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Corona: So viele Dresdner wollen freiwillig in Pflegeheimen helfen

Die Pandemie hat das Interesse an ehrenamtlichen Aufgaben befeuert. Vermittlerin Ute Meckbach über Motive und die traurigen Seiten der Corona-Hilfe.

Von Luisa Zenker
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Koordinatorin Ute Meckbach von der Dresdner Ehrenamtsplattform ehrensache.jetzt vermittelt Freiwillige an Vereine und Initiativen.
Koordinatorin Ute Meckbach von der Dresdner Ehrenamtsplattform ehrensache.jetzt vermittelt Freiwillige an Vereine und Initiativen. © Sven Ellger

Dresden. In Zeiten der Pandemie werden viele Freiwillige gebraucht. Ob im Pflegeheim, beim Einkaufen oder bei der Nachhilfe - Ute Meckbach von der Dresdner Ehrenamtsplattform "ehrensache.jetzt" vermittelt Freiwillige an Vereine und Initiativen. Im Interview erklärt sie, wie sich das Ehrenamt durch Corona verändert hat.

Frau Meckbach, hat die Pandemie das Ehrenamt bestärkt?

Die Corona-Zeit hat das Bedürfnis des Menschen zu helfen wieder stark aktiviert. Wir haben aber gemerkt, dass sich das Hilfsangebot parallel zu den Corona-Wellen auf und ab entwickelt hat.

Wie denn?

Zu Beginn der Pandemie gab es mehr Hilfsangebote als Bedarf. Viele hätten gern etwas getan in der Situation, in der wir zum Stillstand genötigt wurden. Aber die Zahlen waren am Anfang nicht so schlimm, da gab es nicht viele Hilfsbedürftige.

Wie war es dann im vergangenen Winter, als die Infektionszahlen in Dresden rasant stiegen?

Da haben viel mehr Menschen Hilfe gebraucht. Manche waren in Quarantäne und konnten nicht einkaufen gehen. Auch Pflegeheime brauchten Unterstützung. Es haben sich aber immer genug Freiwillige bei uns gemeldet. Das war ein gutes Miteinander, selbst an den Weihnachtsfeiertagen haben wir Helfer gefunden.

Und jetzt kurz vor der Omikron-Welle?

Was Omikron anrichten wird, kann ich noch nicht einschätzen. Mein Gefühl ist: Wir sind alle etwas müde geworden. Es melden sich genug Freiwillige, aber nicht mehr so viele wie am Anfang.

Bestimmt haben sich viele Freiwillige für die Pandemie-Hilfe gemeldet.

Von den Vereinen kriegen wir das Feedback, dass sich fast immer mehr Helferinnen und Helfer melden, als sie brauchen. In den zwei Jahren waren bei uns 60 Hilfsgesuche im Handlungsfeld „Corona-Hilfe“ online, 17 davon kamen von Pflegeheimen. Sie wurden 5.000-mal angeklickt. Manche Heime haben zehn und mehr neue Freiwillige über uns gefunden. Einige sind bis heute dabeigeblieben.

Vor kurzem haben Sie mit der Stadt Dresden Bürger aufgerufen, in Pflegeeinrichtungen zu helfen. Sind die Freiwilligen schon im Einsatz?

110 Dresdner und Dresdnerinnen haben sich bei der Stadt registrieren lassen, sind aber noch nicht im Einsatz. Sie werden eingesetzt, wenn die Heime SOS rufen. Wir wissen noch nicht, wie sich Omikron auf die Heime auswirken wird.

Ein Pfleger hat der SZ gegenüber geäußert, dass er den Aufruf als „Aberkennung der Pflege“ wahrnimmt. Er sorgt sich, dass Freiwillige den Pflegenotstand retten sollen.

Das Ehrenamt soll und kann nicht das Hauptamt ersetzen. Wir haben den Aufruf geschaltet, weil es um eine akute Notlage geht. Wir sehen Ehrenamtliche nicht in der Rolle, so große Probleme wie den Pflegenotstand zu lösen. Sie können mit Hilfstätigkeiten das hauptamtliche Personal entlasten, also begleiten, einen Tee bringen, vorlesen oder beim Testen der Besucher helfen.

Wo sehen Sie Grenzen beim Ehrenamt?

Wenn keine Gemeinnützigkeit dahintersteckt und wenn man regelmäßig mehr als fünf Stunden in der Woche arbeiten soll. Da werden wir skeptisch.

Wer sind die Freiwilligen, die sich gemeldet haben?

Alte und Junge, Männer und Frauen. Studierende, Arbeitslose, Künstlerinnen. Es sind alle dabei.