Bahnstrecke Dresden-Freital wird deutlich später fertig

Dresden. Das Provisorium Schienenersatzverkehr sollte sich eigentlich schon vor mehr als einem Jahr erledigt haben. Zwischen Dresden und Freital-Potschappel sollten bereits ab Anfang Mai 2021 wieder durchgängig Züge fahren. Zwei Monate Bauverzug waren zusammengekommen, weil die Bauleute im Untergrund von Fels überrascht wurden. Deshalb konnten große Metallwände nicht so zügig wie geplant in den Boden gerammt werden. Dennoch versprach die Bahn damals: Ende 2022 ist das Bauprojekt in Dresden-Plauen erledigt und die Strecke wieder planmäßig befahrbar. Doch daraus wird nichts.
Wenigstens ein halbes Jahr länger dauern die Arbeiten. Aktuell gibt die Bahn als Fertigstellungstermin den Juni 2023 an. Die Nachbarn der Baustelle, unter anderem in der Bienertmühle, müssen also noch ein Jahr lang damit leben, dass vor ihren Fenstern schwere Maschinen im Einsatz sind. Und wer die Bahnstrecke nutzen will oder muss, sollte sich auf Überraschungen einstellen.
Granit macht Bauleuten zu schaffen
Zwar baut die Bahn "unter rollendem Rad". So nennen die Verantwortlichen eine Baustelle, die die Züge nicht aufhält. Sie können auf ein Gleis-Provisorium ausweichen und stoppen auch am Haltepunkt in Dresden-Plauen. Doch das gilt nicht immer. Für drei Nächte im Juni kündigen die Verantwortlichen Schienenersatzverkehr an. Dann werden jeweils mehrere S-Bahnen der Linie S3 (Dresden-Tharandt-Freiberg) durch Busse ersetzt. Ebenso Züge der Regionalbahn-Linie RB30 (Dresden-Chemnitz-Zwickau). Die Fahrgäste auf dieser Strecke müssen zwischen Dresden und Freital-Potschappel mit Bussen vorlieb nehmen. Das gilt für die Nächte 9./10. Juni, 14./15. Juni und 16./17. Juni.
Ursache für die erneute Bauzeit-Verlängerung sind wieder Felsen, "nicht bohrbarer Granit", wie es die Bahn formuliert. Sie bremsen die Bauarbeiten an der Eisenbahnbrücke Altplauen aus. "Schwieriger Baugrund machte es unmöglich die Bohrarbeiten für die Tiefgründung wie geplant durchzuführen", erklären die Verantwortlichen. Sie mussten ihre Pläne für die Brückenpfeiler und eine angrenzende Stützwand ändern.
Inzwischen haben die Bauleute 100 Bohrpfähle eingesetzt, jetzt soll der Brückenbau vorankommen. Der zusätzliche Aufwand kostet vier Millionen Euro, die Gesamtkosten für die Arbeiten in Plauen steigen damit auf 36 Millionen Euro.
140 Meter langer Bahnsteig
Und das ist der neue Bahn-Plan: Ab Juni geht es zur Sache an der Brücke, ab Juli muss deshalb vorübergehend der alte Zugang zum Bahnsteig reaktiviert werden. Im Dezember soll der Brückenbau erledigt sein. Im nächsten Jahr muss dann noch oben auf dem Bahndamm gebaut werden, außerdem werden Stützwände fertiggestellt. Ab Juni 2023 können die Züge dann in beide Richtungen auf den neuen Gleisen fahren.
Für die Bahn ist das ein entscheidender Fortschritt, auch der behindertengerecht erneuerte Bahnhof Plauen ist dann voll am Netz. 140 Meter lang wird der Bahnsteig dann sein, auch einen Aufzug bekommt der Haltepunkt. Doch für die Nachbarn der Bahnstrecke bedeutet das noch nicht, dass Ruhe einkehrt. Denn es muss trotzdem noch weitergebaut werden. Bis Ende 2023 werden unter anderem noch Stützwände erneuert.
Zwei ähnliche Bauvorhaben in dem Plauener Abschnitt sind inzwischen erledigt: Die Brücken über die Würzburger Straße und die Bienerstraße hat die Bahn komplett erneuert. Der Bauabschnitt ist insgesamt 1,5 Kilometer lang. Neben den Brücken, den Schienen und dem Haltepunkt erneuert die Bahn auch die Oberleitung sowie die Technik, die für den Zugbetrieb nötig ist. Neue Lärmschutzwände sollen das Wohnen und Arbeiten neben der Bahnstrecke künftig angenehmer machen.