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Container für Geflüchtete in Dresden: Wann die neuen Unterkünfte bezogen werden

Die Dresdner Cityherberge ist am Montag von Geflüchteten bezogen worden. Weitere Objekte sollen zwar folgen, aber nicht unmittelbar. Daher richtet die Stadt nun eine Bitte an das Land Sachsen.

Von Julia Vollmer
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Die ersten Geflüchteten sind bereits in die Dresdner Cityherberge gezogen. Weitere Unterkünfte sollen zwar folgen, wohl aber nicht mehr in diesem Jahr.
Die ersten Geflüchteten sind bereits in die Dresdner Cityherberge gezogen. Weitere Unterkünfte sollen zwar folgen, wohl aber nicht mehr in diesem Jahr. © Sven Ellger

Dresden. Rund 1.000 geflüchtete Menschen sind in diesem Jahr bisher nach Dresden gekommen. Sie verließen unter anderem Syrien, Afghanistan, Venezuela und die Türkei wegen Krieg, Verfolgung oder Hunger. Weitere 1.200 Geflüchtete werden bis Jahresende erwartet. Allein für die nächste Woche ist die Zuweisung von 53 Personen geplant. Weil Unterkünfte knapp sind, hat die Stadt nun zu einem drastischen Mittel gegriffen.

"Die Stadt hat die Landesdirektion gebeten, zu prüfen, inwieweit eine zeitlich begrenzte Reduzierung des Zuweisungsvolumens möglich ist", heißt es aus dem Sozialamt. Zeitlich begrenzt deshalb, weil in den nächsten Monaten weitere Unterkünfte eröffnen sollen, nachdem bereits am Montag die ersten 28 Menschen in die Cityherberge gezogen sind.

Wann beginnen der Aufbau der Container?

Anfang September sind an den Standorten, die vom Stadtrat beschlossen wurden, mit den Erschließungsarbeiten begonnen worden, so die Stadt . Ab Mitte Oktober sollen nach aktuellem Stand die Container geliefert, aufgestellt mit Möbeln ausgestattet werden. Spätestens Mitte Dezember wären die Standorte fertig, sodass sie ab Januar 2024 bezogen werden könnten. An jedem Standort wird es kurz vor dem Einzug der Geflüchteten einen Tag der offenen Tür geben.

Belegt werden sollen die Containerstandorte am Altgorbitzer Ring in Gorbitz mit 48 Personen ebenso wie an der Industriestraße in Pieschen und der Löwenhainer Straße in Seidnitz. Am Sachsenplatz sollen 72 Menschen Platz finden. Auf der Geystraße in Strehlen entsteht ein Familienstandort für 144 Personen und auf der Windmühlenstraße in Niedersedlitz ebenfalls ein Ort für Familien. Dort ist sogar für 152 Personen Platz.

Wo sollen noch Unterkünfte entstehen?

Wenn die Containerstandorte erst zum Jahreswechsel in Betrieb gehen, braucht die Stadt dringend vorher weitere Unterkünfte, um die Menschen unterzubringen. Doch wo? "Die Stadt sucht aktiv nach Objekten zur Schaffung von Kapazitäten für eine menschenwürdige Unterbringung von Geflüchteten. Zur Erfüllung ihrer gesetzlichen Unterbringungspflicht ist unter anderem eine vertraglich gesicherte Nutzung der Hotelkontingente bis zum Jahresende für alle Hotels notwendig", so das Sozialamt auf Anfrage. Welche Hotels das sind, sagt die Stadt nicht.

Die Plätze werden dringend gebraucht, denn in den vorhandenen Objekten sind beinahe alle belegt. So sind auf der Hermann-Mende-Straße, im ehemaligen Eventwerk, 261 von 314 Plätzen belegt, in Sporbitz 34 von 52 und auf der Gustav-Hartmann-Straße, dem ehemaligen Hotel "Prinz Eugen", 94 von 115 Plätzen.

Welche städtischen Objekte werden aktuell für die Unterbringung geprüft?

Derzeit werden zehn weitere kommunalen Flächen und Objekte darauf geprüft, ob dort geflüchtete Menschen untergebracht werden können. "Nähere Auskünfte dazu können aufgrund des Planungsstandes derzeit nicht erteilt werden", so die ausweichende Antwort der Stadt. Sollten geprüfte Flächen und Objekte als Asylstandort infrage kommen, werde eine entsprechende Vorlage für den Stadtrat erarbeitet.

Warum flüchten momentan so viele Menschen aus der Türkei und Venezuela?

Neben Syrien und Afghanistan kommen aktuell viele Geflüchtete aus Venezuela und der Türkei nach Dresden. Daran übten einige Dresdnerinnen und Dresdner, die vergangene Woche beim Tag der offenen Tür in der Cityherberge waren, Kritik. Die Fluchtgründe wurden infrage gestellt.

Dave Schmidtke vom Flüchtlingsrat betont, dass keine Unterschiede zwischen geflüchteten Menschen nach ihren Herkunftsländern gemacht werden sollten. "Aus der Türkei mit Erdogan fliehen die Menschen ebenso vor einem Despoten." Es fliehe auch ein großer Teil der kurdischen Bevölkerung, die mitunter vom türkischen Militär über Jahre angegriffen wurde. "Außerdem fehlen Geflüchteten in der Türkei häufig Grundlagen, das eigene Überleben zu sichern, und internationale Hilfsorganisation müssen an die Hungerleidenden Nahrungsmittel verteilen."

Ebenso schwierig sei die Lage in dem südamerikanischen Land Venezuela. "In Venezuela ist die Wirtschaft vor Jahren bereits kollabiert und knapp zehn Millionen leiden Hunger. Die Inflation lag 2018/19 bei fast 1.000.000 Prozent", sagt er.

Auch Christian Schäfer-Hock, Geschäftsführer vom Ausländerrat betont: "Das Asylrecht ist im Grundgesetz festgelegt. Es gilt für alle Menschen, egal, woher sie kommen." Die Fluchtgründe mögen sich im Einzelnen unterscheiden, aber man müsse immer wieder in Erinnerung rufen: "Flüchtende sind Menschen, die aus Verzweiflung ihre Heimat verlassen. Unsere Beratungspraxis zeigt: Ihnen und ihren Familien drohen dort sonst ein menschenunwürdiges Leben, Folter oder sogar der Tod."

Er verweist neben den anderen Fluchtursachen bei der Türkei auf das Jahrhunderterdbeben, das Anfang des Jahres die Lebensgrundlagen vieler Menschen zerstört hat.