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So geht es mit dem Hotel Stadt Rom weiter

Der Wiederaufbau des Hauses auf dem Dresdner Neumarkt hat eine wichtige Hürde genommen. Was jetzt noch für Probleme sorgen könnte.

Von Kay Haufe & Sandro Pohl-Rahrisch
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Das Hotel Stadt Rom auf dem Dresdner Neumarkt um 1910 auf einer Postkarte. Das Gebäude soll wiederaufgebaut werden.
Das Hotel Stadt Rom auf dem Dresdner Neumarkt um 1910 auf einer Postkarte. Das Gebäude soll wiederaufgebaut werden. © Sammlung Holger Naumann

Dresden. Der nächste Schritt zum Wiederaufbau des Hotels Stadt Rom in Dresden ist getan: Am Mittwoch stimmte der Bauausschuss mit großer Mehrheit dafür, einen Bebauungsplan für das Neumarkt-Areal aufzustellen. Wie geht es nun weiter? Die wichtigsten Fragen und Antworten dazu. 

Wo soll das Hotel Stadt Rom wiederaufgebaut werden?

Im Prinzip ist der Wiederaufbau an der Stelle geplant, wo das Gebäude bis zu seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg stand - an der Kleinen Kirchgasse, hinter dem heutigen Durchbruch der Vonovia-Häuserzeile zur Wilsdruffer Straße. 

Allerdings muss das Baufeld leicht verschoben werden, sonst würde es zu nah an der benachbarten Heinrich-Schütz-Residenz stehen. Der gesetzliche Abstand wäre nicht gewahrt. Bis 1945 betrug dieser nur etwa vier Meter. Außerdem wird das neue Hotel Stadt Rom nicht mehr Teil eines Gebäudeblocks sein, sondern als Solitär freistehen.

So sah das Hotel Stadt Rom einst aus. 
So sah das Hotel Stadt Rom einst aus.  © Stadtplanungsamt
© Stadtplanungsamt

Wie wird das Hotel Stadt Rom aussehen?

Geplant ist die Rekonstruktion der historischen Gebäudekubatur und der Fassaden von damals. Es gebe ausreichend Dokumente von früher, sodass der originalgetreue Wiederaufbau möglich sei, so die Stadtverwaltung. Das Gebäude des Hotels Stadt Rom entstand 1739 und wurde danach mehrfach umgebaut. Zerstört wurde das 1833 eröffnete Hotel beim Bombenangriff auf Dresden im Februar 1945, doch es liegen noch viele Originalteile im Lapidarium. 

Ein Investor, der sich für den Wiederaufbau interessiert, ist die Dresdner Niederlassung der Baywobau. Sie hat bereits Visualisierungen anfertigen lassen.

Die Visualiserung zeigt das Hotel Stadt Rom am leicht verschobenen Standort.
Die Visualiserung zeigt das Hotel Stadt Rom am leicht verschobenen Standort. © Arte4D/Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden

Was bedeutet der Wiederaufbau für den Neumarkt?

Das Hotel Stadt Rom würde den baulichen Abschluss des Neumarktes nach Süden hin bilden. Durch den Lückenschluss der Bauflucht wäre der Neumarkt an dieser Stelle wieder gefasst, so die Stadt.

Andererseits müssten für den Wiederaufbau neun Säuleneichen fallen, die 2008 auf der Freifläche gepflanzt wurden. Auch die Sitzgelegenheiten würden wegfallen. Grünen-Stadtrat Thomas Löser hat zwar ebenfalls dafür gestimmt, den Bebauungsplan aufzustellen. Er sagt aber auch, dass sich die Dresdner bewusst sein müssten, dass eine Freifläche verloren ginge.

Darüber hinaus macht die Stadt darauf aufmerksam, dass die Innenstadt schon jetzt am stärksten von Hitze in den Sommermonaten betroffen ist. Bäume würden nicht nur Schatten spenden, sie kühlten durch Verdunstung und Erhöhung der Luftfeuchte obendrein. Die dichte Bebauung verhindert zudem, dass nachts ausreichend kühle Luft ins Zentrum strömt. "Die Beseitigung des vitalen Baumblocks führt zu einer Verschlechterung der bereits benachteiligten bioklimatischen Bedingungen im Quartier", heißt es. Wie stark dieser Effekt genau wäre, wenn das Haus wiederaufgebaut wird, und wie man das ausgleichen könnte, müsste nun untersucht werden.

Kritik übten in den vergangenen Monaten auch Bewohner der Heinrich-Schütz-Residenz.  In einem Leserbrief an die SZ hatten sie unter anderem geschrieben, dass die Enge, die mit dem Hotel entsteht, die Wohnqualität der Bewohner aller angrenzenden Häuser beeinträchtige.

Was hält die Neumarkt-Gesellschaft von dem Projekt?

Grundsätzlich begrüßt die Gesellschaft Historischer Neumarkt den Wiederaufbau. Sie sieht für die Stieleichen auch kaum Chancen. "Es war klar, jedenfalls wurde das von der Politik so kommuniziert, dass diese nicht stehen bleiben sollten", so der Vorstand im Frühjahr. Unter der Fläche würden sich immer noch Teile des alten Kellers befinden. "Die Wurzeln haben also überhaupt keine Chance sich auszubreiten, und deshalb würden die Stieleichen auch kleinwüchsig bleiben." 

Nun fordern die Neumarkt-Wächter die Stadt auf, als Ersatz an anderer Stelle Bäume zu pflanzen, zum Beispiel an der Wilsdruffer Straße oder an der Kreuzstraße. Man wäre bereit, dafür eine weitere Spendenaktion einzuleiten, wenn im Dresdner Finanzhaushalt dafür keine Mittel bereitgestellt werden könnten. Auf eine langwierige Klimauntersuchung solle die Verwaltung stattdessen verzichten und dafür kein Geld ausgeben, "um ein zügiges Voranschreiten zu gewährleisten".

Wie geht es nun weiter?

Die Stadtverwaltung wird nun einen Bebauungsplan entwerfen. Dazu gehört auch die Abwägung der umweltrechtlichen Belange, zum Beispiel das Fällen der Säuleneichen und die Bewertung der Stadtklima-Auswirkungen. Außerdem können die Dresdner Kritik und Gegenvorschläge einbringen. Das komplette Verfahren wird vermutlich rund drei Jahre dauern. Wird der Bebauungsplan schließlich final beschlossen, will die Stadt die Immobilie verkaufen. Dieser Prozess könnte weitere anderthalb Jahre dauern. Erst dann könnte ein Investor anfangen zu bauen. Zuletzt waren drei Interessenten im Gespräch.

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