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Dresdner Altenpflegerin wäscht Geld für Liebes-Betrüger

Eine 63-jährige Rentnerin aus Dresden hat für Betrüger aus dem Ausland über Jahre viel Geld gewaschen – und ist ihnen auch selbst auf den Leim gegangen. Sie habe Geborgenheit gesucht, sagt ihr Verteidiger.

Von Alexander Schneider
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Es hat lange gedauert, ehe eine hartnäckige Geldwäscherin am Amtsgericht Dresden Einsicht zeigte. Ernste Warnungen der Polizei hatte die Frau in den Wind geschlagen.
Es hat lange gedauert, ehe eine hartnäckige Geldwäscherin am Amtsgericht Dresden Einsicht zeigte. Ernste Warnungen der Polizei hatte die Frau in den Wind geschlagen. © Symbolfoto: Tino Plunert

Dresden. Geldwäsche in 37 Fällen lautete der Vorwurf gegen eine 63-jährige Angeklagte am Montag vor dem Amtsgericht Dresden. Sie hatte "international operierenden Betrügerbanden" ab Ende 2016 insgesamt fast 60.000 Euro überwiesen. Die Rentnerin fiel dabei auch selbst auf die sogenannte Love-Scamming-Masche herein, leitete aber vor allem Geld anderer Frauen weiter, die ebenfalls hofften, einem vermeintlichen virtuellen Partner finanziell zu helfen. Es dauerte lange, ehe die Angeklagte einsah, dass auch sie ein Opfer war.

Laut Anklage erhielt die ehemalige Altenpflegerin ab November 2016 immer wieder Beträge auf ihr Bankkonto, die sie dann in bar abhob, um sie per Western Union, Money-Gram oder anderer Finanzdienstleister ins Ausland zu überweisen. Das meiste Geld verschwand in Nigeria, später auch ein paar Tausend Euro in Estland.

Unter anderem hat eine "Sabine" ihr Geld überwiesen, für einen Alexander Hartmann, einen angeblichen Ingenieur, der im Ausland Bauprojekte plante. Den Deutschen, der komischerweise nicht der deutschen Sprache mächtig war, gibt es nicht.

Auch andere "Männer" hatten ihre Opfer mit Heiratsversprechen, Liebesschwüren und angeblichen Notlagen so weit gebracht, dass sie zahlten – immer auf das Konto der Dresdner Rentnerin, die die schönen Summen stets weiterleitete. Die Beträge zwischen 200 und 6.000 Euro hob sie von ihrem Commerzbank-Konto ab und leitete sie weiter. Treu und verlässlich.

Selbst Banken sperrten die Rentnerin

Im August 2017 wurde die Frau erstmals von der Polizei geladen. Die Beamten sagten ihr deutlich, dass sie sich wegen Geldwäsche strafbar mache. Ihr Commerzbank-Konto war gekündigt worden, selbst Western Union und Money-Gram hatten von der Rentnerin keine Überweisungsaufträge mehr angenommen. Dennoch kam die 63-Jährige auch nach der klaren Ansage der Ermittler nicht zur Besinnung.

Sie rief postwendend "ihren" virtuellen Partner an, der ihr erklärte, "die Polizei lügt wie gedruckt". Die Frau machte ungerührt weiter, nun über ihr Konto bei der Sparkasse. Dann habe sie ihre Schwester veranlasst, die Barbeträge nach Nigeria und Estland zu überweisen. Aus den Gesamtumständen hätte sich der Angeklagten aufdrängen müssen, dass sie von Betrügern instrumentalisiert wurde und die Beträge aus Straftaten stammten.

Richter Arnd Fiedler sagte, er sei fassungslos: Es werde so viel vor diesen Betrügerbanden unter Begriffen wie "Love-Scamming" und "Nigeria Connection" gewarnt, die in sozialen Medien und auf Dating-Plattformen ihre Opfer suchten. Die Frau hätte hellhörig werden müssen, wenn ein deutscher Ingenieur etwa kein Deutsch spricht.

Die Angeklagte räumte alle Vorwürfe ein und bedauerte die Taten. Sie habe davon nichts gewusst, erst hinterher davon erfahren. Ihr Verteidiger sagte, seine Mandantin habe nach einer Ehe, in der sie physische und psychische Gewalt erfahren habe, Geborgenheit gesucht und sei schamlos ausgenutzt worden, habe auch selbst zweimal 400 Euro überwiesen.

Richter Fiedler verurteilte die Angeklagte wegen leichtfertiger Geldwäsche in 22 und vorsätzlicher in 15 Fällen zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr. Außerdem wurden ihr Handy und ihr Laptop als Tatmittel eingezogen - und die Justiz hätte gern knapp 60.000 Euro als Taterträge eingezogen, doch bei der Frau wird nichts mehr zu holen ein.