab. Glücklicherweise war die Verletzung nicht lebensbedrohlich.

Mit Drogen kam sie früh in Kontakt

Die 23-Jährige bekam gleich nach Verlesung der Anklage (versuchter Totschlag, gefährliche Körperverletzung) die Möglichkeit, über ihr Leben zu erzählen. So war zu erfahren, dass ihre Mutter drogenabhängig und derzeit in Haft sei. Sie wuchs, zusammen mit ihrer Stiefschwester, bei deren Oma auf, kam aber schon als 13-Jährige ins Heim. Dort hatte sie nach wenigen Wochen den ersten Kontakt mit Drogen und konsumierte seitdem regelmäßig Crystal. Nach dem mit dem Umzug ins Heim verbundenen Schulwechsel schwänzte sie den Unterricht und holt erst jetzt in Haft ihren Hauptschulabschluss nach.

Tatort Kohlmühle - hier hat sich die blutige Messerattacke ereignet. Am ersten Prozesstag sagte die Angeklagte unter anderem über ihre schweren Drogenerfahrungen aus.
Tatort Kohlmühle - hier hat sich die blutige Messerattacke ereignet. Am ersten Prozesstag sagte die Angeklagte unter anderem über ihre schweren Drogenerfahrungen aus. © Marko Förster

Seit ihrem 13. Geburtstag war ihr Leben also von Drogen bestimmt. 2021 war sie obdachlos, als ihre Stiefgroßeltern ihr zu einer Wohnung auf dem ehemaligen Werksgelände in Kohlmühle verhalfen. Ein Jahr später, ihr Freund saß in Haft, nahm sie eine 15 Jahre ältere Frau, die selbst drogenabhängig war, bei sich auf. Sie wurden Freundinnen. Beide arbeiteten auch zusammen auf dem ehemaligen Werksgelände.

Doch irgendwann sei ihr aufgefallen, dass die Freundin Kupfer stahl und zum Wertstoffhändler schaffte. Auch Werkzeug verschwand. Sie warf die Freundin vor die Tür. Die fand aber schnell eine andere Bleibe und zog kurzerhand beim Stiefvater der Angeklagten ein, der praktischerweise auch auf dem Gelände wohnte. Sie selbst begann eine Beziehung mit einem drogenabhängigen Mann, den sie schon länger kannte, und der, wie sie irgendwann erfuhr, einst der Partner ihrer Ex-Freundin gewesen war.

„Jetzt kannst du verbluten, du Sau“, hätte sie nie gesagt

Dieser Mann war es, dem sie am frühen Nachmittag des 22. Juni in ihrer eigenen Wohnung die Nase blutig schlug. Die Ex-Freundin, die eine halbe Stunde später zu ihr kam, wurde das Opfer der Messerattacke. Sie hätte nach drei schlaflosen Nächten und Drogenkonsum das Gefühl gehabt, dass ihr Freund mit ihrer ehemaligen Freundin bei den Diebstählen gemeinsame Sache mache, gab die Angeklagte an. Deshalb sei sie auf beide so wütend gewesen. Hier im Gerichtssaal sei sie ganz ruhig, nachdem sie seit dem Sommer des letzten Jahres keine Drogen mehr konsumiert habe. Damals sei sie in einem ganz anderen Zustand gewesen, versuchte sie ihre aufbrausende Art zu erklären.

Sie könne sich nicht daran erinnern, was nach der Tat mit dem Messer geschehen war, sagte sie in der Verhandlung. Der Polizei war mitgeteilt worden, dass es der Stiefvater sichergestellt hätte. Gefunden wurde es aber nicht.

Der Prozess wird fortgesetzt.