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Hope-Gala: Wie Dresden Afrika Hoffnung spendet

Für ein gesundes, sicheres, hoffnungsfrohes Leben benachteiligter Menschen in Südafrika haben die Gäste der Dresdner Hope-Gala am Samstag insgesamt 165.000 Euro gespendet.

Von Nadja Laske
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Hope-Award-Preisträger Rolf Stahlhofen mit Laudator Arno Köster (l.), Hope-Gala-Initiatorin Viola Klein und  Pfarrer Stefan Hippler (r.) Die Auszeichnung erhielt der Sänger für sein Wasserprojekt "Water is Right".
Hope-Award-Preisträger Rolf Stahlhofen mit Laudator Arno Köster (l.), Hope-Gala-Initiatorin Viola Klein und Pfarrer Stefan Hippler (r.) Die Auszeichnung erhielt der Sänger für sein Wasserprojekt "Water is Right". © Michael Schmidt

Dresden. Solange es sie gibt, schwingt seine Aura mit: Udo Lindenberg und die Hope-Gala gehören irgendwie zusammen, auch wenn der Sänger selten in der ersten Reihe des Benefizabends gestanden hat. Sein Minikonzert zugunsten des Hilfsprojektes Hope Cape Town in Südafrika ist lange her. Und doch unterstützt er das Anliegen von Zeit zu Zeit. Viola Klein, Initiatorin der Charity-Veranstaltung, deren Gäste am Samstag das Dresdner Schauspielhaus nahezu bis auf den letzten Platz füllten, lässt Udo nicht von der Angel.

"Habt 'n geil'n Abend!", röhrt er deshalb zumindest von der Leinwand im Saal. Anlässlich der 15. Ausgabe der Gala hat Udo ein Gruß-Video geschickt. Sein Wunsch sei Befehl: Es wird ein geiler Abend, an dessen nächtlichem Ende eine Spendensumme in Höhe von 165.000 Euro steht.

Stargäste der After-Show-Party der Hope-Gala im Dresdner Schauspielhaus: die Weather Girls.
Stargäste der After-Show-Party der Hope-Gala im Dresdner Schauspielhaus: die Weather Girls. © Schmidt/Hartelt

Der größte Promi des Galaprogramms, der wirklich vor Ort erscheint, ist vielköpfig. Exakt hat er 64 Köpfe plus den des Mannes auf dem Podest: das Jugendsinfonieorchester des Heinrich-Schütz-Konservatoriums. Wer es nicht schon kennt, dürfte erstaunt über seine Größe, seine Präsenz und vor allem seinen Klang sein.

Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 14 bis 21 Jahren haben zusammen mit ihrem Orchesterleiter Milko Kersten mit Enthusiasmus einstudiert, was an diesem vielschichtigen Abend zu hören ist. So begleiten sie sämtliche Musiker, die sozusagen ehrenamtlich dazu beitragen, dass das Publikum hier einen unterhaltsamen Abend erlebt und Menschen in Afrikas schwierigen Lebensverhältnissen Hoffnung haben dürfen.

Die Rockband Silly brachte Julia Neigel als Frontfrau mit auf die Bühne der Hope-Gala.
Die Rockband Silly brachte Julia Neigel als Frontfrau mit auf die Bühne der Hope-Gala. © Michael Schmidt

Denn das ist der Sinn der Hope-Gala, die die Dresdner Unternehmerin Viola Klein ins Leben rief, nachdem sie auf ihrer Hochzeitsreise einen ganz besonderen Menschen kennengelernt hatte: Der katholische Priester Stefan Hippler war als Pfarrer der deutschsprachigen Gemeinde nach Kapstadt entsandt worden und konnte dort die Augen vor Krankheit, Armut, Gewalt und Hoffnungslosigkeit nicht verschließen. So gründete er vor 23 Jahren das Hope-Projekt, das heute eine von der südafrikanischen Regierung unabhängige Organisation mit zahlreichen Angeboten und reichlich 40 Mitarbeitern ist.

Ursprünglich galt Hipplers Kampf HIV und Aids. Er etablierte Gesundheitsarbeiterinnen, die Township-Bewohner aufklärten, mit Medikamenten und Lebensmitteln versorgten. Heute arbeiten sie in elf Township-Kliniken. Bald lag der Fokus auf infizierten Müttern, die auf einer eigenen Krankenstation ihre Babys ohne Ansteckung zur Welt bringen konnt. Heute bietet Hope Cape Town eine Begleitung von der Geburt bis zur Ausbildung.

Die Organisation unterhält ein eigenes Krankenhaus, beschäftigt Physio- und Ergotherapeuten sowie Logopäden, betreut junge Menschen mit HIV und Aids in Jugendgruppen medizinisch und schulisch und bildet nach deutschem Vorbild dual in verschiedenen Berufen aus. Außerdem entwickelt Hope in Kooperation mit Stadt und Land ein polizeiliches Sicherheitskonzept.

Das Jugendsinfonieorchester des Schütz-Konservatoriums begleitete Fury and the Slaughterhouse.
Das Jugendsinfonieorchester des Schütz-Konservatoriums begleitete Fury and the Slaughterhouse. © Marcus Hartelt

Für all diese Aktivitäten, die den Menschen dort ein gesundes, sicheres Leben mit wirtschaftlichem Auskommen und Entwicklungsperspektive geben soll, sammelt Pfarrer Hippler unentwegt Spenden. Dresdens Hope-Gala ist eine der wichtigsten Quellen. Die sprudeln erfahrungsgemäß am besten, wenn es leicht gemacht wird, das Portemonnaie zu öffnen.

Mit diesem Ziel bringen sich am Samstagabend zahlreiche Künstler ein: die Bands Fury in the Slaughterhouse und Silly mit Julia Neigel als Frontfrau, die Sängerinnen und Sänger der Dresdner Musical-Werkstatt Oh-Töne und die Opernsängerin Julia Domke, die für die erkrankte Kathy Kelly überaus kurzfristig einspringt. Sie begeistert mit großer Stimme und Wandelbarkeit und wird damit zum wahren Überraschungsact.

Designer Harald Glööckler verkaufte vor der Hope-Gala Tombolalose für das Hope-Cape-Town-Projekt.
Designer Harald Glööckler verkaufte vor der Hope-Gala Tombolalose für das Hope-Cape-Town-Projekt. © Michael Schmidt

Für die After-Show-Party, erstmals direkt im Anschluss an die Show im Schauspielhaus, steuern zahlreiche Dresdner Gastronomen Speisen und Getränke bei, das Servicepersonal sichert eine Dresdner Zeitarbeitsfirma ab, Geschirr und Gläser in Mengen ein Verleihservice, und wieder stehen Künstler ohne Honorare auf den Bühnen.

Nach drei Jahren Pause aufgrund von Corona hat die Dresdner Hope-Gala vielleicht kein furioses Comeback gefeiert, aber solide und sympathisch an ihre Aufgabe angeknüpft. Die zielt mehr denn je darauf ab, die Zukunft der Menschen in Afrika zu sichern und damit auch das gute Leben in Europa. "Was wir in Afrika tun, wirkt sich auf Europa aus, und was wir in Europa tun, hat Konsequenzen für Afrika", sagt Pfarrer Hippler.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) - Schirmherr der Hope-Gala - zitiert Papst Franziskus: Das Mittelmeer als Fluchtroute werde zum "Grab der Menschenwürde". Schuld daran, so Kretschmer, habe Europa, "weil wir den Menschen in ihrer Heimat keine Hoffnung vermitteln und stattdessen falsche Erwartungen an ein Leben hier." Die Unterstützer von Hope ändern das seit über 20 Jahren in kleinen Schritten. Sie müssen noch größer, kraftvoller und lauter werden.