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Im Panometer Dresden wächst der tropische Regenwald

Kompliziert und komplex ist es, das neue Panoramabild "Amazonien" aufzuhängen im Panometer in Dresden und so zu straffen, dass sich Fauna und Flora faltenlos betrachten lassen.

Von Nadja Laske
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Ein Höhenkletterer arbeitet im Panometer Dresden daran, das neue Panoramabild Amazonien aufzuhängen. Das ist sehr aufwändig und komplex.
Ein Höhenkletterer arbeitet im Panometer Dresden daran, das neue Panoramabild Amazonien aufzuhängen. Das ist sehr aufwändig und komplex. © Christian Juppe

Dresden. Auf die Plätze... fertig... leise surren die Motoren. Alle Techniker, Fotografen und Kameraleute sind an Ort und Stelle. Die Spannung im Rund des Panometers lässt sich förmlich atmen. Was jetzt hier passiert, ist nur alle paar Jahre zu erleben: Amazonien erhebt sich Zentimeter um Zentimeter vor den Augen derer, die dafür verantwortlich sind, im ehemaligen Dresdner Gasometer eine fantastische und zugleich realistische Welt zu erschaffen.

Nachdem die Besucher mit Blicken durch die Gassen und über die Plätze des barocken Dresdens spazieren gehen konnten oder das Grauen der Bombennacht des 13. Februars nachempfunden haben, wandeln sie künftig durch den tropischen Regenwald.

Ab dem 27. Januar öffnet sich hier erstmals die Sicht auf Fauna und Flora des Amazonasbeckens, die der Künstler Yadegar Asisi verdichtet entworfen und auf insgesamt 36 Stoffbahnen drucken lassen hat. Als das Go ertönt, ist kaum vorstellbar, dass der wirre Stoffberg am Boden einmal ein faltenloses Rund bilden wird.

3.000 Quadratmeter Stoff für neue Panometer-Inszenierung

Zusammengelegt und verstaut in einer vier Meter langen Kiste ist er nach Dresden gekommen - 3.000 Quadratmeter groß und eine Tonne schwer. Per Gabelstapler und Seilvorrichtungen wurde er ins Innere des markanten Gebäudes gebracht und dort zunächst mit einer sogenannten Transportschiene verbunden. Die setzt sich nach mehrtägiger Vorbereitung nun also langsam in Bewegung in Richtung Kuppeldach des Panometers.

Noch ist von der tropischen Pflanzen- und Tierwelt nicht viel zu sehen. Die bedruckten Stoffbahnen hängen wie eine zusammengeschobene Gardine an der Schiene und entfalten sich Meter für Meter bis die Halterung ganz oben angekommen ist. Ebenfalls wie ein geraffter Vorhang parken derweil die bisherigen Panoramabilder "Dresden im Barock" und "Dresden 1945" an ihren Schienen. All die Zeit hatten sie übereinander gehangen und waren beim Wechsel der Ausstellungen recht unkompliziert ausgetauscht worden. Auch künftig bleiben sie so komprimiert und nicht sichtbar hängen.

Links "Dresden 1945", rechts "Dresden im Barock": Die Bilder werden bis 2025 verdeckt hängen.
Links "Dresden 1945", rechts "Dresden im Barock": Die Bilder werden bis 2025 verdeckt hängen. © Christian Juppe

Ein neues Panorama anzubringen hingegen ist ein aufwändiges Prozedere, für das ein rund 30-köpfiges Team seit vergangenem Donnerstag im Panometer zugange ist. Zu ihm gehören auch acht Höhenkletterer, die sich für solch spezielle Aufträge zusammenfinden und an einem Strang ziehen. In Wahrheit sind es 360 Stränge, besser ausgedrückt Gurte, an denen das Panoramabild hoch oben und am Boden an einer kreisrunden Schiene befestigt ist.

Beim Aufbau im Panometer wird nichts zum Zufall überlassen

Fünf Tage wird es dauern, bis der entfaltete und im Rund aufgezogene Stoff auf 106 Meter Breite und 27 Meter Höhe mit diesen Gurten gestrafft ist - so stark, dass er keine Falten wirft und gerade so sehr, dass er nicht reißt. Wie weit er unter Druck gesetzt werden darf, ist genau berechnet. Nichts überlässt Yadegar Asisi dem Zufall. Vom Entwerfen und Realisieren des Motivs über das Nähen der Bahnen an 30 Meter langen Nähtischen in einer extra dafür angemieteten Turnhalle und dem Bedrucken in einer spezialisierten Druckerei in Südwestfalen, wirkt die Entstehung wie eine Wissenschaft.

Das Barocke Dresden erlebten die Besucher vom Turm der Hofkirche aus und die Bombennacht vom Rathausturm aus. Nun werden die Gäste wieder das Turmgerüst inmitten des Panometers besteigen und von den verschiedenen Plattformen aus wie aus einer Baumkrone heraus auf das Flirren und Schwirren der exotischen Tiere und tropischen Gewächse schauen - ein Wimmelbild der heilen Welt, die so schön und so bedroht ist.

Weitere Informationen gibt es unter www.panometer-dresden.de