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Harmonische Verhältnisse in Dresden

Der Dresdner Architekt Peter Albert war am Wiederaufbau der Semperoper beteiligt, malt aber auch. Jetzt widmet sich ihm eine Ausstellung.

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Der 85-jährige Peter Albert ist Architekt und Maler.
Der 85-jährige Peter Albert ist Architekt und Maler. © sächsische zeitung

Von Uwe Salzbrenner

Die jüngeren Arbeiten Peter Alberts heißen fast ausnahmslos „Konstruktion ohne Titel“. Doch längst nicht alle der Ölgemälde zeigen klar umrissene geometrische Figuren. Die berührendsten sind vielmehr eine Feinstufung der Farbstreifen, die an unbebaute, weite Landschaften erinnert. An einen Strand mit trockengefallenem Watt unterm Horizont-Rauch. An herbstbraunes Ried vor dämmerungsverwischtem Wald unter kaltem Grün. An einen blau strahlenden Himmel über einer leichten Horizontkrümmung. Diese Farbstaffelungen erscheinen in Ton und Höhe harmonisch austariert, ließen sich in der Breite jedoch endlos fortsetzen.

Wie groß ein solcher Lichtraum gedacht werden kann, offenbart sich, wenn Albert ihm farbgefüllte Kreise einfügt und die leuchtende Linie eines Kreisbogens: Womöglich will man jetzt Planeten sehen, ist so im Weltraum angekommen. Und selbst wenn im Bild als Horizont von den Seiten Keile einschießen und der hellste Streifen unten ist, darf das immer noch ein Himmel sein. Was zur Vorstellung eines durchleuchteten oder durchwehten Raumes beiträgt, zur Vorstellung von Ferne und unruhiger Luft: Peter Albert trägt die Farbe unregelmäßig in Flecken und Tupfen auf, lässt den Grund durchscheinen.

Architektenarbeit für Syrien

Der 85-jährige Dresdner Maler und Architekt, einst am Wiederaufbau der Semperoper beteiligt, an der Sanierung der Kreuzkirche und bei Planungen zur Nutzung des Schlosses, erhielt seine Ausbildung an der Technischen Universität Dresden. Die bildkünstlerische Schule von Georg Nerlich und E. A. Mühler am Fachbereich Architektur, deren Assistent Albert fünf Jahre war, hatte Einfluss auch auf weitere spätere Künstler: auf Karl-Heinz Adler, Friedrich Kracht und Jürgen Schieferdecker. Albert begann auf Reisen, Landschaft und Architektur zu skizzieren. Seit 1962 entstanden geometrisch-konstruktive Arbeiten, die seitdem sein Schaffen prägen. Die aktuelle Ausstellung belegt die Anfänge, auch das fortgesetzte Interesse an der Landschaft. Mit der Architekten-Arbeit am Syrischen Nationaltheater in Damaskus in den Jahren 1973 bis 1977 kam noch der Einfluss islamischer Kunst hinzu; mit der Studienreise nach New York 1988 die Farbfeldmalerei von Mark Rothko und Barnett Newman.

Peter Albert malte diese Komposition ohne Titel im Jahr 1975.
Peter Albert malte diese Komposition ohne Titel im Jahr 1975. © Kunstausstellung Kühl

Alberts Kunst der letzten beiden Jahre erscheint wieder geometrischer, wenn auch im Farbauftrag nach wie vor belebt. Dreiecke lagern an Diagonalen und Vierecke an Senkrechten, farblich zu aparten Flächen zusammengefasst. Bänder füllen das Format, wechseln mit jeder spitzwinkligen Faltung den Ton. Eine Diagonale teilt eine edle Vierung zusätzlich. Was wie eine Umklammerung aussieht, kann ebenso eine Besetzung des Großen durch das Kleine sein. Wo es einen Horizont gibt, gibt es wieder unendliche Breite. Stets ist es der sonore Farbklang, der festlegt, ob das Bild mehr Einzelteile nicht nötig hat.

  • Die Schau in der Kunstausstellung Kühl Dresden, Nordstraße 5, ist bis zum 29. Januar zu sehen, Mi – Fr 11 – 19 Uhr, Sa 11 – 16 Uhr.
Zwischen Himmel und Erde, Ferne, Licht und Luft: Peter Albert malte dieses abstrakte Bild 2016.
Zwischen Himmel und Erde, Ferne, Licht und Luft: Peter Albert malte dieses abstrakte Bild 2016. © Kunstausstellung Kühl