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Lärm in Dresden: Was die Einwohner am meisten nervt

Eine neue Umfrage zeigt, in welchen Stadtteilen die Lärmbelastung am größten ist - und wie viele Menschen deshalb über einen Umzug nachdenken.

Von Sandro Pohl-Rahrisch
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Die Königsbrücker Straße ist einer neuen Umfrage zufolge die zweitlauteste in Dresden - nach der A4.
Die Königsbrücker Straße ist einer neuen Umfrage zufolge die zweitlauteste in Dresden - nach der A4. © Marion Doering

Dresden. Frische Luft ist nicht nur gesund, sie hilft in der Wohnung auch, Schimmel vorzubeugen. Viele Dresdner empfinden es allerdings als belastend, das Fenster zu öffnen. Denn frische Luft gibt es oft nur gegen Lärm. Die Stadt hat daher rund 2.500 Dresdner befragt, um herauszufinden, wie viele Menschen von Lärm betroffen sind und wo sie wohnen.

Die lautesten Stadtteile: Lockwitz, Seevorstadt, Neustadt

Das Ergebnis: 73 Prozent schätzen ihre Wohnlage als laut ein. Der meiste Krach herrscht demnach in Lockwitz, der östlichen Seevorstadt, der südlichen Johannstadt, der Albertstadt und der Inneren Neustadt. Zwischen 85 und 95 Prozent der dort Befragten bezeichnen ihre Wohnlage als laut. Insgesamt 17 von 64 Dresdner Stadtteilen wurden ähnlich häufig als laut bezeichnet. Ausgeglichen sind die Wertungen dagegen in Plauen, Kleinzschachwitz und Laubegast.

Der lauteste Ort: Wohnung bei geöffnetem Fenster

Die Stadt wollte auch wissen, wo der Lärm als besonders belastend wahrgenommen wird. Am häufigsten (81 Prozent) gaben die Teilnehmer hier die eigene Wohnung bei geöffneten Fenstern an, gefolgt vom Balkon, der Terrasse oder dem Garten an der Wohnung.

Einigermaßen aushalten lässt es sich hingegen bei geschlossenen Fenstern, wobei hier immer noch 31 Prozent der Befragten unter Lärm leiden. "Dies lässt auf eine hohe qualitative Wohnungsausstattung im Bereich schallschützende Isolierverglasung schließen", so die Stadt. Bereits die Kommunale Bürgerumfrage habe im vergangenen Jahr gezeigt, dass eine Wohnungsausstattung mit neuer oder sanierter Isolierverglasung flächendeckend umgesetzt sei. Demnach ist in fast 90 Prozent der Haushalt in allen oder den meisten Räumen eine moderne Isolierverglasung vorhanden - doppelt verglaste Fenster oder Kastendoppelfenster, die nach 1990 eingebaut oder saniert wurden.

Die Lärmquellen: Straßenverkehr auf Platz 1

Aber woher kommt der Lärm? Mit deutlichem Abstand stören Autos, Laster und Motorräder die Ruhe der Dresdner. In 85 Prozent der Fälle werden Kraftfahrzeuge als Lärmquelle genannt. Die Zahl der PKW und LKW generell, aber auch Raserei sowie - aus Sicht der Befragten - zu hohe Tempolimits sehen die Lärmgeplagten als Hauptgründe.

Hinter den Kraftfahrzeugen folgen Straßenbahnen und Flugzeuge, jedoch mit einigem Abstand. Lediglich 26 bzw. 21 Prozent fühlt sich von diesen Verkehrsmitteln belästigt. Noch weniger nannten Züge.

Die lautesten Straßen: A4, Königsbrücker und Leipziger Straße

Insgesamt zeigt sich im Tagesverlauf über fast alle Lärmquellen hinweg eine deutliche Lärmwahrnehmung zwischen 6 und 18 Uhr, welche am Abend absinkt und sich in den Nachtstunden weiterhin verringert, so die Stadt. Allerdings gibt es auch in diesem Bereich Ausnahmen: In Altfranken/Gompitz, Kaditz und Cossebaude nehmen jeweils mehr als 70 Prozent der Befragten Lärm auch nachts deutlich wahr. Alle drei Stadtteile bzw. Ortschaften liegen in Autobahnnähe. So ist die A4 auch die am häufigsten genannte, laute Straße in der Umfrage. Daran schließen sich die Königsbrücker Straße, die Leipziger Straße, die Bautzner Straße, die Kesselsdorfer Straße, die A17 und die Caspar-David-Friedrich-Straße an.

Die Konsequenzen: 39 Prozent denken über Umzug nach

Tatsächlich denken nicht wenige Teilnehmer darüber nach, aufgrund des Krachs Konsequenzen zu ziehen und sich eine neue Wohnung zu suchen. 39 Prozent ziehen dies in Betracht.

Mit den Ergebnissen will die Landeshauptstadt nun arbeiten. Denn im kommenden Jahr soll der sogenannte Lärmminderungs-Masterplan überarbeitet werden. Dort steht nicht nur drin, wo es besonders laut ist, sondern auch, was dagegen getan werden soll. Im Rahmen der Überarbeitung soll untersucht werden, welche Maßnahmen bereits umgesetzt wurden und was sie gebracht haben. In fünf Jahren will die Stadt die Umfrage wiederholen.

Als zweites Instrument fließt in den Lärmaktionsplan die Lärmkartierung ein - ein Atlas, der straßengenau zeigt, wie viel Lärm tags und nachts an Wohnhäusern in Dresden anliegt. Die neuesten Berechnungen sind erst im vergangenen Jahr veröffentlicht worden.