Kümmert sich Dresden nicht mehr um dieses Kriegerdenkmal?

Dresden. Regelmäßig besucht Jana Schratt ihre alte Heimat Dresden. Jedes Mal, wenn sie aus Sonthofen anreist, kommt die 50-Jährige dabei auch nach Söbrigen. Hier lebten viele ihrer Familienangehörigen auf dem Elbweg, in jeden Ferien hat sie hier als Kind Zeit verbracht und kennt noch die Fähre, die zwischen Zschieren und Söbrigen einst fuhr.
Von ihrem letzten Besuch Mitte Juli ist Jana Schratt allerdings missgelaunt nach Hause zurückgefahren. "Das Kriegerdenkmal an der Elbe war völlig zugewachsen und hat einen Eindruck gemacht, als würde sich keiner mehr darum kümmern", sagt sie.
Inzwischen hat die Stadt jedoch reagiert, nachdem Jana Schratt auch beim Stadtbezirksamt Loschwitz nachgefragt hatte. Die Hecke ist akkurat geschnitten, das Denkmal von Bewuchs befreit. Und das nicht ohne Grund, ist doch das Kriegerdenkmal für die gefallenen Soldaten des Ersten Weltkrieges ein Kulturdenkmal, das durch das Landesamt für Denkmalpflege Sachsen erfasst ist.
"Der Erhalt steht im öffentlichen Interesse", antwortet das Amt für Kultur- und Denkmalschutz der Stadt. Die zahlreichen Gefallenendenkmäler in der Landeshauptstadt Dresden seien aufgrund ihrer ortsgeschichtlichen Bedeutung von hohem Aussagewert über die politischen Entwicklungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und gäben gleichzeitig Auskunft über die großen menschlichen Verluste die annähernd in jeder Familie spürbar geworden sind. Zahlreiche Namen sollen die im Krieg verstorbenen Personen ehren.
Doch weshalb wurde das Söbrigener Denkmal dann offenbar vernachlässigt? "Der Zustand der Bepflanzung am Denkmal ist uns bekannt. Euonymus und Wacholder sind zu groß und verdecken die Sicht. Anfang September werden wir uns mit der zuständigen Pflegefirma vor Ort treffen und über eine neue Pflanzung sprechen", antwortet das Amt für Stadtgrün auf SZ-Anfrage.
Und es soll noch mehr geschehen, um den Zustand des Denkmals zu verbessern. Die Fläche mit dem Kriegerdenkmal liege in der Verwaltung des Straßen- und Tiefbauamtes, erklärt Stadtsprecherin Diana Petters. "Zusammen mit dem Amt für Kultur und Denkmalschutz wird derzeit geprüft, wie das Denkmal aus Sandstein gereinigt werden kann."
Häufig wurden für die Gestaltung der Gedenksteine namhafte Architekten beauftragt, die ein landschaftsgestaltendes Objekt schufen. Gerade für die Inschriften wurden harte Gesteine benutzt, die bis heute fast schadensfrei existieren. Die Schriftauslegungen hingegen verwittern und könnten aus denkmalfachlicher Sicht erneut farblich ausgelegt werden, wenn eine Farbigkeit nachweisbar ist.
Das sind gute Nachrichten für Jana Schratt. "Auf dem Denkmal wird an junge Männer erinnert, deren Nachfahren zum Teil noch heute in Söbrigen leben. Es ist gut, wenn die Erinnerung wachgehalten wird."