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Dresdner Autorin Kaddi Cutz liest für Bier und gute Laune

Die Dresdner Autorin und Poetry-Slammlerin setzt ein beliebtes Format fort und fürchtet sich dabei weder vor Schüleraufsätzen noch vor Döner-Menüs.

Von Nadja Laske
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Kaddi Cutz mag Bier nicht nur hier im neuen Lokal "Opera", sondern auch beim Lesen in der Groove-Station., wo sie selbst Gastgeberin sein wird.
Kaddi Cutz mag Bier nicht nur hier im neuen Lokal "Opera", sondern auch beim Lesen in der Groove-Station., wo sie selbst Gastgeberin sein wird. © Marion Doering

Dresden. Schal ist es nicht geworden. Aber ein paar mehr Blumen hätte Kaddi Cutz verdient. Dafür, dass sie die Welt fast jeden Tag ein bisschen besser macht, mit dem Angebot zum gründlichen Gelächter - brüllend oder glucksend, tränenreich oder nicht. Ließe sich das Lachen jedoch zu Geld machen, müsste sich die Autorin, Journalistin, Poetin und Slammerin nicht ihre kleine Neustadtwohnung mit einer Katze teilen. Dann lebte sie mit dem gestiefelten Kater in einem Schloss.

Aber so locker sitzt der Reichtum in der Kunst eben nicht, deshalb muss Kaddi tatsächlich ihre Humoresken für Bier verkaufen. Damit am Ende alle plusminus Null rausgehen und doch gewonnen haben, findet sie einen Mittelweg: Das Publikum steuert den Text bei, so wie man das unter Freunden mit Kartoffelsalat, Muffins und Schaumwein macht, und die Gastgeberin richtet das herbeigeflogene Buffet hübsch an.

Zu erleben ist das am Dienstagabend in der Groove-Station. Dorthin lädt Kaddi Cutz zu einem neuen Teil der Veranstaltungsreihe "Lesen für Bier" ein. Die Idee dazu stammt nicht aus ihrem Zapfhahn. Die floss einst aus Lucas Fassnacht, ebenfalls Autor und Slammer, und hatte ihre Heimat in der Scheune. Doch Kaddi macht ihr alle Ehre, schon seit Anfang 2020, eine Art fröhliches Franchise.

Das Ganze geht so: Die Gäste bringen Texte mit, die öffentlich verlesen werden. "Das können alte Schüleraufsätze sein, Kalendereinträge oder Tagebuchaufzeichnungen, gern auch selbst geschriebene Lyrik oder Prosa, von mir aus die Speisekarte vom Dönerladen des Vertrauens", sagt Kaddi Cutz. Weil geteilte Arbeit doppelte Freude ist, hat sie sich eine Kollegin eingeladen. Mit ihr im Scheinwerferlicht wird Monika Mertens, wiederum Autorin und Poetry-Slammerin, sitzen. Ansonsten nur noch ihr Freund, der Kühlschrank.

Der ist wichtig. Denn er beherbergt das Bier, auch alkoholfreies für Fahrer, Abstinenzler, Schwangere und Minderjährige. "Die Texte, die uns das Publikum vorlegt, sehen wir auf der Bühne zum ersten Mal", versichert Kaddi. Damit geht sie natürlich ein Wagnis ein: Was, wenn ihr der Humor im Hals stecken bleibt oder am Hintern vorbeigeht? Schließlich steckt er ja seltenst im Text selbst, sondern entsteht beim Vortrag.

"Ich setze mich solchen Situationen gern aus", sagt Kaddi Cutz unerschrocken. Sicherheitshalber habe sie sich mit Monika Mertens eine Koryphäe der Komik zur Verstärkung genommen. Gemeinsam dürften sie über jede textliche Belanglosigkeit erhaben sein. "Wichtig ist, dass wir gut harmonieren und uns ergänzen."

Ist es vollbracht, und die Zuhörer haben sich nach Möglichkeit köstlich amüsiert, geht es zur Abstimmung: Fällt sie zugunsten des Textlieferanten aus, bekommt er ein Bier. Gewinnt aber das vorlesende Duo, gehört die Flasche ihm. Der Eintritt zur Veranstaltung kostet zwölf Euro. Gemessen an Oktoberfestpreisen amortisiert sich die Ausgabe rasch. Wer einen Text beisteuert, zahlt nur zehn Euro.

Kaddi Cutz hat ihre helle Freude an solchen Formaten. Viele Slam-Freunde kennen sie bereits aus ihrer Reihe "Geschichten übern Gartenzaun". Seit 23 Jahren ist sie in der deutschsprachigen Slam-Szene unterwegs, tritt selbst auf und moderiert Veranstaltungen. Zwei Bücher hat sie bisher geschrieben und Texte in Anthologien veröffentlicht. Häufig geht es dabei um das, was die Menschheit umtreibt: die Liebe samt Sand und Kuchenkrümel im Bett.

"Lesen für Bier", 24. Oktober, 19.30 Uhr, Groove-Station, 9 Euro im Vorverkauf, 10 Euro mit Text, 12 Euro ohne alles. www.kaddicutz.de.