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Grünes Gewölbe: Diamanten bleiben unter Verschluss

Nach dem Einbruch in das Museum in Dresden ist weiterhin unklar, wann die Beute wieder besichtigt werden kann. Die Diamanten sind noch nicht begutachtet.

Von Alexander Schneider
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Die meisten der gestohlenen Juwelen aus dem Grünen Gewölbe sind nach dem Diebstahl wieder da. Doch sie haben teils deutlich an Wert verloren.
Die meisten der gestohlenen Juwelen aus dem Grünen Gewölbe sind nach dem Diebstahl wieder da. Doch sie haben teils deutlich an Wert verloren. © Grünes Gewölbe/Polizeidirektion Dresden

Die Zeugenvernehmung einer Restauratorin aus dem Grünen Gewölbe im Landgericht Dresden macht am Mittwochvormittag eines wieder schmerzlich bewusst: Noch immer ist nicht absehbar, wann die Ende 2019 gestohlenen und Ende 2022 herausgegebenen Diamanten August des Starken wieder öffentlich bestaunt werden können.

Nach Informationen von Sächsische.de sind die 18 Garnituren noch immer nicht begutachtet worden. Erst danach können sie von Fachleuten wie der Zeugin restauriert werden. So lange das aber nicht geschehen ist, wird sich auch niemand anderes an den Steinen erfreuen können. Bis auf Weiteres hält die Justiz die Beute unter Verschluss.

Die 56-jährige Restauratorin ist Zeugin im Prozess gegen einen 24-jährigen Angeklagten, den jüngeren Bruder eines der verurteilten Haupttäter aus Berlin. Ihm wird nun Beihilfe zu Sachsens spektakulärsten Kunstdiebstahl vorgeworfen. Der junge Mann soll in der Nacht zum 25. November 2019 die Aufgabe gehabt haben, seinen Bruder und zwei weitere Verwandte des Remmo-Clans in einem weißen VW Golf zu ihren Tatfahrzeugen in Berlin-Tempelhof zu chauffieren. Sechs Männer starteten von dort nach Dresden, um an jenem Montag gegen 5 Uhr innerhalb weniger Minuten durch ein Fenster des Residenzschlosses in das Grüne Gewölbe einzudringen, die Vitrine im Juwelenzimmer aufzuhacken und mit insgesamt 21 Schmuckgarnituren wieder zu verschwinden.

Weil der Golf jedoch gegen 23 Uhr in eine spontane Verkehrskontrolle der Polizei geraten war, habe der Angeklagte nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft seine Insassen unterwegs aussteigen lassen und seine Fahrt alleine fortgesetzt – möglicherweise, um die ihn nun observierenden Zivilstreifen abzulenken. Der Grund für die Observation: Bei der Kontrolle war aufgefallen, dass alle Insassen des Golfs wegen Einbruchsdelikten polizeibekannt waren und im Kofferraum hatten auch noch Einbruchswerkzeuge gelegen. Die Beamten vermuteten, dass die Remmos „etwas vorhaben“ könnten.

Vor etwa einem Jahr hat die Restauratorin bereits im Prozess gegen die Haupttäter ausgesagt und erstmals von den teilweise gravierenden Schäden berichtet. Nun muss sie die gleichen Fragen erneut beantworten. Sie beschreibt, dass die Beute teilweise erheblich beschädigt sei, allerhand Steine fehlten, Feuchtigkeit zu Korrosion geführt habe – und die Schmuckstücke jedenfalls nicht mehr den Wert haben wie vor dem Einbruch. Den Satz: „Es ist einfach nicht mehr dasselbe“ sagt sie mehrfach über die neue Situation. „Optisch“ ließe sich einiges machen, doch was den ideellen Wert anginge, bleibe es dabei, dass das, was die Sammlung, die seit dem 18. Jahrhundert öffentlich zugänglich ist, so einzigartig gemacht habe, sei eben nicht mehr so.

Die Expertin berichtet auch, dass die Polizei tagelang im Juwelenzimmer Spuren gesichert habe. Zwischen zerschlagenen Vitrinenglas und versprühten Feuerlöscher-Pulver sei auch der ein oder andere Diamant aufgetaucht und später weitere Teile im „Kehricht“, der nochmals gesondert untersucht worden sei. Der Prozess wird fortgesetzt.