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Lahmann-Sanatorium Dresden: Speisesaal soll 2023 fertig werden

An den beiden letzten noch zu sanierenden Gebäuden des früheren Kur-Areals in Dresden wird fleißig gearbeitet. Wie es am Lahmann-Sanatorium vorangehen soll.

Von Kay Haufe
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Früher speisten in ihm die Kurgäste von Heinrich Lahmanns Sanatorium, künftig soll im Gebäude an der Bautzner Landstraße gewohnt werden.
Früher speisten in ihm die Kurgäste von Heinrich Lahmanns Sanatorium, künftig soll im Gebäude an der Bautzner Landstraße gewohnt werden. © Sven Ellger

Dresden. Von außen, so scheint es, geht auf der Baustelle des ehemaligen Lahmann-Speisesaales kaum etwas voran. Doch nicht nur hinter den dicken Mauern des über 100 Jahre alten Gebäude-Ensembles an der Bautzner Landstraße ist in den vergangenen Monaten viel passiert.

Auch der Anbau mit der künftigen Garage mit 20 Stellplätzen als Doppelparker ist fast fertig. Auf ihm werden die Mieter zweier Wohnungen der ersten Etage ihre Terrassen bekommen. Außerdem entsteht eine großzügige, eingeschossige Wohnung an der Stelle des einstigen Sommerpavillons.

Im Innern des alten Gebäudes wird gerade der Stuck in einer der südwestlichen Wohnungen aufgefrischt. Fachleute kümmern sich auch um die Wiederherstellung der vom Hausschwamm befallen Gipsgesimsen, die sich auf der Südseite des historischen Speisesaals herumziehen werden. Architekt Jörg Zimmermann ist froh, dass sämtliche Abstützkonstruktionen aus dem Gebäude raus sind, mit denen das Dach abgefangen wurde, um das Gewicht von den Außenwänden zu nehmen.

Fassade des Speisesaals musste gesichert werden

Im Februar 2019 musste das Technische Hilfswerk den einstigen Speisesaal mit großen Holzstützen sichern, weil sich die Südfassade nach vorn geneigt hatte. Durch ein kleines Erdbeben habe es damals Verwerfungen im Untergrund gegeben, die die Fassadenneigung noch verstärkt hatten. Doch die Wand ist längst gerade gezogen und Ringanker aus Beton geben dem Gebäude den nötigen Halt.

Lediglich im Dach muss die historische Holzkassettendecke an der Stelle der Stützen noch erneuert werden. Auf die Schablonenbemalung wird an der Stelle aber in Absprache mit dem Denkmalschutz verzichtet, sagt Zimmermann.

Architekt Jörg Zimmermann sitzt unter dem Schmuckstück des Speisesaals, der Holzkassettendecke. Sie wird künftig nur noch vom Flur aus sichtbar sein.
Architekt Jörg Zimmermann sitzt unter dem Schmuckstück des Speisesaals, der Holzkassettendecke. Sie wird künftig nur noch vom Flur aus sichtbar sein. © Sven Ellger

Noch immer ist er begeistert, wenn er unter der wunderschönen Holzkassettendecke mit ihren Motiven und Blattgoldornamenten steht. Für die künftigen Mieter des Hauses wird sie aber in den Wohnungen selbst nicht zu sehen sein, nur in den öffentlichen Bereichen wie den Fluren oder vom Treppenhaus aus.

14 Wohnungen entstehen im Lahmann-Sanatorium

Insgesamt 14 Wohnungen sollen im Gebäude entstehen, die meisten davon erstrecken sich über zwei Etagen und werden in den alten Speisesaal nach einem Haus-im-Haus-Prinzip hineingebaut. Den Blick zur Saaldecke versperrt ein Spitzdach, das am Übergang zur Fassade in eine Bogenform übergeht und sich dort an den halbkreisförmig gerahmten Wandfeldern orientiert. So kann der verzierte Gipssims an den Wänden erhalten bleiben.

Wer vom Treppenhaus kommt, blickt erstmal auf eine Formation kleiner, weißer Dächer, die alle ein Oberlicht erhalten. "Den schönsten Blick auf die Saaldecke hat man von der östlichen Giebelwohnung", weiß der Architekt. Doch alle Mieter oder ihre Gäste können sich dank einer Effektbeleuchtung an der Decke vom Flur aus erfreuen.

Einen Platz im Treppenhaus erhält der Goldene Hirsch, der einst oben auf dem Dach des Speisesaales angebracht war. Auch ein Teil einer mit einem Landschaftsmotiv bemalten Leinwand wird dort für alles zu sehen sein.

Die Gipsgesimse sollen erneuert werden und ziehen sich dann um die Südseite des Raumes.
Die Gipsgesimse sollen erneuert werden und ziehen sich dann um die Südseite des Raumes. © Sven Ellger

Lärm der Bautzner Straße soll draußen bleiben

Fast alle Wohnungen bekommen Balkone oder Terrassen. Um den Lärm der stark befahrenen Bautzner Landstraße draußen zu halten, gibt es dreifach verglaste Lärmschutzfenster, außerdem erhalten alle Wohnungen eine Lüftung. Farblich wird der alte Speisesaal eine helle sandfarbene Putzfassade erhalten, wie von den Bauherren gewünscht, weil das viele Grün ringsum das Gebäude schon dunkler wirken lasse.

Nur der westliche Teil, der sogenannte kleine Speisesaal, in dem die Ärzte zu Kurzeiten ihr Mittagessen einnahmen, erhält eine salbeigrüne Fassade. Die Garagenöffnungen erhalten Gitter, das Gebäude wird zudem an den Wänden und auf dem Dach begrünt.

Doch die Arbeiter müssen auf der Baustelle strenge Regeln befolgen. Fledermäuse verschiedener Arten haben ihr Winterquartier in den Gängen unter dem Gebäude und seiner Nachbarn. "Während ihrer Winterruhe dürfen wir keinen Krach machen, das gilt auch für die Brutzeit von Hausrotschwänzchen, die bei uns ansässig sind", sagt Zimmermann. Im Sommer muss vorsichtig im Dachbereich gearbeitet werden, wo die Fledermäuse ihre Jungen groß ziehen. "Die Bauherren investieren eine fünfstellige Summe in das Sommerquartier für Fledermäuse sowie Nistmöglichkeiten für Vögel am Haus."

Viele schöne Details finden sich an der bemalten Holzkassettendecke.
Viele schöne Details finden sich an der bemalten Holzkassettendecke. © Sven Ellger

Vorhaben für Lahmann-Sanatorium hat sich deutlich verteuert

Insgesamt hat sich das Bauvorhaben deutlich zu den Ausgangsplanungen von 2018 verteuert. Schuld daran ist nicht nur die Verzögerung durch die geneigte Wand, sondern auch steigende Material- und Lohnkosten sowie die Energiekrise, sagt Zimmermann. "Wir sind deshalb für die Förderung durch das Landesamt für Denkmalpflege sowie dem städtischen Amt für Denkmalschutz sehr dankbar. Auch dem Kreditgeber, der Deutschen Kreditbank DKB."

Ende dieses Jahres soll der ehemalige Lahmann-Speisesaal fertig sein, der Innenausbau bereits im Sommer, sagt der Architekt. Im kommenden Jahr werden dann noch Arbeiten an den Außenanlagen nötig sein.

Einen ähnlichen Zeitplan gibt es auch für das benachbarte Wirtschaftsgebäude, an dem wieder gearbeitet wird. Nach der Insolvenz der Baufirma mussten zunächst die rechtlichen Fragen der Fertigstellung geklärt werden, sagt ein Projekt-Bevollmächtigter. Anschließend sei der Bautenstand erfasst worden, danach hat die Sanierung durch den Eigentümer wieder begonnen. Die Fertigstellung ist ebenfalls für Ende 2023 vorgesehen.