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Ein Ostdeutscher erkundet den Westen

Der Dresdner Schriftsteller Ingo Schulze entdeckt im Ruhrgebiet vertraute und neue Muster.

Von Karin Großmann
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Ingo Schulze erhielt 2021 den Kunstpreis der Stadt Dresden. Von Oktober 2022 bis März 2023 arbeitete er mit einem Stipendium in Mülheim an der Ruhr.
Ingo Schulze erhielt 2021 den Kunstpreis der Stadt Dresden. Von Oktober 2022 bis März 2023 arbeitete er mit einem Stipendium in Mülheim an der Ruhr. © ronaldbonss.com

Lange genug hat der Westen den Osten betrachtet wie ein Käferforscher ein seltsames Krabbeltier. Ingo Schulze dreht den Spieß um. Der aus Dresden stammende Schriftsteller reist ins Ruhrgebiet. Ein halbes Jahr lang lebt er in einer Doppelhaushälfte in Mülheim. Eine Stiftung finanziert das Stipendium. Bei seinen Recherchen folgt der Autor dem Zufall: „Wenn mich jemand einlud, bin ich hingegangen.“ So lässt er sich die Funktionsweise einer Kläranlage erklären und das Klanggeheimnis eines Orchesters, spricht mit einem Polizeipräsidenten über die Macht arabischer Clans und folgt einem Bauklempner durch Gelsenkirchen. Er ist in einer Grundschule zu Gast, die mithilfe moderner Musik Strukturen des Alltags vermittelt, denn die Mehrzahl der Kinder spricht nicht oder kaum Deutsch. Von einem umtriebigen Lokalpolitiker lernt er etwas über die politischen Strömungen bei den Jusos.

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