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Für Hollywood-Filmmusik: Dresdner Staatsoperette in neuem Licht

Für einen Konzertabend mit Hollywood-Filmusiken haben Bertram Kunz und Robert Kröber für die Dresdner Staatsoperette eine Licht-Show kreiert - weil Augen von heute mehr Action wollen.

Von Nadja Laske
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Der Beleuchtungsmeister Bertram Kunz (links) und der Lichtdesigner Robert Kröber haben in der Dresdner Staatsoperette ein außergewöhnliches Bühnenbild aus visuellen Effekten geschaffen.
Der Beleuchtungsmeister Bertram Kunz (links) und der Lichtdesigner Robert Kröber haben in der Dresdner Staatsoperette ein außergewöhnliches Bühnenbild aus visuellen Effekten geschaffen. © René Meinig

Dresden. Es liegt in der Natur der Sache: Die Gäste betreten den Saal und wenden sich der Bühne zu. Vielleicht kehren sie ihr nur einmal kurz den Rücken, um in der Stuhlreihe kniggegerecht an einem anderen Operettenbesucher vorbei auf den nächsten Platz zu rücken. Kaum jemand schaut nach hinten. Dorthin, wo hinter einem großen Fenster ein Gott zu sitzen scheint. Es werde Finsternis, sagt er nach dem dritten Gong, und der Zuschauerraum versinkt im Dunkel. Dann werde Licht, und das Stück beginnt.

In Wahrheit sind es Menschen aus Fleisch und Blut - Herzblut - die im Raum gegenüber dem Bühnengeschehen ihre Arbeitsplätze haben, so wie Bertram Kunz und Robert Kröber. Sie sitzen in einem kaum einsehbaren Kabinett, das meiste Licht dort geben Monitore und blinkende Lämpchen verschiedener Apparaturen. Auf einem der Bildschirme erscheint die Operettenbühne in Miniatur.

Für die beiden Beleuchter kann virtuell jederzeit eine bestimmte Vorstellung beginnen, auch wenn sie gerade gar nicht im Spielplan steht: Hooray for Hollywood. Dieser Inszenierung haben sie sehr viel Zeit und Kreativität gewidmet, mehr, als das Aufgabenfeld der Licht-Experten sonst zulässt.

Die Dresdner Beleuchter des Showbusiness

"Normalerweise kommen wir erst ins Spiel, wenn die Arbeit an einer neuen Inszenierung schon fortgeschritten ist", sagt Robert Kröber. Seit sieben Jahren ist er am Haus und sorgt außerdem für Beleuchtungskonzepte für ganz andere Bühnen im Showbusiness. Früher war er als Musiker unterwegs, stand mit seinem Kontrabass selbst vor Publikum. Doch das Familienleben legte ihm nahe, lieber auf das Technische auszuweichen. Er wurde Fachkraft für Beleuchtungstechnik, so viel zum Handwerklichen. Alles Weitere ist Kreativität, und die Kombination ergibt einen Lichtdesigner, der bei großen Künstlern hoch im Kurs steht.

Für die Band No Angels und Barbara Schöneberger war er engagiert, aktuell arbeitet er für den deutschen Musiker Philipp Poisel und den Komponisten Martin Kohlstedt. Als der Kapellmeister der Dresdner Staatsoperette, Peter Christian Feigel, mit einem Anliegen zu ihm und seinen Kollegen kam, war er begeistert. Für ein Konzert, in dem das Orchester Filmmusiken aus Hollywoodfilmen spielt, suchte er einen neuen visuellen Ansatz. Einen solchen Abend mit Fotos und Filmsequenzen zu illustrieren, das hat man schon allzu oft gesehen. Feigel wollte etwas anderes, etwas Moderneres, Reizvolleres.

Szene aus dem Konzertabend Hooray of Hollywood mit Licht-Show.
Szene aus dem Konzertabend Hooray of Hollywood mit Licht-Show. © PR/Staatsoperette Dresden

"Eigentlich ist das Regieteam für die Vorgaben zur Beleuchtung zuständig. Manchmal werden auch externe Lichtdesigner engagiert", sagt Bertram Kunz. Es ist Beleuchtungsmeister und kam zunächst als Elektroinstallateur ins Team. Die Liebe zum Theater begleitet ihn seit seiner Kindheit. "Schon als Schüler bin ich mit einem christlichen Wandertheater unterwegs gewesen." Dabei hat er viel gelernt, schließlich macht in einer solch kleinen Theatergruppe beinahe jeder jedes.

Vor 20 Jahren bewarb er sich als Beleuchter, absolvierte drei Jahre später die Ausbildung zum Beleuchtungsmeister, koordiniert inzwischen die Ausbildung der hauseigenen Azubis und hat zusammen mit seinem Kollegen Robert Kröber ein sehr spannendes Projekt umgesetzt.

Opulente Eindrücke und rasante Effekte in der Dresdner Staatsoperette

Hollywood-Musiken einmal anders zu intonieren, ist das Eine. Sie auch visuell neu zu präsentieren, das ist eine andere große Herausforderung. Gesucht wurde ein Beleuchtungskonzept, das sich, wie Lichtdesigner Robert Kröber sagt, an den Sehgewohnheiten der heutigen Zeit und vor allem der jüngeren Generationen orientiert. Die besuchen Shows, Konzerte und Kinovorstellungen und kennen opulente Eindrücke. Sollen sie sich auch künftig für Theater und Konzerte begeistern, muss man ihnen ein Stück weit entgegenkommen.

Um die Beleuchtung zur orchestralen Filmmusik zu entwerfen, stellten die beiden Lichtspezialisten am Computer den Bühnenraum nach. Auf dem Monitor entstand die Anmutung des Orchesters und aller Beleuchtungselemente, die für den Gesamteindruck sorgen. Das sind natürlich zahlreiche Scheinwerfer, aber auch Leuchtstäbe und -säulen, die bereits in anderen Produktionen genutzt wurden.

Choreografie aus 260 Lichtstimmungen

Schließlich entstand eine Choreografie aus insgesamt 260 Lichtstimmungen. Damit sind all die Beleuchtungseinstellungen gemeint, die auf Impuls hin aktiv werden. Das heißt, sobald sich der Rhythmus eines Musikstückes ändert, ein Paukenschlag ertönt oder der Refrain beginnt, ändert sich auch das Licht.

Ruhige Stücke brauchen viel weniger Lichtstimmungen als besonders effektvolle und rasante, wie zum Beispiel James Bond. Da verwandelt sich die Theaterbeleuchtung in Suchscheinwerfer oder optisch landet bei E.T. der Außerirdische ein Raumschiff auf der Bühne, und Pink Panther taucht den Bühnenraum in satte Rosatöne.

Die Veränderungen der Zeit und der heutigen Ansprüche zu nutzen, ebenso wie die Ideen hauseigener Köpfe, das halten Bertram Kunz und Robert Kröber für überzeugend. Überzeugend nicht nur für ihre eigene berufliche Leidenschaft, sondern vor allem fürs Publikum.

"Hoory of Hollywood", Staatsoperette Dresden, nächste Vorstellungen: 30. September, 19.30 Uhr, 1. Oktober, 15 Uhr, 26./27. Oktober, jeweils 19.30 Uhr. www.staatsoperette.de