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Corona: Hotel in Dresden insolvent

Es ging auch um die hohe Pacht, erklärt der Insolvenzverwalter. So sind nun die weiteren Pläne für das Quality Hotel Plaza in Dresden.

Von Julia Vollmer & Sandro Pohl-Rahrisch
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Das Quality Hotel Plaza in Dresden.
Das Quality Hotel Plaza in Dresden. © Sven Ellger

Dresden. Die Corona-Pandemie macht dem Tourismus schwer zu schaffen. Reisen sind fast nicht möglich. Nun muss das erste große Hotel in Dresden Insolvenz anmelden.

Das gibt das Quality Plaza Hotel auf der Königsbrücker Straße bekannt. Seit einem Jahr verfolge alle das Thema Corona im privaten wie im beruflichen Bereich. "Anfang November mussten wir unseren Hotelbetrieb zum zweiten Mal massiv herunterfahren", so das Unternehmen. Am 11. November 2020 wurde für das Haus das vorläufige Insolvenzverfahren eröffnet. Am 1. März wurde es beendet und das Insolvenzverfahren eröffnet.

"Wir haben lange gehofft, zum gewohnten Hotelalltag zurückkehren zu können", so das Hotel. Das Team bedankte sich bei den Gästen. Doch das Geschäft werde nicht weitergeführt und das Haus zum 15. März geschlossen.

Pacht für das Gebäude hätte deutlich reduziert werden müssen

Hintergrund des lnsolvenzantrags seien die Beschränkungen des Geschäftsbetriebes durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie. "Während der Umsatz des Hotels deutlich reduziert war, liefen die Kosten, insbesondere für die Pacht des Gebäudes, unverändert weiter. Mit Stellung des lnsolvenzantrages war das Unternehmen zugleich vom Bezug staatlicher Hilfen ausgeschlossen", so Insolvenzverwalter Harald Bußhardt auf SZ-Anfrage.

Holger Biesold, der General Manager des Quality Hotel Plaza, bezeichnet die Lage im Tourismus als dramatisch. "Auch, dass die staatlichen Hilfen bis heute zum Teil nicht ausgezahlt wurden und dass man als Betreiber in Schieflage von diesen Hilfen ausgenommen ist, verschlechtert und verschlimmert die Situation zusehends", sagt er.

Ein Hauptproblem sei aber auch die Verhandlung mit den Vermietern gewesen. "Ich habe bereits während des vorläufigen lnsolvenzverfahrens mit der Verpächterin Kontakt aufgenommen und Vorschläge zu einer Fortführung des Geschäftsbetriebes auch nach Eröffnung des lnsolvenzverfahrens gemacht", so der Insolvenzverwalter.

Wer die Firma ist, die verpachtet, lässt er offen. Um einen solchen Betrieb unter den aktuellen Bedingungen überhaupt zu ermöglichen, hätte die Pacht für das Gebäude wesentlich reduziert werden müssen. "Das hat die Verpächterin abgelehnt", so Bußhardt.

"Es wird nicht die letzte Insolvenz sein"

Bitter ist die Pleite auch für die Mitarbeiter. "Ich musste den Mitarbeitern am 1. März ihre Arbeitsverhältnisse entsprechend kündigen. Der Hotelbetrieb wird bis spätestens 31. März 2021 komplett eingestellt, das Objekt wird geräumt und an die Verpächterin zurückgegeben", sagt Bußhardt.

Wie es jetzt weitergeht mit dem Hotel, ist noch offen. "Nach dem Ende des Hotelbetriebs wird das Gebäude an die Verpächterin zurückgegeben. Wie es mit dem Gebäude weitergeht, liegt in der Hand der Verpächterin", so der Insolvenzverwalter. Diese habe Bußhardt mitgeteilt, dass Renovierungsarbeiten geplant seien und es bereits einen neuen Betreiber gebe. Eine Wiedereröffnung solle jedoch erst zum Jahresende erfolgen. Wer der neue Betreiber ist, bleibt am Mittwoch unklar.

Laut Thomas Gaier, Chef der Dresdner Hotel-Allianz , ist die Branche nun in Sorge. "Es wird nicht die letzte Insolvenz sein", sagt er. Es sei nun wichtig, die Azubis in neue Jobs zu bringen. Bei den Fachkräften mache er sich keine Sorgen, diese würden aufgrund des Mangels schnell wieder etwas Neues finden.

So sieht das auch Tourismusverbandschef Johannes Lohmeyer. "Es wird noch mehr Insolvenzen geben. Und das obwohl wir ein großer Arbeitgeber in Dresden sind", so Lohmeyer. Es müsse dringend eine Perspektive für den Tourismus geben.

So viele Touristen beherbergt wie zuletzt vor 18 Jahren

Wie viele Bereiche der Wirtschaft leidet auch die Dresdner Tourismusbranche unter der Corona-Pandemie. Fehlende Umsätze und damit verbundene Existenzsorgen, drohende Mitarbeiterentlassungen und im schlimmsten Fall die Insolvenz treiben Unternehmer in der Dresdner Tourismuswirtschaft seit Monaten um. Auch das Hotel Smetana musste schon Insolvenz anmelden.

Die Corona-Krise wirft Dresden ins Jahr 2002 zurück. Zumindest haben Dresdens Hotels und Pensionen im vergangenen Jahr genauso viele Touristen beherbergt wie zuletzt vor 18 Jahren. Der Einbruch darf als dramatisch bezeichnet werden, immerhin hatten sich die Gästezahlen seither mehr als verdoppelt. "Corona hat eine Krise historischen Ausmaßes im Tourismus ausgelöst", sagte Dresdens Marketing-Chefin Corinne Miseer im Februar.

Von ganz oben nach ganz unten in nur zwölf Monaten: 2019 zählte Dresden noch 2,3 Millionen Übernachtungsgäste sowie 4,7 Millionen Übernachtungen - ein Rekord. Durch die Pandemie kamen im vergangenen Jahr aber nur noch 1,2 Millionen Touristen (minus 49 Prozent), die zusammen rund 2,6 Millionen Übernachtungen (minus 45 Prozent) buchten. Die größten Einbrüche musste die Branche im April sowie im November und Dezember 2020 verkraften, also in jenen Monaten, in denen keine Urlauber beherbergt werden durften.

Besonders bitter: Mit dem Osterfest nimmt der Städtetourismus für gewöhnlich Fahrt auf. Der Dezember beschert den Hotels wegen den Weihnachtsmärkten sonst Traum-Auslastungen. Zumindest etwas aufgefangen wurden die Verluste im Sommer. Insbesondere der August und September konnten fast an die Rekordwerte des vorherigen Jahres anknüpfen.

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