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Kellereinbrüche verunsichern Dresdner Mieter

Immer wieder kommt es vor, dass Diebe keine Einbruchsspuren an den Türen hinterlassen. Woran das liegt, ist schwer zu ermitteln. Mieter fordern mehr Sicherheit.

Von Nora Domschke
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Immer wieder werden Wertgegenstände wie E-Bikes aus Dresdner Kellern gestohlen. Oft ist unklar, wie sich die Diebe Zugang verschaffen.
Immer wieder werden Wertgegenstände wie E-Bikes aus Dresdner Kellern gestohlen. Oft ist unklar, wie sich die Diebe Zugang verschaffen. © Symbolfoto: dpa/Robert Schlesinger

Dresden. Richtig sicher fühlen sich René Tannhäuser und Dietmar Leuthold in ihrem Wohnhaus nicht mehr. Kurz vor Weihnachten, am 20. Dezember, waren Diebe in den Keller des Löbtauer Altbaus eingebrochen und haben ein teures E-Bike gestohlen.

Ein zweites E-Bike ließen die Einbrecher stehen - wahrscheinlich wurden sie von einer Anwohnerin gestört, die nachts nach Hause kam und Licht im Keller bemerkte. "Sie hat sich natürlich nicht getraut, hinunterzugehen, aber sie hat die Polizei verständigt", erzählt René Tannhäuser. Daraufhin haben sich die Diebe aus dem Staub gemacht, so seine Vermutung.

Als die Polizei später in seinem Wohnhaus eintrifft, können die Beamten nur noch feststellen, dass es weder an der Haustür noch an der schweren Brandschutztür im Keller Einbruchsspuren gibt. "Das fanden wir schon merkwürdig", sagt René Tannhäuser. "Das kann ja nur bedeuten, dass die Einbrecher einen Schlüssel hatten." Im Dresdner Vonovia-Netzwerk, das er und Dietmar Leuthold 2019 gegründet haben, fragen sie bei Mietern des Bochumer Wohnungsunternehmens nach - und bekommen erstaunlich viele Rückmeldungen.

Diebesbanden organisiert unterwegs

Auch in anderen Mehrfamilienhäusern des Großvermieters habe es demnach derartige Einbrüche gegeben, bei denen die Türen unversehrt waren und nicht aufgebrochen wurden. Vonovia-Mieter Steven Warg berichtet, dass es in seinem Gorbitzer Wohnhaus erst in der vergangenen Woche einen solchen Einbruch gab. Seine und zwei weitere Kellerboxen wurden aufgebrochen, an der Haus- und Kellertür konnten die Polizisten indes keine Spuren entdecken.

Weitere Meldungen kamen von Mietern aus dem gesamten Stadtgebiet. Insgesamt seien so über das Netzwerk rund 70 solcher Einbrüche bekannt geworden, sagt Tannhäuser. Weil die Mieter aufmerksamer sind, konnten Polizeibeamte einige Diebe auf frischer Tat ertappen.

Am 25. Januar wurden Polizisten von Anwohnern in die Comeniusstraße gerufen, weil sich mehrere Personen in einem Mehrfamilienhaus an Fahrrädern zu schaffen machten. Die Diebe waren zwar weg, aber die Beamten entdeckten in der Nähe einen Kleintransporter, der mit sechs gestohlenen Fahrrädern beladen war. Das zeigt, wie organisiert die Diebesbanden unterwegs sind.

Dass sich fremde Menschen Zugang in das eigene Wohnhaus verschaffen, schürt Angst unter den Mietern. "Wir haben nach dem Einbruch in unser Haus mit Vonovia Kontakt aufgenommen und gefordert, dass etwas unternommen wird, um die Gebäude sicherer zu machen", berichtet René Tannhäuser. "Vonovia bestreitet vehement, dass irgendwelche Schlüssel im Umlauf sind."

Eine Videoüberwachung und den Einbau neuer Schließzylinder lehnt der Großvermieter ab, wie aus dem Schreiben einer Vonovia-Mitarbeiterin an Tannhäuser und Leuthold hervorgeht. "Das Einbruchsrisiko, egal ob in Keller oder Wohnung, ist ein normales Lebensrisiko, welches außerhalb unseres Einflussbereiches liegt", so die Mitarbeiterin.

Vonovia kann keine Häufung feststellen

Auch Vonovia-Sprecher Matthias Wulff wiegelt ab. "Wir erleben, genau wie alle anderen Hausbesitzer, in den vergangenen Jahren immer wieder Kellereinbrüche in Dresden - unter verschiedenen Umständen." Eine besondere Häufung könne Vonovia aktuell nicht feststellen.

Grundsätzlich sei es so, dass Vonovia nie die Schlüssel zu gemieteten Flächen wie der Wohnung und des Kellerverschlags hat. Das bedeute: Die Sicherung von Gegenständen darin, besonders bei wertvollen Gegenständen wie E-Bikes, ist Sache der Mieter, so Wulff. "Wir empfehlen ihnen grundsätzlich, ihr Eigentum in allgemein zugänglichen Bereichen wie Haus- und Kellerfluren gut zu sichern und auch gegebenenfalls Versicherungen abzuschließen, das ist etwa für teure E-Bikes einfach und günstig."

Ob die Einbrüche, bei denen es keine Spuren an den Türen gibt, mit Schlüsseln von Vonovia-Mitarbeiter zusammenhängen, ist unklar. "Über den Verbleib einzelner Schlüssel können wir nichts sagen." Nur soviel: Es sei normal und durchaus üblich, dass die Hausschlüssel von Mehrfamilienhäusern Dritten zugänglich sind – Rettungsdiensten und Krankentransporten, aber auch Reinigungskräften und anderen Dienstleistern, die sich um Pflege und Reparatur der Häuser und Wohnungen kümmern.

Das sei auch bei anderen Hausbesitzern so und bilde eine gute Balance zwischen dem Sicherheitsbedürfnis der Bewohner und den praktischen Themen des Zugangs in die Gemeinschaftsflächen, so Wulff weiter. "Wir wissen alle, dass es für Außenstehende auf verschiedenen Wegen möglich ist, auf die Gemeinschaftsflächen von Mehrfamilienhäusern zu gelangen, sei es per anonymem Klingeln oder durch andere Ansätze." Wenn jemand es darauf anlege, komme er immer in den Hausflur.

Zahl der Kellereinbrüche sinkt

Tatsächlich ist die Zahl der Diebstähle aus Kellern, Böden oder Waschküchen im vergangenen Jahr etwas zurückgegangen, wie Polizeisprecher Marko Laske auf Anfrage mitteilt. 2020 und 2021 bearbeiteten die Beamten jeweils rund 3.500 Fälle, im vergangenen Jahr waren es 3.100 Fälle. Rund 350 Fälle konnten jeweils aufgeklärt werden.

Zum Diebesgut gehört grundsätzlich jede Art von Wertgegenständen, so Laske. "Angefangen von Fahrrädern über Werkzeug bis hin zu Haushaltsgeräten." Die Einbrüche verteilen sich über das gesamte Stadtgebiet. "Unbestritten werden in Bereichen, in denen es zahlreiche große Mehrfamilienhäuser gibt, häufiger derartige Einbrüche festzustellen sein."

Laske bestätigt, dass es immer wieder Einbrüche gibt, bei denen keine Spuren an den Eingangstüren von Mehrfamilienhäusern zu sehen sind. Dafür könne es mehrere Gründe geben, etwa, dass die Haustür von den Bewohnern nicht verschlossen wurde oder dass die Täter selbst in dem Haus wohnen.

Weder das eine noch das andere sei in ihrem Haus der Fall, sagen René Tannhäuser und Dietmar Leuthold. Sie bleiben bei ihrer Forderung, dass das Schließsystem ausgetauscht werden soll.