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Diakonissenkrankenhaus Dresden feiert 180. Geburtstag – mit Sorgen

Das Dresdner Diakonissenkrankenhaus hat am Freitag sein 180-jähriges Bestehen gefeiert – mit Ministerpräsident Kretschmer. Was er zu den finanziellen Problemen des Hauses sagte.

Von Sandro Pohl-Rahrisch
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Das Diakonissenkrankenhaus in Dresden ist in diesem Jahr 180 Jahre alt geworden.
Das Diakonissenkrankenhaus in Dresden ist in diesem Jahr 180 Jahre alt geworden. © PR/Diako/FOTOGRAFISCH/Sven Claus

Dresden. Mit einem Gottesdienst ist am Freitag das 180-jährige Bestehen der Diakonissenanstalt Dresden – dem Diakonissenkrankenhaus – gefeiert worden. Damals, 1844, fing alles mit zwei Schwestern und sechs Patientenbetten an. Heute zählt das Krankenhaus in der Neustadt mehr als 1.000 Mitarbeiter. Doch nicht nur auf die Vergangenheit ist am Freitag geblickt worden, es ging auch um die Zukunft des Hauses.

Oberin Esther Selle, Vorstand für Pflege und Bildung, bezeichnete die Streichung des Urlaubsgeldes für Pflegekräfte und die Gehaltskürzung bei den Ärzten als schmerzliche Einschnitte. "Uns als Vorstand tut das leid", sagte sie. Am Mittwoch war durch einen Appell der Ärzte an die Landesregierung bekanntgeworden, dass das Diakonissenkrankenhaus aufgrund der hohen Betriebsausgaben die Mitarbeitergehälter gekürzt hat, um über die nächsten Monate zu kommen. Aus diesem Grund dürften sich viele Mitarbeiter am Freitag gute Nachrichten von den beiden Gastrednern aus der Politik erhofft haben – Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) und Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD).

Kretschmer zu gekürzten Gehältern: Vorstand hat das einzig Richtige getan

Kretschmer betonte, wie dankbar er den Mitarbeitern sei, schließlich seien hier vier seiner Kinder zur Welt gekommen. Dann schlug er ernstere Worte an. "Ja, es läuft nicht alles richtig", sagte er. Aber der Vorstand des Diakos habe in dieser schwierigen Lage das einzig Richtige und Verantwortungsvolle getan, um den Betrieb zu sichern. "Auch wenn es aus Sicht der Beschäftigten ungerecht erscheinen mag."

Gute Nachrichten in Form einer Finanzspritze durch den Freistaat konnte der Ministerpräsident zwar nicht verkünden, allerdings vertröstete er die Mitarbeiter auf das kommende Jahr. Dann soll die Krankenhausreform für ganz Deutschland stehen, von der sich Kretschmer eine bessere finanzielle Ausstattung der Krankenhäuser erhofft. "Wer möchte, dass eine neue Krankenhausstruktur entsteht, muss bereits sein zu investieren", sagte er in Richtung Bundesregierung. Die Verhandlungen mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) gestalteten sich als überaus schwierig. "Aber wir bleiben dran", versprach Sachsens Regierungschef.

Gesundheitsministerin Petra Köpping habe den Brief der Sprecherinnen der Assistenz- und Fachärzte der Inneren Medizin erhalten und gelesen, sagte sie und stellte noch einmal klar, dass die Landesregierung an allen 76 Krankenhäusern in Sachsen festhalten werde. "Wir kämpfen, damit sie nicht jeden Tag an finanzielle Hürden denken müssen. Ich kann aber nicht versprechen, dass es gelingt."

Die Krankenhausleitung hatte den Brief an die beiden Politiker unterstützt. Die Vergütungen für Krankenhausbehandlungen vonseiten der Kostenträger hätten sich von 2023 auf 2024 um etwa fünf Prozent erhöht, so ein Sprecher. Die Lohn- und Sachkosten würden im gleichen Zeitraum erheblich stärker steigen. Ein kostendeckender Krankenhausbetrieb sei so nicht möglich. Trotz dieser Situation sei die Patientenversorgung vollumfänglich gesichert.

Landesbischof Tobias Bilz, der die Predigt zum Festgottesdienst hielt, wünschte allen – Vorstand, Mitarbeitern und Politikern – guten Willen, Kreativität, aber auch Zuversicht.

75 Prozent im Zweiten Weltkrieg zerstört

Das Werk eines der ältesten Diakonissenhäuser Deutschlands begann bescheiden, aber mit großen Idealen. Am 19. Mai 1844 gründete eine Initiative adliger und bürgerlicher Frauen die Diakonissenanstalt Dresden mit sechs Pflegebetten in der Böhmischen Gasse 30 in Dresden. Sie verfolgten damit drei Ziele: die Errichtung eines Krankenhauses in der Dresdner Neustadt, die Verbesserung und Professionalisierung der Krankenpflege und die Möglichkeiten für Frauen, eine Krankenpflegeausbildung zu absolvieren und in diesem Bereich zu arbeiten. Geleitet wurden die Gründerinnen vom christlichen Gebot der Nächstenliebe und dem diakonischen Auftrag, dem sich das Haus bis heute verpflichtet fühlt.

Die Diakonissenanstalt Dresden wuchs schnell: Bereits zwei Jahre nach der Gründung zog sie auf ihren heutigen Campus zwischen Holzhofgasse und Bautzner Straße um. 1893 wurde das heutige Krankenhausgebäude als eines der modernsten Krankenhäuser der Stadt eingeweiht.

In 180 Jahren erlebte die Diakonissenanstalt Zeiten des Wachstums, aber auch Zeiten der Krise. Ein einschneidendes Ereignis war die Bombardierung von Dresden im Februar 1945, bei der etwa 75 Prozent des Geländes der Diakonissenanstalt zerstört wurden. Der Wiederaufbau nahm erst ab 1965 Fahrt auf: Ausgehend von der Kathedrale in Coventry und mit deren finanzieller Unterstützung arbeiteten junge Menschen aus England sowie von Aktion Sühnezeichen vor Ort am Aufbau des Diakonissenkrankenhauses mit.