Startup: "Hätten nie gedacht, dass es so schnell geht"

Dresden. Genau so stellt man sich ein hippes Startup vor: Eine Dart-Scheibe, ein Kicker-Tisch, eine Pflanze, die im Bogen bis zur Decke wächst, viele Bildschirme und viele junge Leute. Den beiden, die sich als Theodor Glöer und Alexander Heiß vorstellen, würde man im ersten Moment eher einen Kakao als einen Kaffee anbieten. Zwei Minuten später trinkt man den Kakao dann lieber selbst.
Glöer und Heiß sind die Geschäftsführer der Blackfire Medien GmbH, die in den hellen Räumen in Löbtau ihr Domizil hat. Ihr Unternehmen produziert Image- und Werbefilme, und kümmert sich auch gleich darum, ihre Auftraggeber in den sozialen Medien sichtbar zu machen: YouTube, Instagram, Facebook.
Und weil ja jeder mal eben eine Firma gründen kann, haben sich die beiden 21-Jährigen gleich noch eine zweite zugelegt: Die Falcondev IT GmbH beschäftigt sich mit Web- und Software-Entwicklung, um auch die ausgefallensten Kundenwünsche erfüllen zu können. Insgesamt beschäftigen Glöer und Heiß derzeit zwölf Mitarbeiter. Keiner von ihnen ist über 30.

Theodor studiert Wirtschaftsingenieurwesen an der HTW Dresden. Seinen Mitstreiter Alexander lernte er einst beim Online-Spielen kennen. Schnell merkten die beiden, dass sie in der echten Welt ziemlich ähnliche Karrierepläne hatten. Alexander stammt aus Stuttgart und studiert momentan Wirtschaftsinformatik, ebenfalls an der HTW.
Seine ersten Werbefilme produzierte Theodor noch daheim im Kinderzimmer in Großröhrsdorf. Nachdem er mit Alexander in eine WG in Reick gezogen war, wurde die Arbeit schon professioneller. Im Januar 2020 gründeten die beiden schließlich Blackfire und suchten sich nach und nach ein Team aus anderen kreativen Könnern zusammen.
Markenuhren, Eishockey und Handball
Im Februar dieses Jahres zogen sie in ihre eigenen Büroräume - die nun schon wieder aus allen Nähten platzen. Die nächste Expansionsstufe wird nicht lange auf sich warten lassen. Schon im kommenden Jahr wollen sie allein bei Blackfire die Zahl der Beschäftigten auf 20 fast verdoppeln.
"Wir hätten selbst nie gedacht, dass das so schnell geht", sagt Theodor Glöer, und für einen Moment wirkt es, als würde er sich in seinem eigenen Laden ungläubig umschauen.
In diesem Jahr war die Blackfire Medien GmbH für den Sächsischen Gründerpreis nominiert. Nur 18 Monate nach dem Start zählen bereits große Marken wie der bekannte Uhrenhersteller Eichmüller zu den Kunden der Dresdner, genauso wie das Unternehmernetzwerk BNI und die Rödertalbienen aus der 2. Handballbundesliga der Frauen. Außerdem ist Blackfire Videopartner und Sponsor der Dresdner Eislöwen.
Unterricht in den Livestream verlegt
Der Aufstieg der jungen Dresdner ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, in welcher Zeit sie sich selbstständig gemacht haben. Im Corona-Lockdown seien auch bei ihnen zunächst alle Aufträge storniert worden. Die Kundschaft hielt ihr Geld zusammen. Theodor Glöer und Alexander Heiß reagierten und drehten sich. Unter anderem halfen sie einer Nachhilfeschule, den Unterricht komplett in den Livestream zu verlegen.
Wenn die jungen Dresdner von Qualität und Nachhaltigkeit sprechen, wirken sie schon wie alte PR-Hasen. Sie loben ihr Team, betonen, wie viel Spaß sie alle gemeinsam haben, dass sie selbst in ihrem eigenen Unternehmen am wenigsten verdienen und sie einen Teil ihres Gewinns an soziale Projekte in der Region spenden. Sie sind beide keine Selbstdarsteller, die den großen Auftritt lieben. Viel lieber wollen sie mir ihrer Arbeit überzeugen.

Der frühere Dresdner Stadtbaudirektor Jürgen Marr, den Alexander einst beim Unternehmernetzwerk BNI kennenlernte, stand den beiden in der Gründungsphase als Pate zur Seite. "Ich bin immer wieder erstaunt über den Mut der beiden jungen Leute", sagt er. "Vor allem ihr Weitblick bei der Planung ihrer Unternehmen fasziniert mich."
Bleibt neben dem Geschäfteführen und dem Studium überhaupt noch Zeit für die Dinge, die andere junge Leute gern machen? 80-Stunden-Wochen waren in den ersten Monaten keine Seltenheit. "In letzter Zeit habe ich aber gelernt, mich auch mal rauszunehmen", sagt Theodor. Er geht gern Clubs und ist Schiedsrichter bei Fußballspielen, während Alexander lieber zwei, drei Abende in der Woche zum Daddeln am Computer nutzt.
Da fühlt man sich fast ein bisschen erleichtert.