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Einbruch ins Grüne Gewölbe: Verlobte eines Täters äußerte Verdacht

Im Prozess um den Juwelendiebstahl aus dem Grünen Gewölbe hat die damalige Verlobte am Mittwoch ausgesagt. Sie soll bereits früh vermutet haben, dass ihr künftiger Mann in den Coup involviert gewesen ist.

Von Alexander Schneider
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Spurensuche am Grünen Gewölbe: Durch das linke Fenster drangen die Täter am 25. November 2019 in das Museum ein, zu erkennen am durchtrennten Gitter. Auf Spurensuche ist derzeit auch das Landgericht Dresden in einem Beihilfe-Prozess.
Spurensuche am Grünen Gewölbe: Durch das linke Fenster drangen die Täter am 25. November 2019 in das Museum ein, zu erkennen am durchtrennten Gitter. Auf Spurensuche ist derzeit auch das Landgericht Dresden in einem Beihilfe-Prozess. © Archiv/Sebastian Kahnert/dpa

Dresden. Die damalige Verlobte von Bashir Remmo (27), einem der wegen des Juwelendiebstahls aus dem Grünen Gewölbe Dresden verurteilten Täters, hatte bei seiner Festnahme einen Verdacht. Die Frau telefonierte an jenem 17. November 2020 mit ihrer Tante und vermutete, dass insgesamt sechs Täter an dem Dresdner Einbruch beteiligt waren, darunter womöglich der kleine Bruder ihres Freundes.

Bashirs kleiner Bruder, das ist der 24-Jährige, der sich seit Anfang dieses Jahres wegen Beihilfe zu dem Einbruch vor dem Landgericht Dresden verantworten muss. Weil die Ermittler der Sonderkommission "Epaulette" auch das Telefon von Bashir Remmos Verlobter überwachten, kamen dieses und weitere Gespräche nun ans Licht.

Die Jugendkammer vernahm die ehemalige Verlobte (27) und ihre Tante (38), beide leben in Mannheim, am Mittwoch getrennt voneinander über eine Videokonferenz-Schaltung mit dem Landgericht Mannheim. Die Frauen bestritten, im Vorfeld von dem Einbruch gewusst zu haben. Sie seien schockiert gewesen, als sie im Fernsehen von der Festnahme der ersten drei Verdächtigen in Berlin erfahren hätten.

"Das toppt die Münze!"

Der 24-Jährige muss sich seit dem 5. Januar wegen Beihilfe zum Diebstahl mit Waffen, Sachbeschädigung und Brandstiftung verantworten. Laut Anklage sei es seine Aufgabe gewesen, in der Tatnacht seinen Bruder und zwei weitere Haupttäter zum vereinbarten Treffpunkt in Berlin zu fahren. Nach einer Polizeikontrolle soll er jedoch allein weitergefahren sein, um die ihn observierenden Beamten abzulenken.

Bislang kam wenig Belastendes gegen den jungen Mann zur Sprache. Ein Ermittler berichtete etwa, der Angeklagte sei der einzige in seiner Familie gewesen, der einer geregelten Arbeit nachgegangen sei. Die Observationen seiner Geschwister und der anderen verdächtigen sei weit aufwändiger gewesen.

Mit den überwachten Telefonaten könnte es nun jedoch für den Angeklagten ernst werden. So sollen die beiden Frauen gemutmaßt haben, dass die angebliche Vorbild-Rolle Bashirs gegenüber seinen beiden Brüdern sich auch auf das Begehen von Straftaten bezieht. So habe, auch das ist eine Information aus der Telefonüberwachung, Bashir seiner Verlobten über den Einbruch gesagt: "Das toppt die Münze!" Damit hatte er offenbar den Diebstahl der zwei Zentner schweren Goldmünze aus dem Bode-Museum gemeint, der auch auf das Remmo-Konto geht.

Ein arrangiertes Verlöbnis

Nachdem die Polizei mit mehr als 1.600 Beamten am 17. November in Berlin die ersten Verdächtigen verhaftet hatte, soll dann etwa die Tante gegenüber Bashirs Verlobter am Telefon gemutmaßt haben, dass es sich bei dem sechsten Komplizen wohl um einen Albaner handle, den sie namentlich nannte. Die 27-Jährige habe das Telefonat daraufhin schnell beendet, was dem Gericht und dem Staatsanwalt verdächtig vorgekommen sein muss.

Die Frau könnte geahnt oder gar gewusst haben, dass ihr Anschluss abgehört wird. Nach einer ihrer Polizeivernehmungen im Januar 2021 soll sie ebenfalls in einem Telefonat gesagt haben, das ihr Vater ihr geraten habe, sie solle gegenüber der Polizei aussagen, dass sie mit Bashir verlobt sei, denn dann müsse sie nichts sagen. Ihr Anfang 2018 offenbar über die Eltern arrangiertes Verlöbnis habe sie im November 2020 längst beendet.

Der Einbruch in Sachsens Schatzkammermuseum am 25. November 2019 gilt als einer der spektakulärsten Kunstdiebstähle Deutschlands. Die Täter erbeuteten 21 Schmuckstücke aus Diamanten und Brillanten und verursachten zudem mehr als eine Million Euro Schaden. Ein Teil der Beute fehlt noch immer. Fünf Männer, darunter auch Bashir Remmo, waren im Mai 2023 zu mehrjährigen Freiheitsstrafen verurteilt worden. Sie gingen in Revision, eines der Urteile ist rechtskräftig.

Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt.