Dresden. Die letzten Tage hieß es vor allem eins: Packen. Und zwar möglichst platzsparend. Für André Schumann und Judith Stiller geht es in ihrem Jahresurlaub auf ein besonderes Abenteuer. Sie fliegen nicht etwa nach Süden, um sich an den Strand zu legen, sondern fahren mit einem Auto 7.200 Kilometer durch Europa und Afrika - um das Auto am Ende dort zu lassen.
Das ist Usus bei der Dresden-Dakar-Banjul-Rallye, dessen Herz in Laubegast schlägt. Das Dreiergespann Falk Altmann, Holger Leipnitz und Torsten Niemann vom Verein Breitengrad sind Erfinder der Rallye, die in Dresden startet, um in Gambia, dem kleinsten Land Afrikas, Gutes zu tun. Die Idee dahinter: Nachdem die Rallyefahrer die komplette Strecke gefahren sind, werden ihre Autos vor Ort versteigert. Der Erlös geht an die NGO "Dresden-Banjul-Organisation". Zwei Mal im Jahr startet der ungewöhnliche Tross nach Gambia.
Dresdner ist Rallye-Fahrer der ersten Stunde
Mit dem Geld konnten schon zahlreiche Projekte in Gambia umgesetzt werden. So wurden Schulen, Ausbildungszentren und Krankenstationen gebaut und werden dauerhaft unterstützt. Außerdem organisiert die NGO die Müllentsorgung und -trennung sowie die Wiederaufbereitung. Derzeit ist eine Geburtenklinik in Planung, so Altmann.
All das sind für den Rallyefahrer André Schumann Gründe, die drei Wochen im Auto auf sich zu nehmen. Das Besondere: Der Dresdner nahm vor 17 Jahren an der ersten Tour der Dresden-Dakar-Banjul-Rallye teil. "Beim ersten Mal war es eine Freundschaftsrunde", sagt er. Der Reiz war das Abenteuer. "Damals bin ich mit einem alten Mercedes, den ich für 750 Euro gekauft habe, gestartet. Das wäre heute gar nicht mehr denkbar."
Nun, 17 Jahre später, hat er gleich neun Teams aus Freunden und Kollegen um sich gescharrt, die alle mitfahren. "Seit ich zum ersten Mal hier mitgefahren bin, kam das Thema immer wieder auf. Jetzt machen wir es", sagt der Messebauer. Sind die 7.200 Kilometer nach Gambia geschafft und die Autos versteigert, verlängern er und seine Partnerin den Aufenthalt noch - ein bisschen Urlaub nach 20 Tagen im Geländewagen.
Von Dresden in den Orient und die Sahara
Am Samstagmorgen fällt für die Rallyefahrer der Startschuss in Hohnstein in der Sächsischen Schweiz. Insgesamt 47 Teams haben sich angemeldet - der höchste Stand seit der Corona-Pandemie. Die Fahrer absolvieren die Strecken selbstständig, doch gibt es mehrere Punkte auf dem Weg, an denen sich alle einfinden müssen. Nach fünf Tagen steht beispielsweise am Ende Europas die Fähre nach Afrika bereit. Danach streifen die Rallye-Piloten die Welt des Orients und des hohen Atlas. Dann folgt Highlight dieser Rallye: Fünf Tage Offroad durch die Sahara-Wüste.
Als Fahrer und Helfer ist das Erfinder-Trio immer mit dabei und sorgt dafür, dass alle Teilnehmer wohlbehalten ankommen. Insgesamt 3.500 Teilnehmer haben sie inzwischen auf dieser Strecke begleitet. "Wir hatten hier und da mal Pannen, aber meist konnte alles zurechtgebastelt werden", sagt Falk Altmann.
Dass neben den Wiederholungstätern auch viele neue Gesichter an der Rallye teilnehmen, ist für die Organisatoren ein gutes Zeichen. Den "Neuen" kann der Profi für den Start schon ein paar wichtige Tipps mitgeben: "Wichtig sind Ersatzreifen, Werkzeug und gute Musik. Manche Strecken können sich ganz schön ziehen."