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Geldsorgen im Dresdner Zauberschloss: "Das bringt uns an den Rand der Existenz"

Dem Kulturverein im Schloss Schönfeld in Dresden droht wegen steigender Energiekosten das Aus. Lässt sich das noch verhindern?

Von Christoph Pengel
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Vereinssprecher Rolf Garmhausen und Geschäftsführer Karl-Heinz Kaiser wollen das Zauberschloss vor dem Ruin bewahren.
Vereinssprecher Rolf Garmhausen und Geschäftsführer Karl-Heinz Kaiser wollen das Zauberschloss vor dem Ruin bewahren. © Christian Juppe

Dresden. Wunder für alle - unter diesem Motto tritt Anfang November ein Zauberkünstler im Schönfelder Renaissanceschloss auf. Der Verein, der das Schloss ehrenamtlich pflegt und Veranstaltungen organisiert, braucht zwar kein Wunder. Aber damit die Magie in den Gemäuern erhalten bliebt, muss bald etwas passieren. Andernfalls, sagen die Sprecher des Vereins, steht das Zauberschloss vor dem Ende.

Was genau macht der Verein im Renaissanceschloss?

Der Kunst- und Kulturverein Schloss Schönfeld ist seit dem Jahr 2005 im Renaissanceschloss aktiv. Auf sein Konto gehen jährlich rund 50 Veranstaltungen, vor allem Zaubershows, aber auch Feiern und Hochzeiten. 30 bis 35 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer tragen dazu bei, dass das Gebäude gepflegt wird und als kulturelles Zentrum erhalten bliebt. Der Verein ist Mieter im Schloss, Eigentümerin ist die Stadt Dresden.

Unter Zauberkünstlern sei das Schloss weltweit bekannt, sagt Karl-Heinz Kaiser, Geschäftsführer des Vereins. Wenn er auf internationalen Kongressen das "Magic Castle" in Dresden erwähne, wüssten alle Bescheid. In Dresden sei das anders, sagt Rolf Garmhausen, der Vereinssprecher. Würde man Menschen auf dem Altmarkt fragen, ob sie das Zauberschloss kennen, müssten viele passen. Aber Kaiser ist sicher: "Es ist ein tolles Haus. Und wir kämpfen darum, es zu retten."

Warum hat der Verein Geldsorgen?

Vor allem die steigenden Energiekosten stellen den Verein vor Probleme. Bis September habe man im Schloss monatlich 900 Euro für Erdgas ausgegeben, sagt Sprecher Garmhausen. Doch seit Oktober hätten sich die Vorauszahlungen auf 2.500 Euro erhöht - und damit fast verdreifacht. Auch bei Strom und Wasser rechnet der Verein mit steigenden Kosten.

Für das kommende Jahr geht Garmhausen von Einnahmen in Höhe von 88.000 Euro aus. Dem stehen Ausgaben in Höhe von 118.000 Euro gegenüber. Wie die Differenz von 30.000 Euro finanziert werden soll, ist bislang unklar. "Das bringt uns an den Rand der Existenz."

Mit diesem Plakat weist der Verein im Zauberschloss auf seine prekäre Lage hin.
Mit diesem Plakat weist der Verein im Zauberschloss auf seine prekäre Lage hin. © Christian Juppe

Damit nicht genug: Der Schloss-Dachboden muss laut Garmhausen bald geräumt werden, aus Brandschutzgründen. Die Kosten, die dadurch entstehen, würden die Lage noch verschlimmern.

Im Schloss hat man angefangen zu sparen. Geprobt wird nur noch tagsüber, um Sonnenlicht zu nutzen. Der Verein heizt weniger. Wobei er darauf achten muss, dass es im Gebäude nicht zu kalt wird - denn es gilt Denkmalschutz.

Sparmaßnahmen allein könnten den Verein aber nicht retten, sagen Garmhausen und Kaiser. Ohne Unterstützung würde man bis Herbst 2023 auf eine Insolvenz zusteuern.

Wer könnte den Verein retten?

Der Verein wurde in den vergangenen Jahren vom Ortschaftsrat Schönfeld-Weißig unterstützt. Allein 2020 und 2021 flossen insgesamt 50.000 Euro - nicht zuletzt, um dem Verein durch die Pandemie zu helfen. Seit der Gründung im Jahr 2005 habe der Verein "erhebliche Fördermittel" erhalten, sagt Ortsvorsteherin Manuela Schreiter (CDU).

Doch es sieht nicht so aus, als würde die Ortschaft diesmal einspringen. Geschäftsführer Kaiser erzählt von einem Gespräch, das er mit der Ortsvorsteherin im März geführt hat. Dabei habe Schreiter signalisiert, dass die Ortschaft den Verein bei Betriebskosten und Miete nicht mehr unterstützen könne.

Auf Nachfrage von Sächsische.de sagt Schreiter allerdings nicht, dass der Verein in Zukunft kein Geld mehr von der Ortschaft bekommt. Sie sagt auch nicht, dass der Verein weniger Geld bekommt. Stattdessen verweist sie auf die Fördergeld-Richtlinien. "Alle Vereine im Schönfelder Hochland sind grundsätzlich gleich zu behandeln."

Es klingt wie: Niemand soll bevorzugt werden, auch nicht der Verein im Zauberschloss. Schreiter sagt, sie habe Kaiser darum gebeten, die "Rolle des Vereins" stärker "im Interesse des Gemeinwohls" auszurichten. Was das konkret bedeuten sollte, erklärt sie nicht.

Schreiter weist aber auf eine weitere mögliche Geldquelle hin: den "Sonderfonds Energie", der einmalig eingerichtet wurde. Garmhausen und Kaiser sagen, dass sie sich um Geld aus diesem Topf bewerben wollen. Ob das reichen würde, ist aber ungewiss.

Deshalb schauen Garmhausen und Kaiser nun nach Dresden. Die Stadt ist dem Verein schon öfter entgegengekommen. Sie hat auf Geld verzichtet, das ihr als Vermieterin zugestanden hätte. Der Verein hat nun einen Brief an Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) geschickt.

Worum bittet der Verein den Oberbürgermeister?

Der Brief ist ein Hilferuf: So bittet der Verein um ein Gespräch, in dem Hilbert eine "verbindliche Zu- oder Absage zum Erhalt des Zauberschlosses" geben möge. Dabei soll es auch um eine Anpassung des Mietvertrags gehen, damit der Verein überleben kann.

"Wir brauchen eine Zukunftsvision", sagt Vereinssprecher Garmhausen. Ideal wäre es demzufolge, wenn die Stadt sämtliche Betriebskosten übernehmen würde. Das wäre ein wichtiges Signal an die Menschen, die sich im Schloss unentgeltlich abmühen. "Ehrenamtliche Arbeit muss Freude machen", sagt Garmhausen.

Laut einem Rathaus-Sprecher ist Hilbert derzeit im Urlaub. Ob der OB zu Verhandlungen mit dem Verein bereit ist, werde er nach seiner Rückkehr entscheiden.